Ein Zug fährt in Richtung Rottweiler Hauptbahnhof. Eine Kappung der Zugverbindung nach Stuttgart, das will man auch in Rottweil in jedem Fall vermeiden. Foto: Schulz

Nach dem Show-down beim Gäubahngipfel in Horb ist für die hiesigen Politiker klar: Das neue Gutachten war überfällig. Und auf einmal ist der S-Bahn-Anschluss bis Rottweil eine ziemlich realistische Option.

Rottweils Oberbürgermeister Christian Ruf betont nach der Verbandsversammlung des Interessenverbands Gäu-Neckar-Bodensee-Bahn (IV GNBB) in Horb: „Die Ergebnisse der Gutachten von SMA und Ramboll zeigen, dass eine neuerliche Überprüfung zwingend erforderlich war. Der sogenannte Faktencheck der Bahn war in der Alternativenprüfung weder erschöpfend noch ausreichend.“

Verspieltes Vertrauen

Transparenz zu schaffen, das sei bereits vergangenes Jahr angezeigt gewesen. „Die Bahn spielt so mit dem Vertrauen der Menschen, indem sie Raum für Zweifel lässt, die sich nun auch noch bestätigt haben.“ Er dankte seinen Oberbürgermeisterkollegen, die sich mit ihren Städten wie Rottweil finanziell an der Erstellung der Gutachten beteiligt haben. „Es zeigt die Einigkeit im Bestreben, eine Kappung der Zugverbindung nach Stuttgart mit allen Mitteln zu vermeiden.“

Ruf spart nicht an Kritik. Bei der Planung von S21 sei eine vernünftige Anbindung der Gäubahn nicht von Anfang an mitgedacht worden. Jetzt müsse man „den Waggon“ aus dem Dreck ziehen.

Mangelnde Beweglichkeit

„Die mangelnde Beweglichkeit der Landeshauptstadt zeigt indes ebenso deutlich, dass man die Wichtigkeit der Menschen, die jeden Tag aus dem Süden in Richtung Stuttgart reisen, augenscheinlich gering schätzt.“ Eine Metropolregion habe ihren Namen nur verdient, wenn sie auch über die Stadtgrenzen der Metropole hinaus ihre Verantwortung wahrnehme.

Das sieht auch Daniel Karrais, FDP-Landespolitiker und Rottweiler Stadtrat, so. Er sagt, die Stadt Stuttgart verhalte sich egoistisch. „Die Deutsche Bahn und die Stadt Stuttgart haben eine eingefärbte Darstellung vorgelegt, die nun realistisch bewertet wurde“, meint er. Für ihn sei nach dem Gipfel in Horb klar, dass die S-Bahn bis Rottweil kommen muss.

Geeignete Lösung

Die Gutachten bestätigen, dass die S-Bahnvariante mit einer Verlängerung bis Rottweil eine geeignete Lösung ist. Die Direktanbindung an den Stuttgarter Hauptbahnhof wird für unsere Region damit möglich und das bei einer ähnlichen Fahrzeit, wie mit den bisherigen Regionalzügen.“

Karrais nimmt zudem das Landesverkehrsministerium in die Pflicht. „Das Land darf nicht tatenlos zusehen, wie unsere wirtschaftsstarke Region auf das Abstellgleis kommt“, betont er.

Für Stefan Teufel, stellvertretender Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion, allerdings ist die S-Bahn-Lösung nicht die erste Wahl, wenngleich die Ergebnisse des neuen Gutachtens hoffnungsvoll stimmten.

„Ohne Umstieg muss die Fahrt für Bahnreisende aus dem Süden des Landes in die Landeshauptstadt Stuttgart bis zur Fertigstellung des so genannten Pfaffensteigtunnels möglich sein“, meint Teufel. Wenn dies mithilfe von S-Bahnen möglich sei, müsse das „unter den Aspekten von Kosten und Nutzen zeitnah abgewogen werden“.

Infrastruktur ausbauen

Mit Blick auf die Bundesregierung fordert Teufel: „Das Bundesverkehrsministerium betont bei jeder Gelegenheit die Notwendigkeit des Ausbaus unserer Schieneninfrastruktur. Jetzt kann das Ministerium ernst machen und die Handlungsempfehlungen der Beschleunigungskommission Schiene beim Bau des Pfaffensteigtunnels anwenden, um das Infrastrukturvorhaben möglichst schnell, im besten Fall deutlich unter sieben Jahren, fertigstellen zu können.“

Für Teufel ist aber auch klar, die Fortführung der Gäubahn bis zum Stuttgarter Hauptbahnhof kann nur gelingen, wenn sich die Beteiligten zusammenraufen. Dafür muss der Blick nun nach vorn gerichtet werden. So jedenfalls sieht es der Rottweiler OB Ruf.

„Bahn und Verkehrsministerium müssen nun dafür sorgen, dass diese Option eine echte Chance bekommt.“ Denn: „Eine ernst gemeinte Verkehrswende erfordert mehr als nur Lippenbekenntnisse.“