An der Pinnwand im Büro von Familie Sauer hängen noch immer die Fotos von Peter Sauer mit seinem Enkel Fabio Beilharz, Entertainer Thomas Gottschalk und Fernsehmoderatorin Michelle Hunziker. Foto: Störzer

Zwölf Jahre ist es her, dass Peter Sauer aus Alpirsbach sein Können vor einem Millionenpublikum bei "Wetten, dass...?" unter Beweis stellte. Die Erinnerung an die drei Minuten im Rampenlicht ist nicht verblasst.

Alpirsbach-Rötenbach - Spätestens seit seinem Auftritt bei "Wetten, dass...?" ist Peter Sauer in Alpirsbach eine kleine Berühmtheit. Bei der Show in Hannover im November 2010 fuhr der damals 66-Jährige seinen 18 Tonnen schweren und mit 45 Passagieren besetzten Reisebus in drei Minuten auf einer Waage ins Gleichgewicht. Ganz knapp gewann er die Wette.

Doch was damals so locker aussah, war hinter den Kulissen eine nervenaufreibende Angelegenheit – für Peter Sauer, für seine Frau Edeltraud und auch für die 44 anderen Passagiere an Bord des Busses.

Schweizer liefert Inspiration für Wette

Alles begann mit dem Aufruf von Showmaster Thomas Gottschalk, bereits verlorene Wetten zu wiederholen. Sauers Wettinspiration war die des Schweizers Peter Odermatt aus dem Jahr 1983. Dieser versuchte damals, seinen mit Holz beladenen Lastwagen ins Gleichgewicht zu fahren. Er schaffte es nicht.

Sauer zögerte nicht, als ihm die Idee zur Wettwiederholung seines Vorgängers kam. Er rief beim Fernsehsender ZDF an, um sich für die Wette anzumelden. Sein Vorschlag: Er wollte seinen Reisebus auf einem Eisenträger ins Gleichgewicht fahren.

Vom Eisenträger wird auf einen Leimbinder umgeschwenkt

"Dann ging die Chose los", erzählt Sauer. "Beate Weber vom ZDF war das nicht spektakulär genug." Die Wette sollte abgewandelt werden. Vom Eisenträger wurde auf einen 18 Meter langen, hölzernen Leimbinder umgeschwenkt. Die Sägerei, die das Konstrukt schließlich herstellte, musste Sauer zuerst vertrösten. Zahlen wollte der Fernsehsender erst später. "Mein Neffe hat ein Fuhrunternehmen. Er hat den Leimbinder abgeholt."

Dann sei Weber in den Schwarzwald gekommen, um sich den Aufbau anzuschauen und ihn abzusegnen. Anschließend sollten 44 Passagiere für den Reisebus organisiert werden. Auch darum kümmerte sich Sauer. Alles stand in den Startlöchern.

Bus-Wette ist zu gefährlich

Plötzlich der Schock: "Im August rief Frau Weber, die übrigens am selben Tag wie ich Geburtstag hat, wieder an", weiß Sauer noch immer ganz genau. "Ein Mann verunglückte bei ›Wetten, dass...?‹." Sauers Bus-Wette sollte daraufhin abgesagt werden. Zu gefährlich, hieß es. "Da war ich zornig und warf den Telefonhörer hin", erinnert sich Sauer, der zu diesem Zeitpunkt bereits viel Energie und Zeit in die Vorbereitung seiner Wette gesteckt hatte.

"Später rief Frau Weber wieder an und fragte: ›Herr Sauer, sind Sie noch sauer?‹" Das ZDF wollte die Wette nun doch umsetzen.

Kupplung übersteht die Wette

Im November 2010 machten sich Peter und Edeltraud Sauer schließlich mit rund 60 Personen und dem riesigen Leimbinder im Gepäck auf den Weg nach Hannover. Um ein Haar habe das Wetter dem Wett-Vorhaben einen Strich durch die Rechnung gemacht. "Es regnete und der Leimbinder wurde nass", sagt Sauer. "Das Holz wölbte sich." Die Nerven lagen blank. Daraufhin sei die Wippe versetzt worden. "Es hätte auch schiefgehen können", ist sich Sauer durchaus bewusst. "Als Fahrgast wäre ich nicht in den Bus gesessen", sagt er ehrlicherweise. "Das war eine verdammt gefährliche Sache." Doch alles ging gut.

Bei seinem Schweizer Vorgänger habe damals die Kupplung während der Wette versagt. Die Kupplung von Sauers Bus ging erst ein paar Wochen nach dem Auftritt kaputt, erzählt er schmunzelnd.

Wette kostet 30 000 Euro

Rückblickend habe man "eine Mordsgaudi gehabt", muss auch Edeltraud Sauer zugeben. Von Donnerstag bis Sonntag, vier Tage also, seien die Sauers samt 44 Passagieren aus dem Schwarzwald zu Gast in Hannover gewesen. "30 000 Euro hat meine Wette das ZDF gekostet", sagt Sauer immer noch beeindruckt von dieser Summe.

Den Leimbinder habe der Sender ihm später verkaufen wollen. Als er dies ausschlug, wurde ihm das Konstrukt geschenkt und Peter Sauer ließ daraus einen Carport und eine Pergola in seinem Garten errichten, auf die er jeden Tag blickt. Auch die Fotos mit Thomas Gottschalk und Michelle Hunziker, die einen festen Platz an der Pinnwand im Büro haben, erinnern die Sauers an dieses einmalige Erlebnis.

Auf Tuchfühlung mit Vitali Klitschko und Michelle Hunziker

In der Maske saß der Alpirsbacher neben dem ehemaligen Profiboxer und heutigen Bürgermeister Kiews, Vitali Klitschko. Wettpate und Comedian Atze Schröder nannte Peter Sauers Leistung damals "Schwarzwälder Präzisionsarbeit". Das sei hängengeblieben. Mit Moderatorin Michelle Hunziker scherzte er und Showmaster Thomas Gottschalk habe sich hinter der Bühne beinahe eine halbe Stunde Zeit für Sauer und seine Reisegruppe genommen. Stars hautnah – diese Eindrücke bleiben. Dass er Gottschalk in der Show versehentlich mit "Frank" angesprochen hat, nahm ihm dieser offenbar nicht krumm.

Für den großen Auftritt hatte Edeltraud Sauer ihrem Mann zwei Outfits eingepackt. Eines davon erschien den Leuten vom Fernsehen passend. "Wenn man nicht das richtige Outfit dabei hat, dann besorgen die einem etwas zum Anziehen", erzählt Edeltraud Sauer. Den grünen Pullover von damals habe ihr Mann noch heute im Schrank hängen.

Wie die Fürsten behandelt

Und dann gab es die After-Show-Party. "Die war klasse", schwärmen die Sauers. "Wie die Fürsten wurden wir mit dem Shuttlebus im Hotel abgeholt. Uns wurde die Tür aufgehalten, wir liefen über den roten Teppich." Selbst die Stars seien bei der Party gewesen.

Auch bei der Ankunft in Alpirsbach sei Peter Sauer mit einem großen Empfang gefeiert worden. "Wir durften im Voraus ja kaum jemandem von der Teilnahme bei ›Wetten, dass...?‹ erzählen. Von Mai bis November mussten wir ruhig sein, sonst wäre alles ins Wasser gefallen", erklärt Sauer die Spielregeln.

Einladungen nach Japan und Holland

Nach der Show stand das Telefon der Sauers nicht mehr still. Verwandte, frühere Freunde, Bekannte meldeten sich, nachdem sie den Alpirsbacher im Fernsehen erkannt hatten. Einladungen für Auftritte in ähnlichen Shows in Holland und Japan flatterten ins Haus. Doch der heute 78-Jährige hat sie alle ausgeschlagen. Seine Frau Edeltraud ist ganz froh darüber. Bei "Wetten, dass...?" würde Peter Sauer allerdings sofort wieder mitmachen.

Die Sendung am Samstagabend, 19. November, aus Friedrichshafen werden die beiden verpassen. "Unser Enkelsohn hat ein Benefiz-Konzert organisiert, das an diesem Abend stattfindet." Das gehe vor. Die Wiederholung wollen sie aber auf jeden Fall anschauen.