Die "Elterninitiative 307" setzt sich dafür ein, dass ihre Schüler mit dem Bus das Ziel sicher erreichen. Derzeit gibt es massive Kritik am zuständigen Bus-Unternehmen. Foto: ©Hermann AdobeStock_261276440

Nach der Horror-Fahrt zur Schule vergangene Woche, bei dem sich ein Kind verletzt haben soll, legen Eltern betroffener Schulkinder nach und feuern offensiv gegen das Busunternehmen. Wir konfrontierten es mit der Kritik. Die Antwort ist erstaunlich.

Hechingen - Tobias Kopf machte bei der jüngsten Sitzung des Hechinger Gemeinderats bei der Bürgerfragestunde seinem Ärger über die Zustände beim Schülertransport mit dem Bus Luft.

Doch er ist nicht der einzige Beschwerdeführer: Zusammengetan haben sich Beate Stauß, Hans-Toni Stauß, Viviane Kopf, Tobias Kopf, Diana Hollmann, Holger Hollmann, Kerstin Ressel und Anne Weiß zur "Elterninitiative 307" – benannt nach der Buslinie – und die legt nun kräftig nach, denn diese Horror-Fahrt ist offenbar nicht der einzige Kritikpunkt, brachte das Fass aber zum Überlaufen. Deshalb feuert die Initiative gegen den Bus-Dienstleister eine regelrechte Breitseite ab:

Das morgendliche Schulbus-Fiasko

In einer Mitteilung an die Presse konkretisieren sie die unglaublich scheinenden Ereignisse während der Schulbus-Fahrt am Morgen des Dienstags, 4. Oktober, detailliert. "Zunächst fuhr der Bus in Bisingen im Kreisverkehr mehrmals im Kreis" und schon zu diesem Zeitpunkt sei er 15 Minuten zu spät gewesen. Wie jeden Morgen sei der Bus voll gewesen. Es stellt sich aus der Sicht der Eltern die Frage: War der Fahrer ortskundig?

Mehrere Schulkinder in diesem Bus berichteten demnach übereinstimmend, dass der Busfahrer während der Fahrt das Navigationsgerät bediente, in der Kurve Schloßackerstraße/Tobelstraße stark bremste und dabei "mindestens zwei" Schulkinder so stark gegen eine Trennscheibe geschleudert wurden, dass die Scheibe zerbrach. Die Elterninitiative berichtet weiter: "Mindestens ein Kind wurde verletzt." Der Busfahrer hielt den Ausführungen zufolge erst an der Haltestelle Martinstraße an, fragte angeblich auch nicht nach, ob jemand verletzt sei.

Der gleiche Busfahrer fuhr nach Angaben der Eltern sogar noch am Nachmittag sowie am Mittwoch, Donnerstag und Freitag darauf die Linie 307. Nach Darstellung der Eltern lagen noch am Mittwoch, also einen Tag nach dem Schulbus-Fiasko, Scherben und Splitter auf dem Boden.

Nicht jedes Kind kann sich festhalten

Dieses Schreckensszenario einer Busfahrt ist jedoch lange nicht der einzige Kritikpunkt, den die Eltern vorbringen: Sie machen zudem deutlich, dass es nicht jedem Kind möglich sei, sich in einem voll besetzten Bus irgendwo festzuhalten – schon deshalb sollten die Fahrer auf die Fahrweise achten.

Haltestellen werden vergessen

Darüber hinaus würden Bushaltestellen von Bisingen bis zu den Schulen nicht mehr bedient. Es sei schon "mehrfach an verschiedenen Haltestellen" vorgekommen, dass sowohl bei Hin- und Rückfahrt an Haltestellen vorbeigefahren wurde. Die Eltern teilten dies – ganz offenbar erfolglos – Landratsamt und Busunternehmen mit.

Türen schließen nicht richtig

Mehrfach sei beobachtet worden, führen die Eltern aus, dass Türen an den Bussen nicht richtig schließen und der Busfahrer diese von Hand zumachen musste – oder einfach mit offener Tür gefahren sei.

Verspätungen sind die Regel, nicht die Ausnahme

Seit Juni 2021 stellen die Eltern Verspätungen fest, die allerdings keine Ausnahme darstellen, sondern die Regel seien. Die Verspätungen haben sie dokumentiert und Verkehrsamt vorgelegt. In Bisingen, so monieren die Eltern, würden die Busse nicht auf den Schienenersatzverkehr aus Balingen warten.

Neue Busfahrer nicht ortskundig

Die Eltern weiter: "Es fällt auf, dass neue Busfahrer weder ihre Fahrstrecke noch die Haltestellen kennen; eine Schulung beziehungsweise Einweisung bei neuen Stecken für die Fahrer ist wesentlich hilfreicher als ein Bustraining für die Kinder."

Busfahrer: Allen Kindern geht es gut

Wir haben das bescholtene Bus-Unternehmen Klumpp mit Sitz in Baiersbronn (Kreis Freudenstadt) mit den Vorwürfen der Elterninitiative konfrontiert, doch die Firma bleibt erstaunlich schmallippig. Zum morgendlichen Busfahrt-Fiasko heißt es in einer schriftlichen Antwort: "Unser Fahrer hatte uns über den Vorfall informiert, hatte uns mitgeteilt, dass es allen Kindern gut geht und niemand verletzt sei."

Unternehmen: Keine Infos direkt von Betroffenen erhalten

Und weiter: "Leider haben uns keine Mitteilungen von Fahrgästen erreicht, dass Schlimmeres passiert sein soll. Somit müssen wir auf die Aussage unseres Fahrers vertrauen." Das Unternehmen gibt an, nichts von der Horror-Fahrt gewusst zu haben: "Auch, dass sich Kinder verletzt haben sollen, erfahren wir jetzt hier durch die Zeitung. Die Eltern hätten sich gerne bei uns melden können, dann hätten wir die Möglichkeit gehabt entsprechend zu reagieren."

Durch eine Beschwerde in der Zeitung gebe man der Firma "leider keine Chance mit denjenigen Kontakt aufzunehmen, die zu Schaden gekommen sein sollen".

Reger Austausch mit dem Landratsamt

Zu den übrigen Vorwürfen heißt es lediglich: "Was Kapazitätsprobleme in den Bussen oder Verspätungen betrifft, sind wir in regem Austausch mit dem Landratsamt, um gemeinsam Lösungswege zu finden, wo Handlungsbedarf besteht."