Dennis B. wird in Fußfesseln in den Schwurgerichtssaal geführt. Foto: Lück

Die linke Hand ist in einem blauen Handschuh eingepackt. Die Augen nach unten – so geht Dennis B. In Fußfesseln in den Saal 201 des Landgerichts Rottweil. Die Anklage: Mutter-Mord und Brandanschlag gegen seinen Zwillingsbruder. Legt der Talheimer ein Geständnis ab?

Rottweil/Horb-Talheim - Den Rücken durchgedrückt, die Hände gefaltet. Die linke ist in einem blauen Spezialhandschuh – wegen Brandverletzung. Bewegungslos lauscht Dennis B. der Anklage von Staatsanwalt Robin Schray, die ihn schwer belastet. Vorwurf: Mutter-Mord. Versuchter Mord an seinem Zwillingsbruder. Mit Benzin.

Der Staatsanwalt verliest die Anklage: "Am 29. März gegen 4 Uhr fing Dennis an, in seinem Zimmer, Flur und den anderen Räumen Ottokraftstoff auszugießen, um das ganze Haus in Brand zu setzen. Um seine Mutter und seinen Zwillingsbruder zu töten. Der Zwillingsbruder wurde wach, sah Dennis im Flur mit dem Benzinkanister!"

Dennis hielt seinen flüchtenden Zwillingsbruder fest

Er wollte flüchten, doch Dennis hielt den leicht gehbehinderten Zwillingsbruder an beiden Armen fest. Inzwischen war auch die Mutter (72) aufgewacht. Der Staatsanwalt: "Die Mutter schrie. Dennis ließ von seinem Zwillingsbruder ab und forderte ihn auf, sich im unteren Bad einzuschließen."

Dennis übergießt Mutter mit Benzin

Als die Bruder die Treppe runterging – so der Staatsanwalt- "übergoss ihn der Angeklagte von hinten mit Benzin. Mit einem Feuerzeug und einem Grillanzünder steckte er ihn an. Der Zwillingsbruder wickelte sich in Todesangst in einen Teppich ein, um die Flammen zu löschen und das Gesicht zu schützen. Dann konnte er ins Bad flüchten, schloss sich dort ein."

Dennis habe dann, so die Anklageschrift, seine 72-jährige Mutter mit Benzin überschüttet, schüttete weiter Benzin aus. Der Anwalt: "Er wollte seine Mutter töten, das Haus zerstören. Dann verließ er das Haus durch einen Hintereingang und fuhr davon."

Die 72-jährige Mutter – so der Staatsanwalt – schnappte sich den Gartenschlauch, um das Feuer zu löschen. Der Zwillingsbruder schrie im Bad um Hilfe, bis ihn ein Nachbar hörte. Dennis B. flüchtete, wurde einige Tage später jedoch verletzt in seinem Auto in Marxzell gefunden und verhaftet.

Staatsanwalt: „Gefühllose und unbarmherzige Gesinnung!“

Staatsanwalt Schray: "Der Angeklagte handelte in gefühlloser, heimtückischer und unbarmherziger Gesinnung."

Die Mutter starb wenige Tage später – nach mehreren OPs und Brandverletzungen, die 70 bis 80 Prozent der Hautoberfläche geschädigt hatten. Der Zwillingsbruder erlitt lebensgefährliche Verletzungen mit 60 Prozent Schädigung der Körperoberfläche. Bis heute sei er in stationärere Behandlung in der BG-Klinik Tübingen, so der Staatsanwalt.

Die Anklage ist verlesen. Dann endet die Hauptverhandlung.

Wird Dennis B. gestehen?

Sein Verteidiger Rüdiger Mack sagt auf Anfrage unserer Redaktion: "Zur Anklage kann ich noch nichts sagen. Aufgrund von Umständen, die bei der JVA liegen, konnte ich mit meinem Mandanten die Akten noch nicht umfassend besprechen."

Welche Rolle spielt der Datenträger mit Kinder- und Jugendpornographie beim Familiendrama? Der Vorsitzende Richter Karlheinz Münzer: "Der Datenträger wurde im Auto des Angeklagten bei der Festnahme gefunden. Über diesen Umstand hinaus ist in den Akten kein weiterer Zusammenhang zu diesem Fund erkennbar. Wir haben umfangreiche Aussagen des Zwillingsbruders."

Der Zwillingsbruder hat umfangreich ausgesagt

Klartext: Offenbar hat Dennis’ Zwillingsbruder Aussagen über den Auslöser für das tödliche Famliendrama gemacht. Die Kinder- und Jugendpornobilder von Dennis wurden dabei wohl nicht erwähnt. Schließt aber nicht aus, dass die Anklage gegen Dennis wegen des Besitzes doch eine Rolle bespielen könnte.

Der Vorsitzende Richter Münzer: "Die Zeugen sind noch nicht geladen. Wir warten zunächst ab, ob sich der Angeklagte äußert, um den weiteren Fortgang der Beweisaufnahme dann festzulegen." Es wird also spannend am nächsten Prozesstag am Montag, 17. Oktober.

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