IG-Gäubahn-Vorsitzender Guido Wolf (CDU) erläutert die Forderungen. Vize-Vorstand Peter Rosenberger (CDU) schreibt aufmerksam mit Foto: Jürgen Lück

Land und VVS signalisieren: Die S-Bahn Verlängerung könnte nach der Kappung der Gäubahn 2025 bis Horb funktionieren. Auch die Stadt Stuttgart unterstützt. Aber: Für Rottweil und Singen ist das keine Lösung. Dazu kommt der Lokführermangel. Schon ab 2024 drohen Störungen im S-Bahn Netz in der Region Stuttgart.

Der Gäubahn-Gipfel in der Dualen Hochschule. Die wichtigsten Gäste: Andreas Klett-Eininger und Ines Aufrecht (Stuttgarter Rathaus). Die Oberbürgermeister der südlichen Gäubahn-Anlieger: Stefan Belz (Böblingen), Christian Ruf (Rottweil), Jürgen Roth (Villingen-Schwenningen) und Bernd Häusler (Singen). Dazu Thomas Bopp (Verbandsdirektor Region Stuttgart) und Gerd Hickmann (Abteilungsleiter öffentlicher Verkehr im Verkehrsministerium). Nach dem ersten Faktencheck hatte die IG Gäubahn drei neue Gutachten in Auftrag gegeben. Diese sollten klären, ob die Fortführung der Gäubahn bis zum Hauptbahnhof Stuttgart nach 2025 gehen könnte. Ob die Deutsche Bahn beim ersten Faktencheck geschummelt hatte. Und wie gut die S-Bahn Verlängerung in den Süden funktionieren würde. Diese Gutachten wurden im Audimax der Dualen Hochschule kurz vorgestellt. 

Gegen 12.30 Uhr fasst IG Gäubahn-Vorsitzender Guido Wolf zusammen: „Die Vorteile einer S-Bahn-Verlängerung bis Horb und Rottweil konnten vertieft nachgewiesen werden. Das Wort Gäubahn-Frieden ist zu pathetisch, weil es der Stimmung nicht gerecht wird. Wir sollten jetzt keine alten Diskussionen führen, um sich bietende Chancen nicht zu verpassen!“

IG Gäubahn: "Chancen der S-Bahn Verlängerung nicht verpassen!"

Wolf fasst dann die Forderungen und Bitten an den VVS zusammen: „Optimierter Umstieg in Vaihingen für den Fernverkehr. Durchbindung der S-Bahn bis Horb und Rottweil. Optimierung auf den Zulaufstrecken Bodenseegürtelbahn, Schwarzwaldbahn, Hochrheinstrecke für den Fernverkehr.“ Mehr sei für alles südlich von Singen nicht drin.

Die Vertreter der Gäubahn-Anlieger: Christian Ruf (OB Rottweil), Daniel Karreis (MdL), Jürgen Roth (OB Villingen-Schwennigen, hintere Reihe, von links) und Stefan Belz (OB Böblingen und Bernd Häusler (OB Singen, zweite Reihe). Foto: Jürgen Lück

Das sagen die südlichen Anlieger

Daniel Karrais (FDP MdL Rottweil): „Bitter für unsere Region!“ Michael Joukov (MdL Grüne): „Wir reden von einer am wenigsten schlechtesten Lösung. Von einer Schadensbegrenzung.“ Rottweils OB Ruf will weiter für die Direktverbindung zwischen der ältesten Stadt Baden-Württembergs mit der Landeshauptstadt kämpfen. 

Auch für die S-Bahn-Lösung bis Horb wird es eng: Thomas M. Bopp, Verbandsdirektor Region Stuttgart, hatte beim ersten Faktencheck im November 22 gesagt, dass er drei S-Bahnen „rausschwitzen“ könnte. Das würde gerade für die Verlängerung bis Horb reichen.

Region Stuttgart: "Im Dezember können wir belastbar sagen, was geht!"

Jetzt ist die Situation noch angespannter. Bopp: „Wir haben da einiges mit dem Land vorbereitet. Wir werden diese Pläne in eine EWBU (Eisenbahnbetriebswissenschaftliche Untersuchung) einfließen lassen. Die Ergebnisse werden im Dezember vorliegen. Dann können wir sagen, was mit der S-Bahn-Verlängerung geht.“

Jetzt auch noch Lokführer-Mangel: Bopp weiter: Er wird am vierten Oktober eine Vorlage in den Verkehrsausschuss der Region einbringen.Dazu gehört der Prüfauftrag für die S-Bahn Verlängerung in den Süden. Bopp: „Gleichzeitig werde ich dort verkünden müssen, dass DB Regio angekündigt hat, 2024 die S-Bahnen nicht voll fahren lassen zu können, da Lokführermangel besteht.“

So sieht laut Gutachter SMA die optimale Bahnvariante bis Stuttgart-Hauptbahnhof aus: Eine Express S-Bahn bis Eutingen und Horb. Foto: SMA

Bopp macht Horb aber weiter Hoffnung: „Was Horb angeht, bin ich weiter optimistisch. Wo wir für die Verlängerung bis Rottweil die zusätzlichen neun Züge herbekommen sollen, dafür fehlt mir die Fantasie. Ich raten Ihnen: Konzentrieren Sie sich auf den Umstieg in Vaihingen und die S-Bahn-Verlängerung in den Süden. Der Rest ist Wolkenkuckucksheim. Sie haben schon ein Jahr verloren. Ich habe schon meine Zweifel, ob wir die S-Bahn-Verlängerung schaffen, wenn wir das im Dezember beschließen.“ Heißt: Eine S-Bahn-Verlängerung bis Horb ist drin. Bis Rottweil wohl nicht. Bopp: „Die S-Bahn-Verlängerung nach Süden spielt eine große Rolle. Wenn wir den Regionalexpress mit der S-Bahn ersetzen, sind das keine draufgesetzten Leistungen. Wir brauchen nicht mehr Lokführer, sondern könnten Personal verschieben.“

Gerd Hickmann und Thomas Bopp nach dem Gäubahn-Gipfel: Der Abteilungsleiter des Landesverkehrsministeriums und der Verbandsdirektor der Region Stuttgart besprechen im Audimax Horb gleich die nächsten Details für eine mögliche S-Bahn Lösung. Foto: Jürgen Lück

Verkehrsminister Hermann: "Setze mich persönlich für Lösung ein!"

Gerd Hickmann, Abteilungsleiter öffentlicher Verkehr im Landesverkehrsministerium: „Wir sind für den Nahverkehr zuständig. Wir müssen bereit sein zu gewissen Verbesserungen, um die Schmerzen zu lindern. Es gibt den Wunsch, den Regionalverkehr umsteigefrei bis Hauptbahnhof zu verbinden. Verkehrsminister Winfried Hermann ist bereit, sich da auch persönlich einzubringen.“ Sein Appell: „Wir müssen uns in diesem Jahr zu einem Gesamtpaket zusammenzufinden.“

Andrea Klett-Einiger (Rathaus Stuttgart), Guido Wolf und Peter Rosenberger (IG Gäubahn) und Katrin Schindele (CDU) vor der Dualen Hochschule Horb: Sie sind einig bei der S-Bahn Verlängerung bis Horb. Foto: Jürgen Lück

Gibt es eine S-Bahn Alternative für Rottweil und Singen?

Gerd Hickmann: „Sulz und Oberndorf haben es bisher abgelehnt, vom Süden über einen Regional- oder Metropolexpress angebunden zu werden. Weil aus deren Sicht der Umstieg in Vaihingen besser ist als der in Horb.“

Ist auch was für Freudenstadt drin?

Hickmann: „Das Landesverkehrsministerium hat ohnehin vorgesehen, ab 2025 Freudenstadt über einen Metropolexpress bis Eutingen im Halb-Stunden-Takt besser Richtung Stuttgart anzubinden. Das ist feste Planung bei uns.“