Suzanne Kraus zeichnet auf ihrem Tablet an einem Comic. Foto: Rahmann

Suzanne Kraus ist promovierte Neurowissenschaftlerin mit Schwerpunkt auf Tinnitus-Forschung – und Zeichnerin. Ihre Comics handeln von fragwürdigen Forschungen, die grandios schief gehen und High-Tech-Zukunftswelten. Ihre Bilder sind vor allem süß und knuffig.

Ein großer Spielzeug-Konzern beauftragt eine Gruppe Wissenschaftler, das perfekte Haustier gentechnisch zu züchten: Ein flauschiges Wollknäuel ohne Hals und Beine mit Mini-Schnauze und Knopfaugen. Es soll kuschlig wie ein Kätzchen, treu wie ein Hund, intelligent wie ein Delfin und widerstandsfähig wie ein wirbelloses Bärtierchen sein – so dass Kinder es nicht töten, wenn sie es zu fest umarmen. Was dabei bedauerlicherweise herauskommt, sind Killer-Hühner, die alles vernichten, was ihnen unter den Schnabel kommt.

Die Killerhühner verfolgen den Wissenschaftler. Foto: Rahmann

Suzanne Kraus aus Schiltach, die unter anderem schon in der US-amerikanischen Stadt Buffalo geforscht hat, weiß, wie es in einem Labor aussieht. So konnte sie die Szenen in ihrem Comic „The perfect pest“ realitätsgetreu zeichnen. Die Geschichte hat sie mit einem Peruaner entwickelt, der sich auf einer Comic-Online-Plattform „Amalockh1“ nennt – Kraus nennt sich dort „Miaubol“.

Vorliebe für Horror

Die Hauptperson im Comic ist einer der Wissenschaftler, der die Menschheit vor den Killerhühnern warnen will, dem aber niemand glaubt – Bösewicht ist sein Kollege, der aus den Hühnern eine Armee machen will, um die Weltherrschaft an sich zu reißen. „Kein Klischee wird ausgelassen“, sagt Kraus.

Kraus schreibt die Texte für ihre Comics stets in englischer Sprache – damit erreicht sie ein größeres Publikum und außerdem ist Deutsch sowieso nicht ihre Muttersprache. Aufgewachsen ist die Künstlerin in Norwegen, wo sie „schon als Kleinkind gezeichnet“ hat, sagt sie. In der norwegischen Ausgabe des US-amerikanischen Satiremagazins „MAD“ brachte sie noch während ihrer Schulzeit die ersten kurzen Comics heraus.

Seit einigen Jahren veröffentlicht Kraus ihre Comics kostenlos im Internet. Neben „The perfect pest“, hat sie auf diese Weise auch den Science-Fiction-Comic „Kordinar 2500“ herausgebracht. Letzterer umfasst bereits über 300 Seiten und wird stetig fortgesetzt. In den Web-Comics kann Kraus ihre Vorliebe für Horror und die Schattenseiten der Welt ausleben.

In „Kordina 2500“ wird die Hauptperson auf hellseherische Fähigkeiten untersucht. Foto: Rahmann

Ihr Faible für „süße, schöne, liebevolle Sachen“ findet dagegen in ihren Beiträgen für die Ausstellung „Kunst taucht auf“ am Schiltachufer Platz. Hier zeichnet sie große Bilder im Comic-Stil. Auf dem Werk, das sie vor zwei Jahren ausstellte, sitzt eine Mutter mit ihrem Baby unter einem Baum. Auf dem Baum wachsen Babys, die Blumen und die Enten im Teich bestehen aus Baby-Händchen und Füßchen, die Sonne ist eine Baby-Faust. Das Bild spiegelt die Erfahrung mit ihrer mittlerweile fünf Jahre alten Tochter wieder, „dass alles Baby ist, auch wenn man rausgeht.“

Auch auf ihrem Bild voller Kätzchen, das im vergangenen Jahr bei „Kunst taucht auf“ zu sehen war, hat sie ein Baby „reingeschmuggelt“. Für die diesjährige Ausstellung zeichnet sie „jeden Tag ein paar Händle“, die „zu einem großen Bild zusammengefügt werden“.

Online und Tablet

Ihre Bilder und Comics zeichnet Kraus teilweise direkt auf dem Tablet, teilweise mit dem Bleistift und überarbeitet sie digital. Letztere sind besonders detailreich und durch den Kontrast verschiedener Grautöne geprägt.

In einer „Kordinar 2500“-Szene, in der sich der Hauptcharakter betrinkt, löst sich sogar das Comic-Raster auf. Wilde Linien und verschwommene Konturen unterstreichen den beschriebenen Rausch. Kordinar entwickelt sich weiter und soll noch dreimal solange werden – vorausgesetzt, dass keine Killerhühner die Menschheit auslöschen.

Forelle blau

Neun Künstler
haben sich unter der Leitung von Otto Schinle zur Gruppe Forelle Blau zusammengeschlossen und organisieren unter anderem die jährliche Ausstellung »Kunst taucht auf« am Schiltachufer. Unsere Redaktion spricht mit den einzelnen Künstlern über ihre Werke und deren Entstehung. Diesmal geht es um Suzanne Kraus.