Fragen und Versorgungsbedarf haben werdende Mütter im Landkreis Freudenstadt. Foto: Riedl/dpa

Bei der Sitzung des Jugendhilfe-Ausschusses des Kreistags legten die Schwangerenberatungsstellen im Kreis ihre Zahlen vor.

Kreis Freudenstadt - Die beiden Schwangerenberatungsstellen im Kreis Freudenstadt hatten 2021 viel zu tun. Bilanz zogen sie in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses des Kreistags.

Annette Maria Rieger, Vorsitzende des Vereins "Donum vitae", berichtet von 97 Ratsuchenden, "die durch eine ungeplante Schwangerschaft in Konflikt geraten sind" und Hilfe bei den ehrenamtlichen Beraterinnen des Vereins suchten. Die Geschichten, Hintergründe und Herausforderungen seien vielfältig. "Wir haben nach Corona die Präventionsarbeit wieder aufgenommen", erklärt Rieger erfreut. Junge Menschen sollen unter anderem über Sexualität aufgeklärt werden, um ungewollte Schwangerschaften zu vermeiden.

Kreisrätin Bärbel Altenburg-Jehle (Frauenliste) fragte nach, wie es sich mit Adoptionen verhalte. "Abgebende Mütter werden oftmals als Rabenmütter bezeichnet und haben einen schweren Stand in der Gesellschaft", bedauert sie. Wie viele Frauen im Kreis Kinder für eine Adoption freigeben, wisse die Beratungsstelle nicht. Das laufe über die Adoptionsstellen. "Das Thema Adoption kommt für viele Frauen nicht infrage", erklärte Beraterin Tina Vollmer von "Donum vitae". Eine Entscheidung gegen das Kind sei in der Regel auch eine Entscheidung gegen die Geburt. Kreisrat und Frauenarzt Rolf Megnin (CDU) berichtet aus der Praxis: Frauen entschieden sich eher für den Schwangerschaftsabbruch.

248 Personen suchten Kontakt zur Konfliktberatungsstelle der Diakonie Freudenstadt. "Der Großteil liegt auf Schwangerenberatung und nicht auf Schwangerenkonfliktberatung", betont Geschäftsführer Tobias Ditlevsen. Besonders beschäftige die jungen Paare steigende Miet- und Lebenshaltungskosten. "Zu uns kommen vermehrt Menschen mit hohen Stromschulden", berichtet er. Diese Sorgen wirkten sich auch auf potenzielle und werdende Eltern aus. "Da kommt einiges auf die Beratungsstellen zu", befürchtet er.

Positiv bewertet er die Verhütungskostenlösung des Landkreises. Diese sei gut angelaufen. Außerdem stellte er die Einrichtung einer Hebammensprechstunde in Aussicht. Manche Frauen hätten beispielsweise keine Krankenversicherung, "obwohl es das offiziell in Deutschland nicht gibt". In den dörflichen Gegenden sei der Hebammenmangel ebenfalls zu spüren, ergänzt Vollmer.