Der erste Interessent, der sich im Interkommunalen Industrie- und Gewerbeparks Zollernalb auf dem Meßstetten Geißbühl ansiedeln möchte, steht fest: Die MVV Umwelt GmbH mit Sitz in Mannheim will dort eine Bioabfallvergärungsanlage bauen, die 2024 in Betrieb gehen soll.
Meßstetten - Christoph Dickmanns, der die Konversion für das Areal der ehemaligen Zollernalbkaserne begleitet, sieht die Ansiedlung der MVV mit einer Bioabfallvergärungsanlage als Glücksfall, schließlich soll das Industriegebiet auf dem Geißbühl möglichst CO2-reduziert arbeiten. Die Firmen, die sich künftig auf dem Geißbühl ansiedeln, könnten ihre Energie somit aus direkter Nachbarschaft beziehen.
Dickmanns erklärt, dass der Ausstoß des klimaschädlichen Kohlendioxids in der Zukunft für Unternehmen eine immer größere Bedeutung haben werde. "Große Unternehmen wollen CO2-neutral sein; hier auf der Alb sind die Zulieferer." Dazu müsse man alternative Energien vor Ort erzeugen und Unternehmen ressourcenschonend arbeiten. "Wir wissen nicht, welche Unternehmen sich hier ansiedeln, aber wir müssen ihnen klimaschonende Energiequellen bereitstellen", erklärt Dickmanns weiter.
Keine Emissionen
Die MVV schlage gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie beseitige Bioabfälle und erzeuge daraus klimafreundliche Energie durch das Einsparen von Kohlendioxid, erläutert Julian Bott, der bei der MVV bundesweit für die Geschäftsentwicklung der Bioabfallverwertung zuständig ist. Er betont: "Hier wird kein Müll verbrannt, sondern fermentiert, es gibt keine Emission."
Geplant ist eine Bioabfallvergärungsanlage, die kommunale Bioabfälle durch Gärung zu Biomethan verarbeitet. Idealerweise soll die Energie direkt im Industriepark genutzt werden, der Rest wird in das Erdgasnetz der FairNetz GmbH eingespeist und dient beim Endverbraucher als Strom, Wärmelieferant oder Kraftstoff.
Die Anlage soll 33 000 Tonnen pro Jahr verarbeiten; das entspricht dem Bioabfall aus drei Landkreisen. Neben dem Zollernalbkreis sollen auch umliegende Kreise ihren Bioabfall nach Meßstetten bringen. Das Verkehrsaufkommen soll laut Dickmanns marginal erhöht werden. Es wird mit durchschnittlich 14 Lastwagen täglich gerechnet.
Wo genau die Anlage auf dem Geißbühl positioniert sein wird, steht derzeit noch nicht fest. Die MVV rechnet mit einem Flächenbedarf von maximal zwei Hektar und einer Investitionshöhe von rund 21 Millionen Euro.
Laut Bott, Dickmanns und Meßstettens Bürgermeister Frank Schroft birgt dieses Projekt nur Vorteile. Skeptikern, die Geruchsbelästigung befürchten, versichert Bott Geruchsneutralität und erklärt die Funktionsweise. Der Lastwagen lädt die Bioabfälle in der verschlossenen Anlieferungshalle in einen Tiefbunker ab. Dort herrscht ein Unterdruck, sodass Gerüche komplett abgesaugt werden. Erst wenn die Luft gefiltert und gereinigt ist, entweicht sie nach draußen.
Bevor der Abfall weiterverarbeitet wird, werden Fremdstoffe aussortiert. Ein Förderband bringt den Müll in das Herzstück der Bioabfallvergärungsanlage, in den Fermenter. Dort wird er mit Bakterien versetzt, die das Biogut unter Abschluss von Sauerstoff zersetzt. Gas entweicht in die Biogasaufbereitung, wo es gesäubert wird. Am Ende des Prozesses wird Biogas in Erdgasqualität in das Netz eingespeist. Das Gärprodukt, das nach der Fermentierung zurückbleibt, wird aufgearbeitet und kann als Naturdünger verwendet werden.
Bürgermeister Schroft hat im Vorfeld bereits die Fraktionsvorsitzenden der am Zweckverband Interkommunale Industrie- und Gewerbepark Zollernalb beteiligten Städte und Gemeinde mit dem Projekt vertraut gemacht. Die Resonanz sei durchweg positiv. Angedacht sei zudem eine ähnliche bereits bestehende Anlage, etwa die in Zürich, zu besichtigen, um sich vor Ort einen Eindruck von einer Geruchsbelästigung zu verschaffen. Schroft kündigte zu gegebener Zeit auch eine Bürgerinformationsveranstaltung an, bei der Bürger ihre Fragen äußern können.
Der Leiter des Abfallwirtschaftsamts im Zollernalbkreis, Friedrich Scholte-Reh, begrüßt die Ansiedlung der MVV. "Wir vom Landkreis wollen einen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz beitragen. Durch die Bioabfallvergärungsanlage im Landkreis würden Transportwege eingespart – und damit verbunden auch CO2 und Kosten, was etwa drei bis vier Prozent der Müllgebühren ausmache.
Die weiteren Schritte sehen folgendermaßen aus: Zunächst muss das Grundstückgesichert und erworben werden. Dann kann die Anlage geplant werden und der Genehmigungsprozess starten. Bott rechnet mit einer Bauzeit von rund 18 Monaten, sodass die Bioabfallvergärungsanlage 2024 in Betrieb gehen kann.