Hubert Schultis arbeitet an einer stabile Stahlvorrichtung mit Kugelgelenk und Höhenverstellung an den Masken. Foto: Jörg Wahl

4600 handgeschnitzte Masken hat Holzschnitzer Hubert Schultis in seiner Werkstatt kreiert. Er beliefert er auch die Bisinger Zunft „Nichthuldiger“ und „Kirchamäus“. Jede Maske, die die Hobelbank verlässt ist ein Einzelstück.

Manch einer wird sich fragen, woher eigentlich die Holzmasken der Bisinger Nichthuldiger und Kirchamäus stammen. Wo und wie entstehen sie, welche Person steckt dahinter, die das Schnitzmesser mit einer unwahrscheinlichen Perfektion ansetzt. Wir haben recherchiert.

Die Reise führt nach Haslach im Kinzigtal, nämlich in die Werkstatt des Holzschnitzers Hubert Schultis. Beim Eintreten in die Holzschnitzerei ist sofort zu erkennen, dass sich der heute 70-Jährige dem Brauchtum und der Tradition der fünften Jahreszeit verschrieben hat.

400 Masken für Bisingen

Das Schnitzen von Fasnetsmasken ist für ihn Balsam für die Seele. Und dies bereits in zweiter Generation. Der Betrieb besteht seit nahezu 50 Jahren. Schon sein Vater war einst in der Holzschnitzkunst tätig.

Auf seiner Hobelbank liegt alles fürs künstlerische Tun bereit: der Knüpfel und viele unterschiedliche Schnitzmesser. Wer mit Hubert Schultis ins Gespräch über die Vereinigung der Bisinger Nichthuldiger und Kirchamäus kommt, hört sofort den Namen „Claus Payean“ aus seinem Mund. Durch ihn sei damals die Verbindung zu Bisingen geschaffen worden. Aus der anfänglichen Wildsaumaske entstand die heutige Kirchenmauslarve.

Masken sind dem Schnitzer am liebsten in Baden-Württemberg

Seither beliefert Schultis die Bisinger Zunft. Von den bisher insgesamt 4600 handgeschnitzten Masken wurde die stattliche Zahl von 400 nach Bisingen geliefert. Derzeit werden acht Nichthuldiger und eine weiße Kirchenmaus fertiggestellt, welche bei der nächsten Saison mit von der Partie seien. Manche seiner Kunden bestellen schon bei der Geburt eines Kindes eine Holz-Kindermaske. Von den etwa 50 belieferten Zünften in ganz Baden-Württemberg seien ihm die Masken der Nichthuldiger und Kirchamäus am liebsten.

Lindenholz ist am besten

Allerdings wird der Maskenschnitzer seine Werkstatt nur noch fünf Jahre lang betreiben und dann seine Kunst des Holzschnitzens altershalber aufgeben. Bis dahin wird er sicher noch weitere Masken für die Bisinger Narren schnitzen.

Zwei volle Tage benötigt er für die Fertigung einer Nichthuldigermaske, für die Mausmaske noch etwas länger. Gelagertes und trockenes Lindenholz – damit es nicht reißt – sei der beste zu verarbeitete Werkstoff zum Schnitzen. Von einem Privatwaldbesitzer bekomme er das Holz. Beim Waldbegang sucht er sich den geeigneten Baumstamm selbst aus, bevor er ihn dann käuflich erwirbt. Das Wachstum und dessen Aussehen bestimmen letztlich die Auswahl.

Jede Maske ein Unikat

Zirbenholz habe er zwar auch schon verwendet, dieses sei jedoch zu teuer und auch schwerer. Eine Maske aus Lindenholz wiege ungefähr 300 bis 400 Gramm, einstige ältere Masken waren schwerer.

Jede Nihu-Maske sei aufgrund des unterschiedlichen Gesichtsausdruckes ein Unikat. Seine Kunden dürfen zwar bei Bestellung ihre Wünsche äußern, allerdings sei nicht alles umsetzbar.

Vom Koch zum Schnitzer

Ursprünglich habe der den Beruf des Kochs gelernt, aber dann alsbald sich der Schnitzkunst verschrieben. Technik und Fertigkeiten hatte er sich selbst beigebracht.

An seine alte Hobelbank hat Hubert Schultis eine stabile Stahlvorrichtung mit Kugelgelenk und Höhenverstellung montiert, sodass er stehend in jeder Position sein Schnitzmesser filigran ansetzen kann, um einen feinen Gesichtsausdruck entstehen zu lassen. Eine Malerin übernehme das Bemalen der Larven. Für ihn gebe es nichts Schöneres als die selbstgeschaffenen Masken bei einem Umzug oder Narrentreffen vorbeilaufen zu sehen.