Nicole Mittmann (Mitte) erklärt Kanzler Olaf Scholz, wie ein Hefezopf geflochten wird. Foto: Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks e.V./Markus Nass

Live-Auftritt im ZDF-Morgenmagazin und dann auch noch Besuch von Deutschlands Bundeskanzler: Nicole und Patrick Mittmann sind Deutsche Meister und Vize-Weltmeister im Backen und vertraten das Nationalteam auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin. Eine Kontrolle durch das BKA war vorab nicht unbedingt geplant.

Vor Monaten meldeten sich die beiden Sulzer Nicole und Patrick Mittmann für die Internationale Grüne Woche in Berlin an. Die beiden arbeiteten dort zwei Tage lang in der Backstube und versorgten die Besucher mit frischen Backwaren. Doch nur einen Tag vor Abreise aus dem Dorf im Nördlichen Schwarzwald ging der Trubel schon los.

Patrick sei am Samstag früh aufgestanden und erst mal eine Nachricht auf seinem Handy gesehen: „Wir brauchen eure Kontaktdaten und Geburtstage, Olaf Scholz kommt auf die IGW“, erzählt der Bäckermeister. Dafür müssten er und seine Cousine Nicole Mittmann angemeldet und geprüft werden. In Berlin sind sie immerhin nicht gerade oft unterwegs.

Doch: Auch wenn die beiden Schwaben nur in einer Bäckerei in Jettingen arbeiten, sind die beiden nicht unbekannt. Denn die Bäckermeister tragen mittlerweile schon so einige Titel. 2018 gewannen sie die Deutsche Meisterschaft, 2019 wurden sie Vize-Weltmeister und im vergangenen Jahr erhielten sie als Drittplatzierter auf der iba-Messe die Auszeichnung „Bestes Schaustück“. Und obwohl die beiden dafür schon vor Kameras standen, war die IGW am vergangenen Montag eine ganz besondere Erfahrung.

Auftritt im Morgenmagazin

Der Tag begann für die beiden Bäcker um 5.30 Uhr auf der Messe. Dann ging es auch direkt ans Backen. Denn für das Fernsehteam des Morgenmagazins sollte schon einiges an Gebäck in der Schaubäckerei der Deutschen Innungsbäcker zu sehen sein, erzählt Nicole im Gespräch mit unserer Redaktion.

Bei einem kurzen Austausch berichtet Patrick Mittmann (rechts) Kanzler Olaf Scholz von der Bäckernationalmannschaft. Foto: Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks e.V./Markus Nass

„Wir waren echt aufgeregt“, betont Patrick. Immerhin sei ein Live-Auftritt nochmal etwas anderes – es gibt keinen zweiten Versuch. Wer die Sendung allerdings verfolgte oder den Clip noch im Internet nachschaut, sieht: Die beiden sind souverän dabei und schwingen den Brezelteig in den bekannten Knoten, als würden sie es täglich machen. Wer hätte es gedacht.

Schwäbische Brezeln überzeugen Norddeutsche

Und Brezeln wurden an den beiden Tagen zur Genüge gebacken. „Die Berliner kennen unsere schwäbischen Brezeln ja nicht wirklich“, meint Nicole. „Was für uns alltäglich ist, war für die Besucher das Highlight“, ergänzt Patrick lachend. Doch auch Brote, Hefezopf und allerlei weitere Backwerke wurden in der Schaubäckerei frisch zubereitet und auf der Messe verkauft.

Wie Roland Ermer, Präsident des Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks, passend in der Sendung erklärt, wollen die Bäcker zeigen: „Das ist Handwerk pur!“ Vor Ort können die Leute sehen, was handwerklich arbeiten bedeutet. Dass Backwaren nicht nur aus einem Automaten kommen, sondern selbst gemacht werden.

Kontrolle vom Bundeskriminalamt

Und damit ging es auch weiter: „Wir haben anschließend so viel gebacken, wie möglich“, erzählt Patrick. Denn nur ein paar Stunden später ging es erst so richtig los. Die Backstube wurde geputzt, die Ofen ausgeschalten und der Bereich abgesperrt. Damit für den Besuch des Kanzlers alles auch gut aussieht.

Es war eine besondere Erfahrung für die Bäcker. Foto: Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks e.V. /Markus Nass

Alle Personen vor Ort wurden vom Bundeskriminalamt geprüft und sogar ein Spürhund suchte nach möglichen Gefahren. „Das war schon krass“, unterstreichen die beiden Sulzer. Denn die Aufregung stieg immer mehr. „Wer hätte damals gedacht – als wir Bäcker gelernt haben –, dass wir irgendwann einmal neben unserem Kanzler stehen“, führt Nicole aus.

Drei Minuten mit dem Kanzler

Das sei wirklich etwas Besonderes gewesen. „Wir haben uns gefühlt wie Affen im Zoo“, meint Nicole lachend. Denn aufgrund des hochrangigen Besuchs waren zig Pressevertreter mit Kameras um die Bäckerei verteilt. Jeder wollte einen Blick und ein gutes Bild erhaschen.

Zuerst begrüßte Ermer Kanzler Scholz und nutzte die Chance demnach auch, die Sorgen des Handwerks anzusprechen. Wie Ermer schon im Morgenmagazin berichtete, sei es unter anderem besonders wichtig, dass die Entscheidungsträger vor einem Beschluss mit dem Verbänden sprechen. Denn diese wüssten, wie es am besten umsetzbar sei. Die Bürokratie mache einen fertig.

Dann ging es für Scholz auch schon in die Stube hinein und Nicole, Patrick und die anderen Bäcker erklärten ihm, wie ein Hefezopf geflochten wird. „Also eins ist klar: Er ist Politiker und kein Bäcker“, unterstreichen die beiden. Denn, wie auch in einem Video auf der Seite www.bundeskanzler.de zu sehen ist, fasste Scholz den Teig ganz vorsichtig mit zwei Fingern an, während die Bäckermeister um ihn herum es gewieft schnell schwingen und flechten. Zu einem größeren Austausch oder Gespräch kam es wohl allerdings nicht. Denn für den Kanzler ging es ganz schnell weiter – zu einem anderen Stand der IGW.

Dokumentation über die beiden Bäckermeister

Arte zeigt Reportage
Den letzten Wettkampf, den Nicole und Patrick Mittmann gemeinsam bestritten, begleitete übrigens auch ein Fernsehteam. Ende 2023 feierten die beiden Bäckermeister mit der Bronzemedaille bei der Weltmeisterschaft im Bäckerhandwerk auf der Münchner iba-Messe und der Auszeichnung „Bestes Schaustück“ wieder einen großen Erfolg. Der Fernsehsender Arte zeigt nun eine Reportage über den internationalen Wettbewerb am Mittwoch, 7. Februar, ab 19.40 Uhr.