Alle sind sich einig: Schwimmen lernen sollen die Kinder aus VS auf jeden Fall weiter in der Doppelstadt, die Frage ist nur: wo? Die FDP-Fraktion bringt jetzt das zentrale Schwimmbad zwischen den Stadtbezirken wieder ins Gespräch. Foto: © NDABCREATIVITY – stock.adobe.com

Wenn in der Gemeinderatssitzung das Friedensschulbad erstmals politisch diskutiert wird, soll es laut FDP gesamtstädtisch betrachtet werden: Die Fraktion bringt wieder ein Sportschwimmzentrum auf den Tisch. Was sagen die anderen Fraktionen dazu?

VS-Schwenningen - "Es macht für uns keinen Sinn, das Thema Schwimmbad isoliert zu betrachten. Wir müssen die Gesamtstadt im Blick behalten. Wir wollen, dass unseren Bürgern und Vereinen ausreichend Wasserfläche zur Verfügung steht. Bürger und Vereine sollen ihrem Hobby in modernen, funktionsfähigen Räumen nachgehen können. Deshalb muss in unseren Augen ein funktionales, modernes Bad, das neuen Standards entspricht, das Ziel unserer Arbeit sein", heißt es im Vorfeld der Gemeinderatssitzung vonseiten der stellvertretenden Vorsitzenden der FDP-Fraktion, Julia Decke.

Im Beschlussantrag für die Gemeinderatssitzung geht es darum, die bekannte Vorgehensweise der BVS, das Schulbad nicht mehr weiter zu betreiben und den Betrieb auf Neckar- beziehungsweise Villinger Hallenbad umzustellen, zu unterstützen, gleichzeitig aber Fördermittel des Bundesprogramms zur Sanierung von Sportstätten und Schwimmbädern zu beantragen.

Blick mit der gesamtstädtischen Brille

So hat die Fraktion kurzfristig einen Änderungsantrag eingebracht, um das Thema Schwimmbäder grundsätzlich und gesamtstädtisch beraten – und vor allem die Fördermittel nicht einzig auf Friedensschulbad auszulegen. Schließlich sei es auch beim Villinger Hallenbad "eine Frage der Zeit, bevor Investitionen in Millionenhöhe anstehen werden." In ihrem Antrag fordern die Freien Demokraten daher eine Machbarkeitsstudie zum Neubau eines Schwimmsportzentrums im Zentralbereich zwischen Villingen und Schwenningen.

Ein Indoor-Bereich sollte dabei nach ersten Vorstellungen über ein Kleinkinderbecken, Nichtschwimmerbecken, Schwimmerbecken der Kategorie A für höchste Anforderungen internationaler Wettkämpfe durch FINA sowie deutsche Meisterschaften mit Qualifikation für Olympia- und FINA-Wettkämpfe und einen Sprungturm bis zehn Metern Höhe verfügen, formuliert die Fraktion in ihrem Ergänzungspunkt zur Beschlussvorlage. Der Outdoor-Bereich sollte mit einem Kleinkinderbecken, Nichtschwimmer-/Schwimmerbecken mit mindestens zwei Wasserrutschen und einem Kinderspielplatz ausgestattet werden.

Prüfen von weiteren Fördermitteln

Im Zuge dessen solle geprüft werden, ob Fördermittel vom Land, wiederum vom Bund oder gar von der EU beantragt werden können, ob vonseiten der Umlandgemeinden Interesse an einem interkommunalen Betrieb besteht, inwieweit private Investitionen das Vorhaben unterstützen können und ob die Planungen entweder selbst oder als Gesellschafter über die BVS gemacht werden sollten.

Zentrales Schwimmbad ein "uraltes" Thema

"Es ist reiner Populismus, das Thema auf die Tagesordnung zu setzen", findet derweil Joachim von Mirbach von der Fraktion der Grünen. "Von uns aus könnte es in zehn Minuten behandelt werden." Zum einen könne solch ein kurzfristiger Antrag gar nicht mehr zum Zuge kommen. Zum anderen sei der Vorschlag eines Schwimmbads im Zentralbereich "ein uraltes Thema", das schon seit den Siebzigerjahren bestehe und seither immerwieder aufkocht würde.

Ein "reines Luxus-Problem"?

Für den Grünen-Stadtrat steht mit der Beschlussvorlage fest: Eine Sanierung des Friedensschulbads – etwa zweieinhalb bis drei Millionen Euro – durch die Stadt ist nicht finanzierbar, und dass es jemand anderes macht, auch nicht. Genauso sei klar, dass die BSV es nicht mehr betreiben wird. "Wenn es Vereine übernehmen wollen, dann sollen sie das." Große Möglichkeiten sehe er dafür aber nicht. Vielmehr sieht von Mirbach die Diskussion als "reines Luxus-Problem" an. So, wie er es verstanden habe, könne alle Aktivitäten aus dem Friedensschulbad in den anderen Bädern stattfinden. "Es gibt viele liebgewonnene Sachen, die man irgendwann aufgeben muss", kommentiert er.

Ausführlich Stellung beziehen möchte der CDU-Fraktionsvorsitzende Klaus Martin erst in der Gemeinderatssitzung, wie er im Gespräch mit unserer Redaktion sagt. Dabei solle auch auf jeden Fall der FDP-Antrag besprochen werden. Dieser sei grundsätzlich eine "gute Grundlage, um die Sache in einem größeren Zusammenhang zu betrachten."

"Reiner Populismus"

Von "reinem Populismus", in Zeiten wie diesen ein Schwimmbad mit Kostenrahmen von bestimmt 30 bis 40 Millionen Euro ins Gespräch zu bringen, spricht auch Nicola Schurr von SPD-Fraktion. Es sei eine "schöne Sache", aber derzeit einfach nur Utopie. Das Petitions-Bündnis gegen die Schließung des Friedensschulbads, dem Schurr angehört, habe sich für einen Erhalt ausgesprochen, bis es eine Alternative gibt. Daher werde auch die SPD-Fraktion bitten, die bekannten Fördermittel zu beantragen.

Eine komplette Entscheidung möchte der Stadtrat aber nicht schon in der Gemeinderatssitzung treffen. Schließlich sei immer von einer sechsmonatigen Probezeit für den Betrieb im Neckarbad und Villinger Hallenbad die Rede gewesen. Und die solle man auf jeden Fall abwarten, ehe etwas definitiv geschlossen wird oder auch nicht.

"Bad für Oberzentrum überfällig"

Er sei ohnehin davon ausgegangen, dass die Stadt beziehungsweise Bäder VS längerfristig einen derartigen Vorschlag präsentieren, meint der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, Andreas Flöß, der mit seiner Fraktion im Übrigen hinter dem Vorgehen der Verwaltung in Sachen Friedensschulbad steht. "Für ein Oberzentrum ist solch ein Bad überfällig", findet er mit Blick auf Freizeitbäder wie das Badeparadies in Titisee oder die Therme in Erding. Als guten Standort sieht Flöß nicht einmal unbedingt den Zentralbereich, sondern eher an der Bundesstraße, um das Einzugsgebiet aus den umliegenden Gemeinden auf der Baar und im Schwarzwald zu erweitern. Denn: "Das Bad muss bespielt werden!" Wenn der Standort gut und das Bad eine entsprechende Größe habe, dann finde man auch leichter einen Investor. Solch ein Bad in schwierigen Zeiten zu bauen, das sei tatsächlich möglich, ist der Freie Wähler überzeugt, und zwar "mit einem guten energetischen Konzept". Dabei müsse man nur der Frage nachgehen, was die CO2-freundlichste Beheizung sei: "mit Holz aus unserem 6000 Hektar großen Wald".