Bürgermeister Frank Schroft zog beim Bürgerempfang der Stadt Meßstetten Bilanz und ging mir der Landesregierung hart ins Gericht. Foto: Müller

700 Gäste, so viele wie noch nie, sind am Freitagabend zum Bürgerempfang der Stadt Meßstetten in die Heuberghalle gekommen. Bürgermeister Frank Schroft zog nicht nur eine solide Bilanz seiner Stadt, sondern kritisierte auch die Landesregierung hinsichtlich des Konversionsraums.

Meßstetten - "Unsere Bilanz der vergangenen beiden Jahre kann sich sehen lassen", sagte Bürgermeister Frank Schroft und brachte die Meßstetter auf den aktuellen Stand der Dinge." 160 weitere Bauplätze möchte die Stadt Meßstetten in den kommenden Jahren schaffen. Einige sind bereits in bau, bei den anderen steigt man demnächst in die Planung ein. Auch im Innenbereich der Gesamtstadt gibt es noch genug Platz: es gibt Baulücken von insgesamt 20,83 Hektar, auf denen die Stadt Wohnraum schaffen möchte.

Noch kein genehmigtes Baurecht

Hinsichtlich des neuen Sportzentrums auf dem Geißbühl hatte Schroft weniger erfreuliche Nachrichten. Die gesetzlichen Vorgabe und Erfordernisse bremsen die Realisierung des 1,87 Millionen Euro teuren Sportzentrums aus. Man befinde sich derzeit noch immer im Bauleitverfahren und es gebe noch kein genehmigtes Baurecht für die entsprechenden Arbeiten – und ohne Baurecht gebe es keine Baugenehmigung und schon gar keine Realisierung. Doch Schroft ist optimistisch.

Besser laufe es im Breitbandausbau: Bis zum Jahresende wird die Stadt Meßstetten für schnelles Internet 6,7 Millionen Euro investiert haben, Zuschüsse gibt es für 2,6 Millionen Euro. Für die Digitalisierung der Schulen wird ebenfalls eine Menge Geld in die Hand genommen: 550 000 Euro für den Digitalpakt Schulen. Für Hochbaumaßnahmen wurde in den vergangenen beiden Jahre mehr als drei Millionen Euro ausgegeben, für die Tiefbaumaßnahmen an die 4,9 Millionen Euro. Die Betreuung in Kitas und Schulen hat sich die Stadt in den Jahren 2020/21 knapp acht Millionen Euro kosten lassen.

Die Preise steigen

"Wir haben erheblich in die Sanierung und in die Zukunft unserer Stadt investiert", resümierte Schroft. Und das zum richtigen Zeitpunkt. Die Preise auf dem Bausektor seien dermaßen gestiegen, "dass wir uns bei der Realisierung unserer letztjährigen Baumaßnahmen in heutiger Zeit sicher schwer getan hätten".

Das Leuchtturmprojekt für die nächsten Jahre ist das Sozial- und Gesundheitszentrum in der Hossinger Straße. Mit dem Bau wird im Frühjahr 2023 begonnen, die Eröffnung ist Ende 2024. Aktuell belaufen sich die Kosten auf 17 Millionen Euro.

Kontostand so hoch wie noch nie

Die Stadt Meßstetten investiert nicht nur, sondern haushaltet auch gut. Stand heute verfügt die Stadt Meßstetten übe reinen Kontostand von mehr als 32,5 Millionen Euro an liquiden Mitteln. "So vermögend wie 2022 war unsere Stadt noch nie."

Das größte Mammutprojekt der kommenden Jahre steht auf dem Gelände der ehemaligen Zollernalbkaserne an: Ein Zweckverband mit den Kommunen Albstadt, Balingen, Nusplingen, Obernheim und Meßstetten ist gegründet, die Konversion zum Interkommunalen Industrie- und Gewerbepark Zollernalb eingeleitet. Mit der Firma MVV Energie AG steht bereits der erste Bauherr fest: Für 21 Millionen Euro wird das Unternehmen aus Mannheim eine Bioabfallvergärungsanlage errichten; die Inbetriebnahme ist für 2024 geplant.

Konversin erfährt wenig Unterstützung

Schroft bemängelte allerdings auch, dass das Projekt seiner Ansicht nach zu wenig Unterstützung von Seiten des Landes erfährt. Das zuständige Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen habe selbst nach zwei Jahren die Regionalplanänderung "Konversion Geißbühl" noch nicht bestätigt. Diese ebnet nämlich vollends den Weg für den interkommunalen Industrie- und Gewerbepark.

"Es mehren sich unsere Informationen, dass das Land kein Interesse an einer vollständigen Ausweisung dieser ehemaligen Militärfläche als Industrie- und Gewerbeschwerpunkt für die Region Neckar-Alb hat und sich eigene Optionen erhalten will", sagte der Bürgermeister. "Ich kann die Verantwortlichen in Stuttgart nur warnen, uns diese interkommunale Zielsetzung zunichte machen zu wollen", sagte Schroft weiter und betonte, dass der Zollernalbkreis von Anfang an federführend verantwortlich für das Ankunftszentrum Ukraine war. "Für uns war es eine Selbstverständlichkeit, die flüchtenden Menschen aus der Ukraine bei uns aufzunehmen und ihnen eine vorübergehende Heimat zu geben." Andere Vorhaben des Landes mit dem Konversionsraum wären laut Schroft ein "Schlag ins Gesicht". "Das Verhalten des Ministeriums wirft Fragen auf, die hoffentlich bald vollständig aus Stuttgart beantwortet werden."

"Putins Krieg – Beginn einer neuen Weltordnung"

Durch das Ankunftszentrum auf dem Geißbühl scheint der Krieg in der Ukraine für die Meßstetter noch naher als er sowieso schon ist. Zum Thema "Putins Krieg – Beginn einer neuen Weltordnung" schloss sich eine Podiumsdiskussion mit Claudia Buckenmaier, Leiterin des ARD-Studios in Washington, Politikwissenschaftler Josef Braml und Generalleutnant a.D. Friedrich Wilhelm Ploeger an. Moderiert wurde diese von Thomas Gijswijt.