Seine Tür in eine andere Welt: Der Angeklagte Dennis B. verbrachte auf seiner viertägigen Flucht viel Zeit mit dem Lesen einer Fantasy-Novelle auf dem I-Pad. Foto: © Manuta – stock.adobe.com

Er goss Benzin über seine Mutter und seinen Bruder und zündete sie an. Dabei lebte Dennis B. bis dahin ein unauffälliges Leben. Nach außen hin.

Horb-Talheim - Die Worte der Anklage beim Beginn des Prozesses Ende September zeichnen das Bild des Grauens: "Am 29. März gegen 4 Uhr fing Dennis an, in seinem Zimmer, im Flur und den anderen Räumen Ottokraftstoff auszugießen, um das ganze Haus in Brand zu setzen. Um seine Mutter und seinen Zwillingsbruder zu töten."

Wie es um das Mitgefühl des Angeklagten für seine Familienangehörigen steht, zeigte sich, als er die Tat schilderte und über seine Beweggründe sprach. Das Unheimliche dabei: Immer wieder war Dennis B. nach der Tat in eine andere Welt abgetaucht, las auf seinem I-Pad eine Fantasy-Novelle. Vier Tage nach der Tat wurde er in Marxzell verhaftet (bei Karlsruhe). Dennis B.: "Ich hatte den Gedanken: Wenn ich mit dem Lesen der Fantasy-Novelle auf meinem I-Pad fertig bin, bringe ich mich um. Das war eine relativ sinnlose Novelle."

Technisches Gymnasium besucht

Der Mann, der so spricht, lebte nach außen hin völlig unauffällig. Er besuchte die Realschule Horb, danach das Technische Gymnasium Nagold. Das Studium an der FH Karlsruhe brach er ab. Es folgte eine Ausbildung zum Informatiker in Böblingen, dann ein Studium in Tübingen. Dennis B.: "Mein Vater bekam 2021 die Krebsdiagnostik. Das Geld wurde knapp – die ganzen Behandlungen."

Nebenjobs wie Tutor – "War relativ ausgelastet und wollte nicht mehr. 2015 Abbruch. Ein Jahr später Praktikum bei IT-Dienstleister in Sindelfingen. Im Juni 2019 wird er entlassen. Dennis B. nimmt sich eine "Auszeit", reist nach Namibia/Botswana. Meldet sich aber nicht arbeitslos. Er sagt: "Ich bin nicht auf den Punkt gekommen. Weiß nicht, wie ich das erklären soll." Seine 20 000 Euro Ersparnis auf dem Konto ist irgendwann aus.

"Höchstens mal ein Bier"

Dennis B.: "Meine Mutter und mein Bruder haben immer mehr Druck gemacht. Da bin ich ihnen aus dem Weg gegangen."

Kurz vor der Tat kommt der Gerichtsvollzieher, will gut 600 Euro. Die Mutter zahlt, Dennis flüchtet und übernachtet im Wald. Sein Zwillingsbruder hat wohl die Furcht, dass Dennis abdreht. Beruft ein Familientreffen der insgesamt fünf Geschwister ein, um die Finanzen zu klären.

Das wird abgesagt – weil die Familie erkannt hat, dass Dennis B. "Depressionen hat und zum Psychotherapeuten sollte", so die Halbschwester. Der Todes-Brandstifter: "Drogen oder Alkohol habe ich nie genommen. Höchstens mal ein Bier."