Ehrung durch den Verwaltungsrat der Sparkasse Pforzheim Calw (von links): Landrat Bastian Rosenau, Pforzheims Oberbürgermeister Peter Boch, Stephan Scholl mit Ehefrau Susanne und Landrat Helmut Riegger. Foto: Kunert

Es war der ganz große Bahnhof für Stephan Scholl, den scheidenden Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Pforzheim Calw. Über 650 geladene Gäste aus Politik, Gesellschaft und Unternehmen im Pforzheimer Congress-Centrum. Doch etwas fehlte: Die ganz harte Rockmusik!

Pforzheim - Denn genau auf die steht der künftige Ex-Boss der mit einer Bilanzsumme von zuletzt 16,2 Milliarden Euro größten Sparkasse in Baden-Württemberg. Und zwar auf die wirklich krasse: AC/DC und Ramstein – O-Ton Scholl: "Aber eher nur die frühen Werke!" Die, "wo noch ordentlich Gas gegeben wird".

Okay, Deutschlands Alt-Rocker und Hesse-Liebhaber Udo Lindenberg ließ es sich nicht nehmen, an diesem Abend "dem Stephan" per Videoschalte zum Abschied zu gratulieren. Aber im musikalischen Rahmenprogramm blieb es dann doch eher artig, gab es nur klassische Töne.

Scholl: "Ich bin nicht pflegeleicht"

Außer von Stephan Scholl selbst, der es sichtlich genoss, jetzt nicht mehr wirklich "artig" sein zu müssen. "Ich bin nicht pflegeleicht", eröffnet er denn auch seine insgesamt recht erfrischend launige, aber durchaus auch selbstkritische Abschiedsrede. Und wandte sich gleichmal direkt an Peter Schneider, Präsident des Sparkassenverbands Baden-Württemberg, der zuvor auch die Laudatio auf Scholl gehalten hatte – auch in Vertretung von Helmut Schleweis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, dessen Flieger Richtung Pforzheim in Berlin liegen geblieben war – wieder O-Ton Scholl in Richtung Schneider: "Ich gehe davon aus, dass Ihnen diese Rede" mit all dem Lob für Scholl "nicht ganz leicht gefallen ist".

Und Scholl erläuterte auch, was er damit meinte: "Ich bin immer ganz wach geworden, wenn die individuelle Entscheidungshoheit der Sparkasse in Frage gestellt worden ist." Und wenn seitens des Verbands "in unseren Geldbeutel" reingegriffen worden sei. Das seien die beiden Punkte, "wo ich wirklich hochgegangen bin!" Und Scholl zitiert den abwesenden Schleweis, aus einem persönlichen Schreiben an Scholl über Scholl: "Du hast selbst bei schwierigen Themen den Überblick behalten." Und: "Du hattest immer eine gefestigte Meinung, es war aber oft nie die der anderen." Was ein auch wissendes Lachen des Publikums bestätigen sollte.

Nur Rekordzahlen

Aber dieses "System Scholl" muss ein sehr erfolgreiches gewesen sei. Calws Landrat Helmut Riegger, Verwaltungsratsvorsitzender der Sparkasse Pforzheim Calw, konnte in seiner Verabschiedungsrede für den scheidenden Vorstandsvorsitzenden nur Rekordzahlen Revue passieren lassen: Übernommen habe Scholl das Bankhaus im Jahr 2012 mit einer Bilanzsumme von 10,4 Milliarden Euro. Bis zum vergangenem Jahr wurde daraus dann "der Peak" mit 16,2 Milliarden Euro. Riegger – direkt an Scholl gewandt: "Als grandioser Bankstratege trägt dieser Aufwärtstrend ganz deutlich deine Handschrift!"

Aber auch das würdigte Riegger ausdrücklich: "Die Sparkasse Pforzheim Calw unterstützt" auch und vor allem auf Initiative von Stephan Scholl "jährlich mehr als tausend gemeinnützige Vereine mit 2,5 Millionen Euro an Spenden und Sponsoring. Das ist ein echter Mehrwert für unsere Region." Ob davon aber auch etwas in Scholls heimlicher Leidenschaft, den Bereich Rockmusik, fließt – Hesse-Lindenberg mal außen vor – ließ Riegger offen.

Neuweiler: "Wir sind und bleiben Sparkasse"

Welche Töne künftig Hans Neuweiler als neuer Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Pforzheim Calw anschlagen wird, ließ sich dagegen vielleicht aus dessen Worten erahnen: "Wir sind und bleiben Sparkasse, das führe ich gerne fort – weil es sich bewährt hat."

Der offizielle Stabwechsel zwischen Scholl und Neuweiler wird mit dem Jahreswechsel vollzogen – wobei ab diesem Zeitpunkt auch Kerstin Gatzlaff als erste Frau im Sparkassen-Vorstand die bisherigen Aufgaben von Neuweiler übernehmen wird, also die Kreditgeschäftsführung, die Bereiche Unternehmenskunden, Firmenkunden, Eigenanlagen/Treasury, S-International/Auslandsgeschäft sowie S-Digital/ElectronicBanking.