Jeder Landkreis hat eine andere Vorgehensweise bei der Durchführung von Corona-Tests.(Symbolfoto) Foto: Hoda Bogdan – stock.adobe.com

Verschiedene Regelungen und Verfahren können Bürger verwirren. Ämter klären auf.

Region - In einem Landkreis gibt es "Drive-In-Testzentren", im anderen wird die Adresse der Fieberambulanz gar nicht veröffentlicht. Wiederum im nächsten Kreis dürfen Bürger ohne Voranmeldung zum Corona-Test erscheinen, im Nachbarslandkreis will man die Test-Materialien für die Personen, die coronatypische Symptome aufweisen, sparen.

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Ganz schön verwirrend können diese unterschiedlichen Rgelungen und Vorgehensweisen auf die Bürger wirken - vor allem wenn die sich dann plötzlich einem Corona-Test unterziehen müssen, und von Bekannten oder Verwandten, die in benachbarten Landkreisen leben, gesagt bekommen, wie das so abläuft, obwohl das am eigenen Wohnort womöglich ganz anders ist. Deshalb haben wir bei den Gesundheitsämtern der Landkreise Rottweil, Calw, Freudenstadt, Zollernalb und Schwarzwald-Baar nachgefragt, wie eine Testung bei ihnen abläuft.

Landkreis Rottweil

"Wenn eine Person Symptome einer Corona-Infektion aufweist, sollte sie den Hausarzt anrufen", rät Brigitte Stein, Referentin des Landrats und zuständig für die Pressearbeit am Landratsamt Rottweil. Am Wochenende können Bürger auch die bundesweite Telefonnummer des Kassenärztlichen Notdienstes (116 117) wählen, empfiehlt sie außerdem. Sollte der Anrufer bereits schwer erkrankt sein, überweise man diesen dann direkt an ein Krankenhaus. Bei einer leichten Erkrankung berate der Hausarzt zunächst die Patienten und führe den Corona-Test entweder anschließend selbst durch oder überweise die Person an eine Fieberambulanz, ein Testzentrum oder an eine Corona-Ambulanz, erklärt die Sprecherin.

Sowohl die Fieberambulanz als auch das Testzentrum seien dabei in Rottweil. Nach der Vereinbarung des Termins durch den Hausarzt teile dieser dem Patienten die Adresse mit. Dies mache deshalb Sinn, da das Fieberzentrum beispielsweise eine vorübergehende Einrichtung des Gesundheitsamtes sei, die auch schon verlegt wurde, erklärt Stein. Die Adressen der beiden Corona-Ambulanzen in Oberndorf und in Schramberg seien bekannt, da es sich dabei um Arztpraxen handelt, sagt die Pressesprecherin.

Ohne vorherige Anmeldung durch den Hausarzt können Bürger keinesfalls einen Corona-Test bei einer der genannten Einrichtungen im Kreis Rottweil durchführen, wie das hiesige Gesundheitsamt mitteilen lässt. Grund dafür sei vor allem, unnötige Kontakte und Wartezeiten zu vermeiden. Zum Test angemeldete Personen seien außerdem als krank anzusehen und sollten deshalb zu Hause bleiben, rät Stein.

Die Tests werden nicht im Kreis Rottweil ausgerwetet. "Es gibt in Baden-Württemberg mehrere akkreditierte Labore, unter anderem in Ravensburg, Konstanz, Singen, Karlsruhe, Sindelfingen, Stuttgart, Baden-Baden und Ludwigsburg", zählt die Pressesprecherin auf. Weil die Testkapazität in den vergangenen Wochen deutlich zugenommen habe, könne es derzeit einige Tage dauern, bis ein Ergebnis vorliegt. Teilweise liegen Ergebnisse jedoch auch bereits nach 24 Stunden vor, es komme dabei einfach auf die Auslastung des jeweiligen Labors an, sagt Stein. Außerdem gebe es die Absprache, dass Tests aus Krankenhäusern vorrangig in Laboren ausgewertet werden.

Sei das Testergebnis dann positiv, müsse das Labor das dem zuständigen Gesundheitsamt melden. Dieses nehme dann unverzüglich telefonischen Kontakt mit den Betroffenen auf und spreche dabei die Verpflichtung zur 14-tägigen Quarantäne aus, der dann auch eine postalische "Absonderungsverfügung" der zuständigen Ortspolizeibehörde folge, erklärt die Pressesprecherin. Die Befunde gehen außerdem an die Hausärzte. Diese teilen den Patienten außerdem die negativen Befunde mit.

Bei einem positiven Test-Ergebnis ermittle das Gesundheitsamt außerdem Kontaktpersonen mit dem Infizierten je nach "Kontaktgrad", erklärt Stein. Enge Kontakte werden dann telefonisch kontaktiert und auch ihnen werde eine 14-tägige Quarantäne auferlegt.

Schwarzwald-Baar-Kreis

Auch im Schwarzwald-Baar-Kreis sollten sich Personen mit coronatypischen Symptomen zunächst telefonisch bei ihrem Hausarzt melden. Wenn der Arzt nicht erreichbar sei, könne man ebenfalls die bundesweite Telefonnummer des Kassenärztlichen Notdienstes (116 117) wählen, erklärt Kai Sonntag, Leiter der Stabstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg. Sollte ein Test erforderlich sein, vermittle der Arzt den Patienten dann bei der Fieberambulanz oder in der Corona-Schwerpunktpraxis (CSP), wo der Test dann vorgenommen werde. Falls der Patient bei einem Hausarzt ist, der auch Corona-Tests durchführt, könne das direkt vor Ort geschehen, sagt Sonntag. Eine Testung ohne vorherige Anmeldung sei auch im Schwarzwald-Baar-Kreis nicht möglich.

Die Fieberambulanz sei in der Tennishalle in Schwenningen. Wo die CSP ist, verrät Sonntag nicht, damit die Bürger nicht direkt dorthin gehen. Das Gesundheitsamt entscheide außerdem von Fall zu Fall, ob eine Quarantäne notwendig sei, bis das Test-Ergebnis vorliegt, erklärt Sonntag. Eine zentrale Auswertungsstelle gebe es auch im Schwarzwald-Baar-Kreis nicht: Die unterschiedlichen Labore müssen auch keineswegs im Landkreis sein, sagt der Leiter der Stabstelle für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Es hänge auch von dem jeweiligen Labor ab, bis wann ein Test-Ergebnis vorliegt. Sei dieses dann positiv, informiere das Labor das zuständige Gesundheitsamt darüber. Dieses nehme dann Kontakt zu dem Patienten auf und ordne gegebenenfalls Quarantäne an. Kontaktpersonen des Infizierten werden ebenfalls vom Amt kontaktiert. Ein negatives Test-Ergebnis teile auch hier der Hausarzt postalisch oder telefonisch mit.

Kreis Freudenstadt

"Wer einen begründeten Verdacht auf eine Corona-Infektion hat, soll sich zunächst telefonisch bei seinem Hausarzt, beziehungsweise am Abend und am Wochenende unter der Telefonnummer, 116117, bei dem diensthabenden Arzt melden. Dieser klärt dann die weitere Vorgehensweise", teilt Sabine Eisele, Leiterin der Stabstelle Kommunikation und Kreisentwicklung mit. Die Hausärzte im Landkreis Freudenstadt haben in Eigeninitiative zentrale Abstrichpraxen eingerichtet, erklärt Eisle weiter. Der Abstrich dort erfolge jedoch nur mit einer Überweisung durch den Hausarzt und nach einer vorherigen Anmeldung. Nach dem Abstrich erfolge außerdem eine Meldung als "Verdachtsmeldung" beim zuständigen Gesundheitsamt.

Im Kreis Freudenstadt gebe es zentrale Abstrichstellen der niedergelassenen Ärzte, am Spritzenhaus in Baiersbronn und in der Fieberambulanz in der Riedsteighalle in Dornstetten. Letztere werde sieben Tage pro Woche betrieben und sei den Bürgern bekannt. Außerdem werde eine Abstrichstelle im Krankenhaus in Freudenstadt betrieben. Auch im Landkreis Freudenstadt sei der Hausarzt dafür zuständig, den Patienten bei der Abstrichstelle anzumelden. Bürger dürfen dort ebenfalls nicht einfach auftauchen, um einen Corona-Test durchführen zu lassen.

Ob getestete Personen vorsichtshalber in Quarantäne müssen, hänge im Landkreis Freudenstadt vom Einzelfall ab. Labore zur Auswertung gebe es dort außerdem nicht. Wie im Kreis Rottweil und im Schwarzwald-Baar-Kreis werden die Tests in andere Städte geschickt. Deshalb hänge es auch vom Transportmittel und der jeweiligen Auslastung des Labors ab, wie lange die Auswertung des Corona-Tests dauere, erklärt Eisele. Teilweise lägen Test-Ergebnisse jedoch bereits nach einem Tag vor.

Ist der Corona-Test ausgewertet, werden die Personen immer kontaktiert, so die Pressesprecherin. Falle der Test positiv aus, erfolge durch das Labor automatisch eine Meldung an das zuständige Gesundheitsamt. Dieses nehme dann unverzüglich telefonisch Kontakt mit der Person auf und ordne die häusliche Quarantäne, entsprechend den Richtlinien des Robert-Koch-Instituts, an. Außerdem werden die Kontaktpersonen erfragt und erfasst und ebenfalls in häusliche Isolation geschickt, erklärt Eisele.

Zollernalbkreis

Auch im Zollernalbkreis sei der erste Ansprechpartner bei einem Verdacht auf eine Infektion mit dem Coronavirus der eigene Hausarzt. Wahlweise könne aber auch die Corona-Schwerpunktambulanz, die in der Volksbankmesse auf dem Messegelände in Balingen (Auf Stetten 4) unter einem Dach mit dem Abstrichzentrum betrieben wird, aufgesucht werden, teilt Julia Wegner von der Pressestelle des Landratsamts mit. Durch die zentrale Untersuchung von Corona-Verdachtsfällen in der Schwerpunktambulanz sollen Hausärzte entlastet werden, teilt Wegner weiterhin mit. Deshalb können sich Patienten dort auch unangemeldet vorstellen.

Die Abstriche selbst werden jedoch im Corona-Testzentrum, das sich ebenfalls aus dem Messegelände der Volksbankmesse Balingen befindet, gemacht. Dieses werde vom DRK betrieben, sagt Wegner. "Patienten erhalten von ihrem Hausarzt oder von der Corona-Schwerpunktambulanz eine entsprechende Bescheinigung und können anschließend direkt zur Teststelle gehen. Es wird darum gebeten, den Ausweis, einen Stift, sowie eine Schreibunterlage mitzubringen, damit vor Ort ein Fragebogen ausgefüllt werden kann. Wesentlicher Inhalt der erhobenen Daten ist die eigene Telefonnummer für die Mitteilung des Testergebnisses", teilt die Pressesprecherin weiterhin mit.

Bis die Testergebnisse vorliegen, sollten sich die Erkrankten krankschreiben lassen und isolieren, rät Wegner. Das Landratsamt informiere die Getesteten dann, wenn ein Ergebnis vorliegt. Im Zollernalbkreis können dabei Tests direkt vor Ort analysiert werden. Seit Ende März gingen laut dem Landratsamt Proben an das veterinärmedizinische Labor "ZAKlab" in Balingen-Endingen. Tests können seit Mitte April außerdem in Straßberg bei der Firma "Autoimmun Diagnostika" ausgewertet werden, teilt Wegner mit. Insgesamt können im Landkreis daher bis zu 800 Proben pro Tag untersucht werden.

Bis die Tests ausgewertet sind, dauere es in der Regel zwei bis drei Werktage. Werden die Proben in Ausnahmefällen an andere Labore geschickt, könne es jedoch auch länger gehen. Liegt das Ergebnis vor, werde der Patient telefonisch vom Landratsamt informiert. Positiv getestete Patienten müssen sich der 14-tägigen Quarantäne unterziehen. Außerdem werden die Patienten nach engen Kontaktpersonen gefragt. Eng sei dabei so definiert, dass weitere Personen mindestens 15 Minuten mit unter zwei Meter Abstand und ohne Mund-Nasen-Schutz Kontakt zum Infizierten hatten. Diese müssen im Zollernalbkreis ebenfalls 14 Tage in Quarantäne.

Kreis Calw

Auch im Kreis Calw gilt: "Personen mit Symptomen sollten sich grundsätzlich telefonisch an ihren Hausarzt wenden, der Hausarzt meldet seinen Patienten dann beim Gesundheitsamt zum Test an", erklärt Janina Müssle, zuständig für Europa, ELR und Kreisentwicklung am Landratsamt Calw. Die Personen werden dann vom Gesundheitsamt über ihren Termin informiert, teilt Müssle weiter mit. Eine häusliche Absonderung bis zum Test werde dabei empfohlen. Ohne Termin sei im Kreis Calw keine Testung möglich. Zudem erhalten Personen, mit einschlägigen Symptomen, die sich bei der Bürgerhotline gemeldet haben oder über eine speziell dafür eingerichtete Mail-Adresse an das Gesundheitsamt geschrieben haben, einen Termin.

Im Landkreis Calw gebe es zwei "Drive-In-Testzentren", eines in Calw und eines in Nagold. Die Adresse werde jedoch erst bei der Terminvergabe zur Testung mitgeteilt. Eines der Zentren befinde sich auf dem Parkplatz einer Schule. Hier seien bestimmte Maßnahmen getroffen worden, damit sowohl der Testbetrieb als auch der Schulbetrieb reibungslos ablaufen können. Weiterhin gebe es zwei Fieberambulanzen an den Kreiskliniken in Calw und Nagold und drei Corona-Schwerpunktpraxen in Calw, Nagold und Bad Wildbad.

Eine Testung in einem "Drive-In-Zentrum" sei nur nach vorheriger Anmeldung durch das Gesundheitsamt möglich. Die Fieberambulanzen an den Kliniken seien außerdem ausschließlich für Patienten mit schweren Symptomen, die gegebenenfalls stationär aufgenommen werden müssten.

Ausgewertet werden die Tests vom Landkreis Calw in einem Labor in Sindelfingen. In der Regel dauere es einen Tag, bis das Ergebnis vorliegt, sagt Müssle. Die getesteten Personen werden vom Gesundheitsamt des Landratsamtes angerufen und über ihr Ergebnis informiert. Dabei sei es üblich, dass erst die positiv getesteten Personen informiert werden, dann die negativ getesteten. "Positiv getestete Personen erhalten im Anschluss eine schriftliche Anordnung auf häusliche Quarantäne", erklärt Müssle. Diese Anordnung werde auch an enge Kontaktpersonen versandt.