Das Interesse am ersten Klimakongress des Landkreises in Wart war groß. Foto: Thomas Fritsch

Das Thema Klima ist definitiv angekommen im Kreis Calw. Zum ersten Klimakongress des Landkreises Calw kamen 160 Interessierte nach Altensteig-Wart – darunter viele aus Kommunalpolitik und Wirtschaft.

Kreis Calw - Es war die erste große und öffentlichkeitswirksame Veranstaltung, die das junge Klimaschutz-Team des Calwer Landratsamtes mit Sandra Hinke, Leonie Roth und der Student Fabian Traub auf die Beine gestellt hat. Und das große Interesse an Thema und Event gibt des Organisatoren Recht.

Sie hatten allerlei Experten an diesem Tag ins Congress Centrum nach Altensteig gelotst – von der Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA) über den Regionalverband Nordschwarzwald und das Regierungspräsidium Karlsruhe bis zu EnBW und Bodensee-Stiftung. Und sogar die große Politik war in Person der SPD-Bundesvorsitzenden und Bundestagsabgeordneten Saskia Esken – wenn auch nur recht kurz – in Wart präsent.

"Was dafür vor Ort geschieht, das hat Relevanz"

Nach der Begrüßung durch Landrat Helmut Riegger zeigte sich Esken sogar ein wenig stolz auf "ihren" Landkreis: "Mein Landkreis hat es verstanden, dass wir in Sachen Klima global denken und lokal handeln müssen", sagte die oberste Genossin vor den Teilnehmern der Tagung. "Das hier ist eine wirklich kluge Initiative des Landkreises." Esken stellte klar, dass beim Klima nicht nur die große Politik zähle: "Was dafür vor Ort geschieht, das hat Relevanz", so Esken, die sich sicher zeigte, dass kleine Einheiten wie der Kreis Calw und die große Politik die Angelegenheit Klimawandel gemeinsam in den Griff bekommen können. Und dass man dabei auch ein starker Wirtschaftsstandort belieben könne. Allerdings verschwieg sie nicht, dass da jede Menge Arbeit auch auf den Landkreis zukomme – wie die 47 Windräder, die mittel- bis langfristig im Kreis Calw entstehen sollen

Hält nicht viel von Zwang und Verboten

Bei diesem so wichtigen Thema halte sie nicht so viel von Zwang und Verboten – und auch Tipps zum Waschen und Duschen findet sie "nicht so optimal", stichelte sie beispielsweise in Richtung des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann, der mit seinem Waschlappen-Tipp bundesweit für Aufsehen gesorgt hatte.

"Eine Frage der Vernunft und nicht der Ideologie"

Volker Kienzlen von der Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA) betonte in seinem Statement, dass Klimaschutz "eine Frage der Vernunft und nicht der Ideologie" sein müsse. Er ließ keinen Zweifel über die Tatsache des Klimawandels aufkommen: "Der Klimawandel ist da und er verursacht Schäden und Todesfälle", sagte Kienzlen. "Es brennt in Sachen Klima." Auf diesem Sektor ändere sich so viel und so schnell wie in den vergangenen 20 000 Jahren nicht, machte er den Teilnehmern klar. Auch Kienzlen lobte die Arbeit des Landkreises und seines Klimateams: "Es ist gut, dass Sie im Kreis Calw auf konkrete Maßnahmen abzielen", so der Mann von der KEA. Allerdings gelte es, jetzt schnell in die Umsetzung zu kommen.

Vier Fachforen am Nachmittag

Nach Beiträgen von Nina Grimaldi von der Stabsstelle Energiewende, Windenergie und Klimawandel beim Regierungspräsidium Karlsruhe und Thomas Bahnert, Chefplaner und amtierender Verbandsdirektor des Regionalverbandes Nordschwarzwald – und der Mittagspause – ging es für die Teilnehmer in vier Fachforen: "Offenland und Photovoltaik: Potenzial, Chancen und Konflikte" mit Jörg Dürr-Pucher (Vorsitzender der Plattform Erneuerbare Energien Baden-Württemberg e.V.) und Dagmar Hämmerle, Abteilungsleitung Landwirtschaft und Naturschutz, Landratsamt Calw, "Windkraft im Landkreis Calw" mit Raphael Montigel (Leiter der Landesgeschäftsstelle Bundesverband WindEnergie) und Michael Class, Leiter Erzeugung Portfolioentwicklung bei der EnBW; "Regionale Wertschöpfung und Bürgerbeteiligung" mit Dimitri Vedel vom PV-Netzwerk der Bodensee-Stiftung und Jörg Stahl, Vorstand BürgerEnergie Nordschwarzwald eG, sowie "Wärmewende aktiv voranbringen" mit Volker Kienzlen und Oberreichenbachs Bürgermeister Karlheinz Kistner.