Hier unterzeichnet der Lenkungskreis die Absichtserklärung zum Erfahrt der Panoramabahn: Volker Drescher (Projektleiter S 21), Thorsten Krenz (Bahn-Bevollmächtigter), Winfried Hermann (Landesverkehrsminister), Frank Nopper (OB Stuttgart) und Walter Schoefer (Flughafen Stuttgart) Foto: Lück

Das ist eine gute Nachricht vor dem Gäubahn-Gipfel in Böblingen: Der Pfaffensteigtunnel bis zum Flughafen kann schon 2032 fertig sein. Die Chancen, dass die Bahnpendler ab 2025 weiter direkt zum Hauptbahnhof fahren können, sinkt allerdings. Denn: Die Panoramabahn wird dann für zwei Jahre gesperrt.

Stuttgart - Die Gäubahn-Anrainer dürften mit gemischten Gefühlen in den Gäubahn-Gipfel des Landratsamt Böblingen am Dienstag gehen: Sie hatten eine umsteigefreie Verbindung auch über 2025 bis zum Hauptbahnhof gefordert, bis der Pfaffensteigtunnel zwischen Böblingen und Flughafen fertig ist.

Doch diese umsteigefreie Verbindung – das Interim – wird immer unwahrscheinlicher. Zwar ist es allen Beteiligten im Lenkungskreis zu Stuttgart 21 (Bahn, Land, Verband Region Stuttgart und Landeshauptstadt) gelungen, die Panoramabahn (letztes Gäubahn-Stück in Stuttgart bis zum Hauptbahnhof) zu retten. Aber, so S-21 Projektchef Olaf Drescher: "Wir werden die Panoramabahn ab Mitte 2025 unterbrechen. Damit wir die Sanierungsarbeiten machen können und auch den Nordhalt einrichten können."

Anrainerkommunen können Durchfahrt kaum erzwingen

Das heißt für alle Bahnpendler: Die erhoffte Durchführung der Gäubahn über ein Interimsgleis bis zum Hauptbahnhof dürfte dann erst 2027 möglich sein.

Und: Mit einer eigenen Bahn-Betriebsgesellschaft haben die Gäubahn-Anrainerkommunen Böblingen, Rottweil, Singen, Tuttlingen, Villingen-Schwenningen, Horb und Herrenberg keine Chance, diese Durchfahrt bis zum Hauptbahnhof zu erzwingen.

Die Kommunen hatten von Jura-Professor Georg Hermes ein Rechtsgutachten erstellen lassen. Ergebnis: Bei einem Stilllegungsverfahren der Panoramabahn hätte man mit einer eigenen Bahn-Gesellschaft die Gäubahn durchfahren lassen können.

Stuttgarts OB Frank Nopper ist guter Dinge

Doch beim Lenkungskreis zu Stuttgart 21 verkündeten die Partner, dass sie selbst die Panoramabahn weiter betreiben werden – bis Stuttgart Nord und vielleicht auch bis Feuerbach. Verkehrsminister Winfried Hermann: "Das Land zahlt den Bau, die Bahn bezahlt. Die Fernverkehrszüge der Gäubahn werden in Vaihingen halten."

Kein Wunder, dass Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) frohlockt: "Heute wurde der gordische Gäubahn-Knoten durchschlagen. Wir haben einen guten Gäubahn-Pakt geschlossen." Stuttgart hatte sich geweigert, die Panoramabahn nach 2025 weiter bis zum Hauptbahnhof fahren zu lassen. Weil sie auf dem Gleisvorfeld das Rosensteinviertel bauen wollen.

Es gibt eine gute Nachricht für die Gäubahn-Anrainer

Die gute Nachricht für die Gäubahn-Anrainer: Der Pfaffensteigtunnel, der die Gäubahn dann bis zum Flughafen führen wird, könnte schon 2032 fertig sein. Laut Thorsten Krenz, Konzernbevollmächtigter der Bahn im Land, ist der Baubeginn bisher 2026 geplant, 2032 soll der Bau fertig sein.

Olaf Drescher: "Wir rechnen damit, dass das Planfeststellungsverfahren und die Finanzierungsvereinbarung des Bundes bis dahin so weit sind."

Das heißt für alle Gäubahn-Pendler ab 2025: Umsteigen in Vaihingen. Für mindestens sieben Jahre. Vielleicht können sie ab 2027 wenigstens noch S-Bahn-Verbindungen über die Panoramabahn zum Nordhalt, nach Feuerbach oder Bad Cannstatt nutzen. Thomas Bopp, Verbandsvorsitzender der Region Stuttgart: „2025 werden wir das Zugleitsystem ECTS auf den S-Bahnen einführen. Dazu wird die S 5 bis Vaihingen fahren, auch manche Züge nach Böblingen. Das heißt: Dann werden 16 S-Bahnen pro Richtung fahren. Ich glaube, für die Zeit des Unterbruchs ist das eine sehr gute Alternative, die die Fahrgäste annehmen werden!“

Verkehrsminister Winfried Hermann hat am Vortag einen Brief aus dem Bundesverkehrsministerium erhalten: „Staatssekretärin Susanne Henkel macht deutlich, dass der Bund die Kosten für den Tunnel tragen will.“

Gesamtausbau soll zügig weitergehen

Krenz machte noch deutlich, dass mit dem Bekenntnis aller Partner im Lenkungskreis jetzt der große Gäubahn-Ausbau vorangetrieben wird: "Wir sind uns alle einig, dass der Gesamtausbau so zügig wie möglich weitergeht. Die Vorplanung für den südlichen Abschnitt werden wir im nächsten Jahr beginnen."

Das hofft auch Landesverkehrsminister Hermann: "Die Mittel für den Gäubahnausbau stehen schon lange im vorrangigen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans. Der Pfaffensteigtunnel ist das teuerste Element. Es wäre ja absurd, wenn man erst das baut und den Rest liegen lässt."

Horbs OB Peter Rosenberger, auch Vize-Vorstand der IG Gäubahn: „Das ist ein guter Tag für die Region. Es ist ein sehr gutes Signal, dass es eine schnelle und dauerhafte Lösung für den Gäubahntunnel mit dem Zieldatum 2032 geben soll. Da fühlen wir uns bestätigt. Die zweite gute Nachricht ist: die Panoramabahn wird ertüchtigt und es wird investiert, um auch für eine Interimslösung vorbereitet zu sein. Angesichts der Millionen-Beträge, die für eine zukunftsfähige Gäubahn investiert werden, ist der zweijährige Umstieg in Vaihingen eine Kröte, die man wohl schlucken werden muss.“

Matthias Lieb, Fahrgastbeirat und Landesvorsitzender des Verkehrsclub Deutschland (VCD): „Die jetzt geplante Unterbrechung der Panoramabahn zwischen 2025 bis 2027 klingt für mich wie das Signal: Die Gäubahn wollen wir nicht. Angesichts von 140 Milliarden Euro Projekten im Bundesverkehrswegeplans fehlt mir der Glaube, dass der Pfaffensteigtunnel als erstes kommt. Ich sehe ehe die Gefahr, dass im Süden auf der Gäubahn gar nichts mehr passiert.“