Die Herbstjagd ist eröffnet. Welche Tiere dürfen jetzt geschossen werden – und warum wird überhaupt gejagt? Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dp/Patrick Pleul

Der Herbst ist Jagdsaison. Für die meisten im Schwarzwald heimischen Wildtiere enden spätestens im Oktober die Schonzeiten. Was es mit Jagdlisten auf sich hat, warum die Jagd hierzulande wichtig ist und welche Tiere geschossen werden haben wir herausgefunden.

Schüsse im herbstlichen Wald - die Jagdzeit hat begonnen. Natürlich gehen auch im Frühjahr und Sommer Jäger auf die Pirsch, allerdings gelten für die meisten Wildtiere im Schwarzwald klare Schonzeiten. Doch spätestens jetzt, im Oktober, enden diese weitgehend. Gerade auf größere Wildsäugetiere, wie Rot- und Damhirsche oder Rehe hat bereits im September die Jagdzeit begonnen.

BUND sieht Gefahr in Bestrebungen, Schonfristen zu verkürzen

Doch aktuell gibt es Bestrebungen, die Schonfristen im Hinblick auf bestimmte Arten aufzuheben oder zu verkürzen, was Andrea Lehning, Referentin für Wildkatze und Wald beim BUND Baden-Württemberg, Sorgen bereitet. „Da sehe ich mit Blick auf die Arten, die geschützt sind und ebenfalls im Wald leben, ein Problem, denn dann sind die Phasen, in denen Störungen im Lebensraum stattfinden, länger.“

Für Schwarzwild – also Wildschweine – ist die generelle Jagdruhezeit aktuell ausgesetzt. Foto: dpa/Lino Mirgeler

Allgemein gilt im Schwarzwald, wie überall in Baden-Württemberg, eine Jagdruhezeit vom 16. Februar bis zum 15 April. Ausgenommen hiervon ist Schwarzwild, Wildschweine, die, mit Ausnahme des Elterntierschutzes, aus Gründen der Prävention der Afrikanischen Schweinepest trotzdem bejagt wurden.

Unterscheidung von Jagdbehörden

Bei den Jagdbehörden, die die Jagd- und Abschusslisten erstellen gilt es zwischen unterer, oberer und oberster Jagdbehörde zu unterscheiden. Die unteren Jagdbehörden befinden sich in den Land- und Stadtkreisen. Ihnen obliegt unter anderem die Ausstellung von Jagdscheinen und die Prüfung von Jagdpachtverträgen. Die oberen Jagdbehörden sitzen in den jeweiligen Regierungspräsidien und koordinieren und beaufsichtigen die Tätigkeiten der unteren Jagdbehörden. Bei der obersten Jagdbehörde im Südwesten handelt es sich um das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, aktuell unter Leitung von Peter Hauk (CDU).

Erstellt werden Abschusspläne von den unteren Jagdbehörden, soweit hierfür keine Hegegemeinschaft, in denen die Jägerschaft, Grundbesitz sowie Forst- und Landwirtschaft vertreten sind, zuständig ist oder die oberste Jagdbehörde nichts anderes bestimmt. Die Jagdberechtigten haben einen Vorschlag für den Abschussplan einzureichen. In der Regel geschieht dies über die genannten Hegegemeinschaften.

Jagd und Naturschutz hängen zusammen

Auch wenn es sich scheinbar widerspricht, hängt geregelte Jagd auch eng mit dem Natur- und Artenschutz zusammen, wie Rene Greiner vom Landesjagdverband erklärt:„Arten wie Auerhuhn, Rebhuhn oder Kiebitz sind in den vergangenen Jahrzehnten aufgrund von drastischen Lebensraumveränderungen in ihren Populationen eingebrochen.“ Diese Veränderungen beinhalten etwa die weitere Ausbreitung des Menschen und durch den Klimawandel veränderten Lebensbedingungen. „Gleichzeitig“, fährt Lehning fort, „haben heimische Beutegreifer wie der Fuchs, aber auch gebietsfremde, invasive Arten wie der Waschbär stark zugenommen.“ Das intensive Jagen nach diesen Beutegreifern ist daher ein Teil des Artenschutzes.

Eine Weißtanne mit Spuren von Wildfraß: Säugetiere wie Rehe und Hirsche können Bäumen ernsthaft schaden. Foto: dpa/Marijan Murat

Allerdings haben Wildtiere auch negative Einflüsse auf ihren Lebensraum. Andrea Lehning vom BUND erklärt, dass wegen des Klimawandels viele Waldarbeitende bei der Aufforstung auf heimische und klimastabilere Laubbaumarten wie Eiche, Winterlinde oder Spitzahorn setzen. „Erschwert wird der Umbau durch den hohen Schwarz-Reh- und Rotwildbestände, die gerade die jungen Blätter und Triebe abfressen.“

Welche Alternativen zur Jagd gibt es?

Die Jagd auf derlei Pflanzenfresser ermöglicht also einen naturnahen Waldbau, was bedeutet, dass möglichst gut mit den gegebenen Voraussetzungen am Standort eines Waldes gearbeitet wird. Das hat wiederum positive Nebeneffekte für andere Arten. „Jägerinnen und Jäger tragen aber nicht nur durch den Abschuss von Wild zum Natur- und Artenschutz bei,“ fügt Greiner hinzu, „sondern pflegen auch zahlreiche Biotope oder legen diese neu an – von der Blühfläche bis zum Feuchtbiotop, und das aus privater Tasche finanziert.“

Doch Andrea Lehning vom BUND merkt an, dass die Jagd nicht das einzige Mittel zum Management von Wildtieren ist. „Man sollte auch alternative Maßnahmen des Wildtiermanagements in Betracht ziehen, wie Schadflächen nicht abräumen und Holz als Barriere für die Rehe liegen zu lassen oder auch mehr störungsarme Äsungsflächen, wie Waldlichtungen, zu schaffen, wo das Wild attraktivere Nahrung findet als die Knospen der Jungbäume.“