Im Mai am Nordkap gestartet, ist Eberhard Gfrörer aus Hechingen die Küste lang mittlerweile bis Gibraltar geradelt. Aktuell ist er auf dem Heimweg und dürfte bald wieder Frankreich erreicht haben. Foto: Gfrörer

Eberhard Gfrörer aus Hechingen ist am 22. Mai am Nordkap in Richtung Frankreich und Spanien gestartet, meist der Küste lang. Nun liegt Gibraltar schon hinter ihm. Die Fahrt mit dem Zug ist für den Rückweg jedoch keine Alternative.

Gibraltar liegt mittlerweile hinter ihm, er kommt gut voran, und der Hintern tut ihm schon längst nicht mehr weh, auch wenn er am Tag teilweise 100 Kilometer fährt. Aber nach insgesamt über 600 Stunden im Fahrradsattel und fast 10 000 Kilometer Strecke ist Eberhard Gfrörer mit seinem Fahrrad fast schon verwachsen.

Start war am 22. Mai am Nordkap. Die Idee: Richtung Westen an der der Küste lang bis Gibraltar und unten rum zurück nach Hechingen. Die ersten Wochen im hohen Norden herrschte eiskaltes Wetter. Schnee fiel, starker Gegenwind, extrem kräfteraubend (wir berichteten) Und doch sagt er: „Von der Landschaft her war das fast das Schönste, die Fjorde, dieses besondere Licht und die Farben.“

Das Problem: Der Gegenwind hörte einfach nicht mehr auf. Bis Brest, tausende Kilometer entfernt in der Normandie. „Von einem Tag auf den anderen hatte ich von da an fast nie mehr Gegenwind“, erzählt er am Telefon unterwegs während einer Pause kurz hinter Gibraltar.

„Welcher Wochentag ist, vergesse ich oft, ich lebe ganz in der Gegenwart“

Das war das Ziel, das er auf jeden Fall erreichen wollte. Vom nördlichsten Punkt Europas zum südlichsten. Über die Pyrenäen rüber, „davor hatte ich schon Schiss“. Die Pässe dort gehören zum extremsten Abschnitt der Tour de France.Und er hat noch schweres Gepäck dabei. „Aber das ging dann ganz gut“.

Unterwegs auf seiner Europa-Radtour trifft Eberhard Gfrörer (Zweiter von links) immer wieder auf andere Radler, so wie hier in Santiago de Compostela. Dafür, dass er die ganze Strecke vom Nordkap her durchgeradelt ist, wird dann fast ungläubig bestaunt. Foto: Gfrörer

Nach so einer Strecke ist man trainiert. „Vor der Tour hatte ich die Angst, dass ich irgendwann keine Lust mehr auf radeln habe“, sagt er. Das sei aber unbegründet gewesen. Er fühlte sich weder wie während der Arbeit noch wie im Urlaub, „welcher Wochentag ist, vergesse ich oft, ich lebe ganz in der Gegenwart, in dem Tag, in dem ich unterwegs bin“. In seinem Beruf als Ingenieur arbeitete er im Team, sein Tag sei ständig durch Termine geprägt gewesen. Das sei nun völlig anders. Radeln, Unterkunft beziehen, duschen, kleiner Spaziergang als Ausgleich zum radeln, was essen, nächste Etappe planen, mit Familie und Freunden telefonieren, schlafen, aufstehen, weiterradeln.

Die Landschaften, die er durchfahren hat, haben ihn fasziniert. Sehr eindrucksvoll sei die Ärmelkanalküste gewesen, geprägt von starken Gezeiten, in Spanien fuhr er ein Stück einer Pilgerstrecke entlang, „weil es da mit Unterkünften einfacher ist“. Und unterwegs? „Wenn ich was sehe, was mich interessiert, halte ich an, trinke irgendwo einen Kaffee, lasse mir die Zeit für das, was ich möchte“.

Allerspätestens am 20. November will Gfrörer wieder in Hechingen sein

So ist er nun durch Spanien und Portugal geradelt. Nicht immer ganz an der Küste lang, weil es da oft keine guten Straßen für ihn gab. Manchmal staunte er. Etwa, als er nach Gibraltar kam. „Da war der offizielle Fahrradweg der Standstreifen der Autobahn“.

Mit Gibraltar hatte er sein Wunschziel dieser Tour erreicht. Warum nicht einfach mit dem Zug zurück nach Hechingen fahren? Weil das nicht geht, wie Eberhard Gfrörer gelernt hat. „Weder in Spanien noch in Frankreich werden Fahrräder in Fernzügen mitgenommen“. Einzige Chance wäre gewesen, sein Rad per Paket und Spedition nach Hechingen zu schicken. Ziemlich aufwendig.

Und ohnehin hat er derzeit noch Lust zum weiterfahren. An der Küste bis Marseille, dann die Rhone hoch. Allerspätestens am 20. November will er wieder in Hechingen sein, hat er sich ein Zeitlimit gesetzt. Auf den Wurstsalat in einer bestimmten Wirtschaft freut er sich jetzt schon. Und er ist jetzt völlig entspannt unterwegs. „Wenn das Wetter zu schlecht würde, wird mich sicher jemand von zu Hause abholen“, ist er überzeugt. Derzeit sieht es aber nicht so aus.