50 Kinder wurden 2021 in Obhut genommen. Foto: Kneffel/dpa

Deutlich mehr Kinder als im Vorjahr brauchten 2022 den Schutz und die Unterstützung des Kreisjugendamts.

Kreis Freudenstadt - Aktuelle Zahlen legte Leiterin Angelika Klinglerin der Sitzung des Jugendhilfeausschusses am Montag vor. Nachdem die Meldungen von 2019 auf 2020 von 388 auf 269 eingebrochen waren, seien die Fallzahlen 2021 wieder gestiegen, wie Klingler berichtet. 2021 wurden wieder 379 Kinderschutzmeldungen abgesetzt. Die Inobhutnahmen zeigten hingegen einen "erheblichen Anstieg". 50 Mal musste das Jugendamt Kinder aus ihren Familien holen, 2020 waren es noch 37, vor der Pandemie 25. Klingler kennt die Gründe nicht genau, vermutet jedoch, dass Corona die Konflikte gesteigert habe.

Die Auswirkungen habe das Jugendamt auch bei den Unterhaltsvorschüssen zu spüren bekommen. So seien mehr Unterhaltspflichtige säumig geworden. 246 Anträge auf Vorschuss wurden gestellt, diese stehen einer Einstellung der Leistung in 218 Fällen gegenüber. Insgesamt erhielten Ende des Jahres 772 Kinder Gelder als Unterhaltsvorschuss. Die Einkommensschwankungen seien spürbar gewesen, wie auch die folgenden Ausfälle, für die das Jugendamt einspringen musste. Zudem beklagte Klingler die häufig wechselnden Coronaregeln, die kurzfristig umgesetzt werden mussten. "Da hatten wir einen erhöhten Aufwand, das war deutlich zu sehen", betont sie.

Bund packt weiter drauf

Weitestgehend konstant blieben voriges Jahr die Fallzahlen in der Heimerziehung und in der Vollzeitpflege für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche, genau wie die Eingliederungshilfen. Letztere umfassen die Integration in die Schulen, therapeutische Hilfen und stationäre Hilfen. "Der Anstieg erwartet uns 2022", meint die Amtsleiterin jedoch. Dann würden etwa die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine zu spüren sein.

Für die Zukunft sieht sie allgemein einen höheren Bedarf. Auch die Reform des achten Gesetzbuchs macht ihr Sorgen: Mit diesem werden eigentlich Rechtsansprüche ausgebaut, wie Inklusion, Kinderschutz und die Prävention. "Das Ganze trifft ganz unglücklich auf einen eklatanten Fachkräftemangel", zeigt sich Klingler besorgt.