Die Initiative zum Erhalt des Friedensschulbads um den Schwenninger Michael Schopfer hat im Sommer eine Demo veranstaltet. Foto: Archiv Heinig

Mit knapper Mehrheit hat der Gemeinderat am Mittwoch den Antrag, Fördermittel für eine Sanierung des Friedensschulbads zu beantragen, abgelehnt. Wie ist die Stimmung bei Schwimmclub und Bürgern nach dem scheinbaren Aus?

VS-Schwenningen - Bereits von den Stadträten wurde am Mittwoch leidenschaftlich diskutiert, bei den Befürwortern zum Erhalt des Friedensschulbads rund um Petitions- und Schwimmvereinsanhängern ging es noch ein stückweit emotionaler zu. So habe Nicola Schurr, SPD-Stadtrat und gleichzeitig Initiator der Petition, nach der Entscheidung die Gemüter der anwesenden Bürger erst einmal beruhigen müssen, wie er am Tag danach im Gespräch mit unserer Redaktion erzählt. Auch die eine oder andere Träne sei geflossen. Bei der Argumentation, die manch ein Stadtrat gegen die Beantragung der Fördermittel angebracht habe, störe ihn vor allem die "ideologische Sturheit". Schurr hatte bereits in der Sitzung deutlich gemacht: "Wir schließen automatisch alle Türen, wenn wir den Förderantrag nicht stellen!" Damit der Schwimmsport weitergehen und die Schwimmvereine überleben können, brauche es zunächst den Erhalt. In ein paar Monaten, nach dem Probebetrieb, werde man dann weitersehen.

"Kein Probe- sondern automatisch ein Regelbetrieb"

"Jetzt ist es gar kein Probebetrieb mehr, sondern automatisch ein Regelbetrieb", bringt es Fred Meckes, Ehrenvorsitzender der Schwimmabteilung des Schwimm- und Skiclubs Schwenningen (SSC) und Leiter der Abteilung Synchronschwimmen, auf den Tisch. Er hatte die Diskussion live mitverfolgt – und zeigt sich, wie alle seine Vereinskollegen, "sehr frustriert und enttäuscht". Dem Verein fehle jegliches Verständnis für die Entscheidung. Nachdem die Verwaltung inklusive Oberbürgermeister und Bäder VS-Chef Gregor Gülpen die Empfehlung für den Förderantrag ausgesprochen habe, sei man davon ausgegangen, dass auch die Stadträte in diese Richtung entscheiden würden. "Jetzt haben sie diese Chance komplett vergeigt", meint er auch in Bezug auf die auf jeden Fall notwendigen Baumaßnahmen rund um das Bad und die Turnhalle. "Die Kosten, die die Bausubstanz betreffen, liegen nun zu 100 Prozent bei der Stadt."

Abteilungsleiterin will alles hinschmeißen

Der Schwimmclub habe versucht, was geht, vor allem die Vorsitzende Margareta Müller habe viel recherchiert, welche Fördermöglichkeiten es gebe. Und das Engagement wäre auch in Zukunft weiterhin da gewesen, was die Förderung des Bads angehe. So sitzt der Schmerz bei den Beteiligten tief: Die Abteilungsleiterin habe am Mittwochabend sogar spontan gesagt, dass sie alles hinschmeißen werde. "Ich hoffe, wir bekommen sie doch noch überzeugt zu bleiben", sagt Meckes. 40 Prozent der Schwimmzeiten würden der Schwimmabteilung fehlen, die Abteilungsleiterin sei seit der Entscheidung auf Probebetrieb im Neckarbad "nur am Rotieren".

Ob er nun einfach zur Tagesordnung übergehen könne, wisse er noch nicht, so der Ehrenvorsitzende. Klar ist, dass er und sein Verein am kommenden Montag erstmals im Neckarbad die Zelte aufschlagen und trainieren werden. "Ich kann mich jetzt schon bei der Bevölkerung entschuldigen: Gemütlicher wird’s bestimmt nicht werden", sagt er mit bitterer Ironie.

Die Jugend braucht einen Ort zum Treffen!

Schade findet Meckes, dass man als Nicht-Stadtrat nicht die Möglichkeit gehabt habe, in der Gemeinderatssitzung Stellung zu beziehen. Das hat hingegen seine Tochter Nelly gemacht – und zwar nicht als Mitglied des Schwimmclubs, sondern als Jugendgemeinderätin. "Als Vertreter der Jugend möchten wir, dass VS jugendfreundlich ist und bleibt und es einen Ort gibt, an dem man sich treffen kann", macht sie deutlich. Sowohl für die Vereine als auch für die breite Öffentlichkeit brauche es Bäder als Treffpunkt, und eben auch das Friedensschulbad.

4000 Unterschriften werden gesammelt

Auch bei den Anhängern der Petition ist die Enttäuschung groß, wie in den sozialen Medien deutlich wird. "Das Bad wäre sehr wohl zu retten gewesen – aber wenn einem die Schwenninger Vereine und die Bevölkerung egal sind, wird es halt abgelehnt", meint Elisabeth Weber, die in den vergangenen Wochen bei den Aktionsständen der Petition mit vor Ort war. 4000 Unterschriften sind im Übrigen digital und analog gesammelt worden. Und Yvonne Hauser meint: "Es gab gute Anträge und trotz allem wurde so gestimmt, ist mir unbegreiflich." Michael Schopfer, der nicht nur die Petition mit ins Leben gerufen, sondern unter anderem auch die Demo mitorganisiert hatte, sagt: "Ja, Demokratie kann auch manchmal weh tun. Bei mir zumindest. Knappe Entscheidung gegen das Bad. Aber die Herrschaften haben gemerkt das wir uns auch wehren können. Damit ist unsere Initiative nicht am Ende, sondern erst am Anfang, denn es wird weitergehen, das Ausbluten von Schwenningen."

Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen

Und wir wird es ansonsten weitergehen? In naher Zukunft wolle die Initiative die gesammelten Unterschriften an den OB überreichen, blickt Nicola Schurr voraus. Und auch für den Schwimmclub ist der Kuchen noch nicht so ganz gegessen: Mit Jürgen Roth und BVS-Chef Gregor Gülpen wolle man sich auf jeden Fall noch einmal zusammensetzen und ausloten, ob es noch irgendwelche anderen (Förder-)Möglichkeiten gebe, sagt Fred Meckes derweil.