Die kritische Stelle der Hochbrücke Horb: Beim Traggerüst sind Bolzen abgekracht, die rechte Seite ist zehn Zentimeter abgesackt. Foto: Jürgen Lück

Ein Materialfehler soll laut Regierungspräsidium Karlsruhe der Grund für die gelösten Bolzen am Hochbrücken-Bau sein.

Eigentlich lief alles nach Plan: Nachdem die Gründungsarbeiten auf Nordstetter Seite bereits weit vorangeschritten waren, konnte mit der Errichtung der ersten Stützpfeiler der Brücke begonnen werden.

Doch dann kam der Zwischenfall.

Was war passiert?

Während des Betonierens eines Querriegels am Pfeiler neben der Bahnlinie von Tübingen nach Horb waren am Montag, 12. Februar, mehrere Befestigungsbolzen eines Schal- und Traggerüstes abgerissen. Darüber hatte das Regierungspräsidium Karlsruhe umgehend die Öffentlichkeit informiert. Der RP-Bauleiter hatte dann später in einem Pressegespräch erklärt, wie gefährlich die Situation war.

Die Baufirma habe sofort reagiert und habe unmittelbar sowohl die Sperrung der Bahnlinie als auch des nebenliegenden Neckartalradwegs veranlasst. „Noch am selben Tag wurden umfangreiche Sicherungsmaßnahmen am defekten Traggerüst eingeleitet, sodass weiterer Schaden abgewendet werden konnte“, so das RP. Sowohl das RP als Bauherrin als auch die Baufirma hätten Untersuchungen – „die noch laufen“ – veranlasst, um die Ursachen herauszufinden.

Wie lauten die ersten Erkenntnisse?

Nun gibt das RP erste Erkenntnisse bekannt: „Erste Ergebnisse eingehender Materialuntersuchungen der beschädigten Bauteile deuten darauf hin, dass das verwendete Bolzenmaterial nicht alle Güteanforderungen erfüllt und somit Materialfehler ursächlich für das Versagen der Traggerüstbefestigung sein könnten.“

Doch wie geht es nun weiter?

Die RP-Sprecherin Irene Feilhauer: „Um den Weiterbau der Pfeiler wieder aufnehmen zu können hat die bauausführende Firma erklärt, dass sie im weiteren Verlauf der Arbeiten an der Hochbrücke Horb eine andere Konstruktion für die Befestigung des Traggerüsts der Querriegel vorsehen wird.“

Was sind die ersten Schritte?

Feilhauer: „Nach der erfolgten Sicherung des Traggerüsts und dessen Abbau rückt nun der Zustand des Querriegels in den Fokus. Die Schäden an dem teilbetonierten Querriegel müssen festgestellt und untersucht werden, um das weitere Vorgehen festlegen zu können. Dabei sind noch alle Optionen offen: Es stehen sowohl der vollständige Rückbau, ein Teilrückbau also auch die Sanierung zur Mangelbeseitigung zur Diskussion.“

Wie sieht es mit der Sicherheit aus?

Der RP-Bauleiter hatte in einem Pressegespräch deutlich gemacht, dass die Situation zunächst durchaus gefährlich war.

Das RP schreibt nun zum aktuellen Stand: „Die Sicherungsmaßnahmen an der Hochbrücke konnten am 26. Februar 2024 abgeschlossen werden, so dass ab dem Nachmittag die Bahnlinie wegen der Auswirkungen der Brückenbaustelle nicht mehr gesperrt bleiben musste. Jedoch dauert die Sperrung der Bahnlinie für den öffentlichen Bahnverkehr nach unserem Kenntnisstand weiterhin an, da die Deutsche Bahn für ihre Arbeiten an der Strecke eine Sperrung vom 18./19.2. bis Donnerstag, 29. Februar 2024, vorgesehen hatte. Der Neckartalradweg wird am 1. März 2024 ebenfalls wieder für den Radverkehr freigegeben.“