Hitze, Dürre, Sturmereignisse, Insekten – all das macht dem Wald zu schaffen. Wirrungen wie Kriege und Krisen sorgen zudem für einen volatilen Holzmarkt. Wie ist die aktuelle Lage in Oberndorf? Und wie werden sich Forstzustand und Holzpreis entwickeln?
Die Wälder sind im Stress und der Holzmarkt unter Druck, fasste Verena Strasdeit, stellvertretende Kreisforstamtsleiterin in Rottweil, im Oberndorfer Verwaltungsausschuss die Situation zusammen.
Auch in diesem Jahr sei es im Vergleich zum Durchschnitt der Vorjahre deutlich zu warm gewesen – mit Ausnahme des Aprils. Immerhin habe es aber mehr Niederschläge als 2022 gegeben, was dem Wald sehr geholfen und den Stress für die Bäume abgemildert habe, so Strasdeit.
Der aktuelle Holzmarkt Beim Nadel-Stammholz ist der Preis pro Festmeter von anfangs 113 Euro ab dem dritten Quartal auf unter 100 Euro gefallen. Leider zeichne sich ab, dass er bis zum Jahresende auf einem niedrigen Niveau bleiben werde, meinte Strasdeit. 2024 hoffe man zumindest wieder auf einen dreistelligen Preis pro Festmeter.
Auch beim Palettenholz schwächele die Nachfrage als Konsequenz auf die zurückgegangene Nachfrage im Bausektor und den schrumpfenden Verpackungsmarkt. Beim Industrieholz hätten hohe Schandholzmengen durch Sturm und Käferbefall beispielsweise ins Kontor geschlagen.
Lediglich die Brennholz-Nachfrage befinde sich auf einem hohen Niveau, etwa bei 75 bis 80 Euro pro Festmester, wobei das lokal sehr unterschiedlich sei.
So lief das Jahr 2022 Zum Jahresende 2022 habe sich der Holzmarkt so schlecht entwickelt, dass man einen Einschlagsstopp veranlasst habe, um keine Kapitalvernichtung zu betreiben, ließ der Oberndorfer Revierförster Simon Köninger den Verwaltungsausschuss wissen.
2022 habe man insgesamt rund 8994 Festmeter eingeschlagen, in diesem Jahr (bis zum Stichtag 15. September) bereits 9107 Festmeter, davon 79 Prozent planmäßig, 14 Prozent wegen Insektenbefalls und der Rest aufgrund von Dürre, Sturm und anderen Umständen.
Thorsten Ade (CDU) wollte wissen, wie sich das Thema Insektenbefall entwickeln werde. „Das wird uns weiter begleiten“, sagte Köninger ohne Zweifel. Längere Dürren und höhere Temperaturen begünstigten dieses Problem. „Wir leben in Katastrophenzeiten“, fasste der Revierförster es zusammen.
Was passiert dieses Jahr? Den geplanten Einschlag von 10 000 Festmetern werde man dieses Jahr schaffen, prognostiziert Köninger. Bisher habe man zu 90 Prozent Nadelholz eingeschlagen, einige vom Eschentriebsterben betroffene Bäume würden im Zuge der Verkehrssicherungspflicht folgen.
Auf Nachfrage von Günter Danner (SPD) nach den Standorten erklärte Köninger, es handle sich um Flächen oberhalb der Bebauung entlang des Neckartals. So würden etwa in Aistaig Richtung Schillerhöhe 130 Festmeter Eschen gefällt.
Mit der Jungbestandspflege sei man mit einer Fläche von rund 14,5 Hektar in diesem Jahr schon recht weit. Derzeit kümmere man sich um den Verbissschutz, der auf einer Fläche von etwa 100 Hektar geplant sei.
Hoher Verbissdruck
„Der Verbissdruck ist hier leider sehr hoch“, erklärte Köninger. Insbesondere die seltenen, klimaresistenten Bäume, die man verstärkt pflanze, seien bei den Rehen sehr beliebt, meinte er auf Rückfrage von Dieter Rinker (FWV). 2023 habe man die Pflanzung von 1500 Eichen, 200 Wildobstbäumen und 1000 Winterlinden geplant.
Das Jahr 2022 habe man mit einem Betriebsergebnis von rund 3700 Euro abgeschlossen. Von den Einnahmen in Höhe von rund 690 000 Euro entfiel der größte Teil (rund 560 000 Euro) auf Holzerlöse. Die Ausgaben (rund 687 000 Euro) setzten sich aus Lohnkosten (rund 282 000 Euro) und Sach- und Unternehmerleistungen zusammen.
Für das aktuelle Jahr rechne er mit einem etwas höheren Betriebsergebnis, weil das erste Halbjahr gut verlaufen sei, meinte der Förster.
Planung für 2024 2024 werde man sich vorrangig der Aufarbeitung von Sturm- und Käferholz widmen und den Frischholzeinschlag von der Marktlage abhängig machen, kündigte Simon Köninger an. Wie in den Jahren zuvor plane man einen Einschlag von 10 000 Festmetern.
Auf 8,1 Hektar wolle man Kultursicherung betreiben, auf 89 Hektar Verbissschutz und auf rund 30 Hektar Jungbestandspflege und Schlagpflege. Zudem ist die Pflanzung von 800 Eichen und 400 Linden geplant, unter anderem bei Altoberndorf.
Der Betriebsplan 2024 schließt mit einem positiven Ergebnis von etwas mehr als 50 000 Euro ab bei geplanten Einnahmen in Höhe von rund 850 000 Euro (rund 710 000 Euro an Holzerlösen) und Ausgaben in Höhe von etwa 800 000 Euro (etwa 350 400 Euro davon Lohnkosten). Etwa die Hälfte des Holzeinschlages werde fremd vergeben.
Ob das Betriebsergebnis 2024 tatsächlich so ausfallen wird, hängt stark vom Holzmarkt ab, machte Köninger deutlich. Durch Wirrungen wie den Krieg bleibe der Holzmarkt volatil. „Zu sagen, wie es sich entwickeln wird, ist wie ein Blick in die Glaskugel.“