Eine riesige Themensammlung kommt beim Treffen von Einzelhändlern, Handwerkern, Stadträten und Verwaltung zusammen. Bürgermeister-Stellvertreterin Isolde Grieshaber (von links), Bürgermeister Josef Herdner und Marketingleiterin Francesca Hermann hören aufmerksam zu. Foto: Siegfried Kouba

Personalmangel, Preisdruck, ungünstige Rahmenbedingungen: Einzelhändler, Handwerker und Stadträte trafen sich zum Austausch und legten die Karten offen auf den Tisch: Wo liegen die Probleme, was wünscht man sich? Das kam dabei heraus.

Zu einem Gespräch mit Betroffenen hatte Francesca Hermann vom Stadtmarketing in den Rathaussaal eingeladen. Hintergrund ist der Hilferuf von Andreas Braun, auf die Herausforderungen der Betriebe zu achten.

Gekommen waren Stadträte, Einzelhändler und Handwerker. Aufgemacht wurde ein großes Fass, das nicht zur Büchse der Pandora werden möge, so hofft man.

Die Problematik Bürgermeister Josef Herdner freute sich über das Zustandekommen und seine Vertreterin Isolde Grieshaber gab einen Überblick, der sich am 25. Konzilgespräch in Konstanz orientierte und die Innenstadt-Problematik aufzeigte. Viele Themen tangieren auch Furtwangen: Sauberkeit, Verkehr, Barrierefreiheit, Grünflächen, Aufenthaltsbereich und Gastronomie.

Das Fazit In der zweistündigen Runde wurde vieles offengelegt mit Fazit: Ideen einbringen, planen, visualisieren und ausprobieren. Die Botschaft ging an die Verwaltung. Ein Konglomerat aus „Jammerrunde“, wie sie Rainer Lübbers betitelte, Ideensammlung, Inventur, Crowdfunding, Zielsetzung und persönlicher Situation ergab sich.

Deutlich wurde die veränderte Situation nach Corona. Metzger Andreas Braun sah bei gängiger Entwicklung keine Chance für seinen Betrieb aus ökonomischen Gründen. Sein Fokus richtete sich auch auf die allgemeine Situation und sah sich in Stich gelassen.

Neue Motivation Er ist froh, neue Motivation gefunden zu haben und setzt auf die Zusammenarbeit mit Metzger Hubert Dorer. Dieser bestätigte die Schwierigkeiten wegen Personalmangel und Preisdruck, den manche Kunden nicht stemmen können.

Kampf mit Filialisten Optikerin Bettina Rutschmann bestätigte, dass es in ihrer Branche noch gut aussehe, aber ein dauernde Kampf mit Filialisten existiere. Martina Gruber vom Farbengeschäft betonte, dass viele Kalkulationsdetails berücksichtigt werden müssen, um das Konstrukt Handwerksbetrieb plus Ladengeschäft zu erhalten. Anette Sutter, die einen Naturkostladen betreibt, ist zuversichtlich, da sie gute Produkte anbiete und eine treue Kundschaft habe, aber Preissteigerungen wirken bedrohlich.

30er-Zone positiv Florian Klausmann vom gleichnamigen Schuh-und Sportgeschäft sah nach Corona eine gewisse Konsolidierung und eine Stabilisierung des Kundenverhaltens. Kunden würden Verbesserungen wünschen. Die 30er-Zone in der Wilhelmstraße sei ein positives Zeichen, aber die Infrastruktur gehöre verbessert. Die Stadt müsse mehr Profil zeigen und attraktiver werden. Furtwangen als Uhrenstadt gehöre herausgestellt. „Furtwangen hat Potenzial, aber das gehört genutzt“, meinte Klausmann und sah als Vorbild Schonach.

Verkehrsplanung läuft Der Rathaus-Chef teilte mit, dass eine Furtwanger Verkehrsplanung im Gange sei und im November vorgestellt werde. Man erwarte unterschiedliche Reaktionen. Manfred Kühne hob auf ein Projekt ab, das die Verkehrsführung bereits vor über 20 Jahren im Blick hatte und Stadtrat Heinz Guhl sah eine schwierige Wunschliste von vielen Beteiligten, die in der Fülle kaum unter einen Hut zu bekommen sei. Kühne wies ferner auf abnehmende Studentenzahlen hin. Auch werde der Verkehr im Bereich Uhrenmuseum ein „dicker Brocken“, da eine Generalsanierung anstehe. Kollege Rainer Jung hatte Bedenken und fragte, wie Leerstände gefüllt werden könnten.

Zukunft des Bürgerbusses Ein weiteres Thema brachte Franz Sauter aufs Tapet: der Bürgerbus, getragen von älteren Bürgern, die ehrenamtlich für andere Bürger tätig sind. Rainer Lübbers meinte, dass man schon längst über den „Kipppunkt“ sei und befürchtet, dass der Pop-Shop bedient werde, man die Leute später aber nicht mehr sehe.

Metzger Andreas Braun steht im Sommer hinter der Theke seiner Metzgerei in Furtwangen. Im Hintergrund ist sein Hilferuf an die Bürger zu lesen. Foto: Helen Moser

Offene Aussprache gut Odin Jäger unterstrich, dass jeder schauen müsse, wie es bei ihm funktioniert. Gute soziale Kommunikation sah Bürgermeister Herdner im Öko-Geno-Projekt. Positiv bewertet wurde unterm Strich die offene Aussprache.