Innenminister Thomas Strobl (CDU) mit dem Fraktionschef im Landtag Manuel Hagel. Foto: imago images /Arnulf Hettrich

Bei der CDU im Land zeichnet sich der lang erwartete Generationswechsel ab. Innenminister Thomas Strobl will im November nicht erneut für den Landesvorsitz der Partei kandidieren, wie unsere Redaktion aus Parteikreisen erfuhr.

Die Nachricht war erwartet worden und dann kam sie für manche Beteiligte doch überraschend. Innenminister Thomas Strobl wird beim Landesparteitag im November in Reutlingen nicht noch einmal für den Landesvorsitz der CDU kandidieren. Der 63-Jährige habe sich am Montag vor der Parteispitze erklärt, wie unsere Redaktion aus Parteikreisen erfuhr. Damit macht er Platz für Landtagsfraktionschef Manuel Hagel.

Die vergangenen Wochen glichen einer Hängepartie. Eigentlich stand seit Langem fest, dass Manuel Hagel seinen Ziehvater Thomas Strobl auf dem Posten beerben würde. Doch in den vergangenen Monaten schien auf einmal nicht mehr ganz so klar, ob Thomas Strobl ihn auch in diesem Herbst schon räumen würde. Die Frage sei nicht, ob, sondern wann, hörte man aus der Partei. Nun steht der Zeitpunkt fest. Am 18. November dürfte sich aller Wahrscheinlichkeit Manuel Hagel beim Landesparteitag in Reutlingen als Landeschef empfehlen. Der äußerte sich am Montag zunächst nicht zu einer möglichen Kandidatur.

Ist der friedliche Übergang damit geglückt? „Streit wird es in der CDU nicht geben“, hatte Manuel Hagel jüngst mit Blick auf die früheren Kampfkandidaturen betont. Es galt als ausgemacht, dass er nicht gegen Strobl antreten würde. Strobl müsse von selbst zurückziehen, hieß es.

Keine leichte Entscheidung

Hagel hat eine steile Karriere hinter sich. 2016 zog der 35 Jahre alte gelernte Bankkaufmann und ehemalige Filialdirektor der Sparkasse in Ehingen in den Landtag ein und wurde prompt von Thomas Strobl zum Generalsekretär der Partei im Südwesten gemacht. 2021 verdrängte er Wolfgang Reinhart vom Fraktionsvorsitz. In der grün-schwarzen Koalition gilt er als verlässlicherer Partner als sein Vorgänger. Der Landesvorsitz – verbunden mit einer späteren Spitzenkandidatur für die Landtagswahl 2026 – wäre für ihn ein logischer Schritt. Die Stimmen, die diesen Schritt zu früh fanden, drangen ganz offensichtlich nicht durch.

In den vergangenen Wochen hatte es zahlreiche Gespräche gegeben. Strobl habe mit sich gerungen, hieß es in der Partei. Der 63-Jährige zitiert in diesen Fällen gern den früheren Landesvater Erwin Teufel. „Erst das Land, dann die Partei, dann die Person.“

Strobl wetterte schon viele Niederlagen ab

Der baden-württembergische Innenminister, dessen Lebensversicherung immer sein gutes Verhältnis zu Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) war, war zuletzt politisch angeschlagen. Frühere Machtkämpfe um Spitzenkandidaturen gegen Guido Wolf und Susanne Eisenmann stand er ebenso durch, wie die historische Niederlage bei der Landtagswahl 2021. Doch der Untersuchungsausschuss um Beförderungspraxis und sexuelle Belästigung an der Polizeispitze schwächten ihn. Strobl selbst sah sich staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen ausgesetzt, weil er ein Schreiben des Anwalts des Inspekteurs der Polizei an einen Journalisten unserer Zeitung weitergegeben hatte. Das Verfahren wurde gegen eine Geldauflage von 15 000 Euro eingestellt. Es galt als fraglich, ob er als Landeschef beim Parteitag eine solide Mehrheit erringen würde. Schon 2021 stimmten nur noch zwei Drittel der Delegierten für ihn. Bei den Verhandlungen um seinen Rücktritt dürfte es auch um seine Zukunft als Innenminister gegangen sein.

Innerhalb der CDU mehrten sich die Stimmen derer, die sich einen Neuanfang nur ohne Strobl vorstellen können. Zuletzt drangen ganz offensichtlich auch die mächtigen Bezirksvorsitzenden auf einen Wechsel. Ob der so geräuschlos gelingt, wie sich die CDU-Spitze das wünscht, muss sich allerdings noch zeigen.