Dieses Gemälde des Fürstabts mit Abtsstab und Fürstenhut im Hintergrund hängt auch in der Dauerausstellung. Gerbert selbst wird in schlichter Kleidung dargestellt. Foto: Wiebke Jansen

Noch bis zum 15. Oktober gibt es im Horber Museum die Ausstellung über den gebürtigen Horber Martin Gerbert. Der prägte im 18. Jahrhundert als Abt das Kloster St. Blasien, regierte als Fürst und hatte eine berühmte Brieffreundin: Kaiserin Maria Theresia.

Eine goldglänzende Mitra mit edel besticktem Band, karminrote Handschuhe, ein Paar ockerfarbene, pantoffelähnliche Schuhe mit Schleife und ein edelsteinglänzendes Petral mit zugehörigem Ring, an anderer Stelle ein goldglänzender Kelch – das sind nur einige der Gegenstände aus dem Besitz des Fürstabts Martin Gerbert, die noch bis Mitte Oktober im Stadtmuseum Horb ausgestellt werden – darunter auch Stücke, die bislang nicht in der Neckarstadt zu sehen waren.

Gerbert wurde 1720 in Horb geboren – damals hieß er noch Franciscus Dominicus Bernardus und war keineswegs adlig – sein Vater war Stadthauptmann. Seinen Namen änderte Gebert erst mit seinem ewigen Gelübde an den Benediktinerorden in Martin, wohl aus Verehrung für den Heiligen Martin von Tours.

Gemälde darf nicht verrückt werden – aber kein Problem!

Ein Gemälde aus der Dauerausstellung durfte Museumsleiterin Agnes Maier nicht verschieben – so die Vorschriften bei der Ausleihe. Aber: Das Gemälde passt auch sehr gut in die Gerbert-Ausstellung. Auf diesem ist die Familie Geßler abgebildet und das ist gleichzeitig die Horber Verwandtschaft des Abtes. Der mutmaßliche Auftraggeber Johannes Geßler war Horber Bürgermeister – und Gerberts Großonkel.

In der Ausstellung hat Maier auch zwei Bierdeckel ausgestellt. Nicht ohne Grund: Gerbert hat auch eine Brauerei in Horb gegründet – die heutige Badische Staatsbrauerei Rothaus. Zudem hat Maier Gerberts Reiseköfferchen ausgepackt: Der Abt reiste mit vergoldetem Besteck.

Geschenke aus dem Kaiserhaus

Nicht nur war Gerbert viel unterwegs, er unterhielt auch Brieffreundschaften – darunter auch die Kaiserin Maria Theresia von Österreich. Im Museum sind auch Geschenke der Kaiserin an Gerbert ausgestellt, darunter ein Rotstich der Kaiserin und ein Teil eines Services.

Eine Leidenschaft hat sich Gerbert stets bewahrt: Seine Liebe zur Musik. Im Museum ist seine Bratsche ausgestellt und Teile seines musikalischen Werks. Zu Anfang war das noch barocke, opulente Musik. Im Museum kann eine seiner Komposition für Kirchenfeiern angehört werden. Später wird sein Stil schlichter: Das ist auch in St. Blasien zu sehen.

Vier Jahre nach Gerberts Amtseinsetzung als Abt – und damit auch als Fürst für das Fürstentum Bonndorf, das der Abtei gehörte – brennt das Kloster 1768 ab. Die folgende Zeit beschäftigt ihn, die Abtei wieder aufzubauen. „Der Mann muss wirklich Tag und Nacht gearbeitet haben“, meint Maier. So wird die Kirche neu errichtet: Allerdings im klassistischen Stil, der sich vom goldstrotzenden Prunk des Barocks abhebt und eher an den antiken Parthenon erinnert. Im Museum sind Bilder von St. Blasien zu sehen – und wie sie sich von den ganz ursprünglichen Plänen unterscheiden.

„Er war auf der wissenschaftlichen Höhe seiner Zeit“

Danach war auch wieder Zeit für seine wissenschaftlichen Arbeiten. Maier hat Fotografien der Titelseiten seiner Arbeiten aufgehängt: Gerbert ordnete die theologische Forschung und analysierte die Musikgeschichte. „Er war auf der wissenschaftlichen Höhe seiner Zeit“, erklärt Maier. Dabei: „Er war nicht nur fromm, er hat auch Dinge hinterfragt.“

Das Kloster überlebte Gerbert, der 1793 starb, nicht lange. Im Zuge der Säkularisierung unter Napoléon 1806 wurde St. Blasien aufgelöst. Die Mönche hatten schon vorher Besitztümer in die Schweiz gerettet, von dort gelangten sie später nach Kärnten. Darunter auch das kostbare „Adelheidkreuz“ – und die persönlichen Gegenstände des Fürstabts.