Bernd Mezger (links) und Eberhard Gfrörer an der Nordkap-Skulptur. Von hier aus wollen die beiden frisch gebackenen Rentner in 186 Tagen immer der Küste lang bis nach Marseille radeln. Foto: Mezger

Eberhard Gfrörer und Bernd Mezger aus Hechingen feiern den Beginn ihres Rentnerdaseins damit, dass sie in 186 Tagen rund um Europa radeln.

Endlich Rentner, endlich machen können, wovon man schon lange geträumt hat. Beispielsweise eine Reise, die weit über die übliche Urlaubszeit hinausgeht. Bei vielen bleibt das ein Traum. Bereits unterwegs sind dagegen Bernd Mezger (65) und Eberhard Gfrörer (64). Ihr Ziel ist es, einfach mal um halb Europa zu radeln.

Ihre Abfahrt aus Hechingen im Auto ist schon ein paar Tage her. Am Montag nun schwangen sie sich erstmals in den Sattel. Und zwar am Nordkap, dem nördlichsten Landzipfel Norwegens.

Allzu sehr verfahren können sie sich unterwegs kaum, denn ihr Routen-Konzept ist einfach: Immer so knapp wie möglich an der Küste lang. Im Schnitt 80 Kilometer pro Tag, gelegentlich aber auch schon mal 130. Das hängt davon ab, wie bergig die Tagesetappe ist.

Bis Ende des Jahres soll Marseille erreicht werden

Neun Länder werden beradelt. Norwegen, Schweden, Dänemark, Deutschland, Niederlande, Belgien, Frankreich, Spanien und Portugal. Wenn nichts dazwischen kommt, wollen sie bis November in Marseille sein. Dann geht es das Rhônetal hoch zurück nach Hechingen.

„Seit etwa 1990 radeln wir jetzt zusammen. Erst war das eine Schnapsidee, damit wir uns mehr bewegen, dann wurde das Radeln zur Leidenschaft“, erzählt Eberhard Gfrörer unserer Redaktion am Handy vom Norden Norwegens aus.

Ein Buch gab den Ausschlag

Alpenüberquerungen haben sie schon mehrere hinter sich. Vor vier Jahren fiel Bernd Mezger ein Buch in die Hände, das eine Radtour von Gibraltar zum Nordkap schildert. Beide waren fasziniert und fassten den Plan: „Wenn wir in Rente sind, radeln wir um Europa rum“. Seit Montag sind sie nun tatsächlich dabei, diesen Plan in die Tat umzusetzen.

Die ersten drei Wochen haben sie noch Unterstützung. Karin Mezger fährt das Begleitauto. „Als Quartiermeisterin“, wie Eberhard Gfrörer erklärt. Denn jeden Abend wird anderswo übernachtet.

Die Tour ist in 186 Etappen eingeteilt

Wenn Bernd Mezgers Ehefrau wieder nach Hechingen zurückfährt, ist das Radlerduo wieder auf sich gestellt. Dann haben sie nur noch ihre Fahrräder mit jeweils vier Packtaschen inklusive Zelt und Schlafsack. „Das ist dann für einige Zeit unser ganzes Leben“, sagen die beiden und klingen dabei glücklich. Genau diese Zäsur haben sie sich als Übergang in ihre Rentnerzeit gewünscht. Nach ihrer langen Berufszeit wollen sie ganz bewusst ihren Lebensrhythmus ändern. Nur das dabei haben, „was wirklich lebenswichtig ist“.

Allzu extrem wollen sie die Strapazen aber nicht erleben. Deshalb bleibt hoch im Norden das Zelt noch in der Satteltasche, denn in diesen Breitengraden wird es nachts noch empfindlich kalt. Außerdem ist für die nächste Zeit viel Regen angesagt, für das Wochenende sogar Schnee. Da übernachten sie zunächst mal lieber in Hotels und Herbergen. „Nach den ersten 1000 Kilometern werden wir dann aber auch campen“, erklären sie.

Ihre Tour haben die beiden exakt geplant. Eingeteilt ist sie in 186 Etappen. Abweichungen sind natürlich möglich. Da, wo steiles Gelände ist, fahren sie weniger Strecke, dafür werden auf der Ebene schon mal bis zu 130 Kilometer abgestrampelt.

Auch Leertage geplant für Stadtbesichtigungen

Und trotzdem wollen sie unterwegs immer ein Auge auf die Schönheit der Landschaft haben, auch mal innehalten an besonderen Orten. Und immer wieder sind „Leertage“ eingeplant, um Städte anzuschauen. Zunächst mal Trondheim, Kopenhagen, Oslo. Aber an der Küste gibt es bis runter nach Marseille ja noch viele Sehenswürdigkeiten.

Was sie als Team vorhaben, ist übrigens auch auf ihren Radlerjacken erkennbar. „Tour de Ebi und Bernd“ steht dort gedruckt, und eine Zeichnung der beiden Radler aus jener Feder, die Schwabo-Leser auch schon von den wöchentlichen Karikaturen im Lokalteil kennen.

Schwabo-Leser werden zudem immer mal wieder auf dem Laufenden gehalten, wie die Tour so verläuft. Denn ein Handy gehört heute auch zum „lebenswichtigen“ Minimalgepäck.