Kandidaten, interessierte Bürger und andere Bürgermeister blicken gebannt auf die einlaufenden Ergebnisse. Am Ende gibt es keinen Sieger. Foto: Buck

Nein, in Neubulach gibt es noch keinen neuen Bürgermeister. Die Wahl am Sonntag brachte keinen eindeutigen Sieger hervor. Hauptsächlich drei Kandidaten streiten sich jetzt am 27. November bei der Neuwahl abermals um den Chefsessel im Rathaus.

Neubulach - Die Nacht senkt sich über die Bergwerksstadt Neubulach als allmählich auch die Wahllokale schließen. Schon den ganzen Tag über seien die Menschen zu den Wahllokalen gepilgert, hat Hauptamtsleiterin Susan Mäder beobachtet.

"Wir peilen 70 Prozent plus an", meint der Leiter des Gemeindewahlausschuss, Alois Jerges, der kreuz und quer durchs Neubulacher Rathaus tigert, zur erwarteten Wahlbeteiligung. "Um 18 Uhr wird noch mal geschaut, ob ein Wähler in Sicht ist, der Briefkasten ein letztes Mal gecheckt", fasst Jerges die letzten Minuten vor dem Schließen der fünf Wahllokale in den Ortsteilen zusammen. Mit seiner Einschätzung lag er dann doch nicht ganz richtig. Knapp 65 Prozent der Neubulacher hatten am Ende des Wahlsonntags ihr Kreuz gesetzt. Wo diese auf den Stimmzetteln gelandet sind, wird direkt nach Schließung der Wahllokale ermittelt. Um Punkt 18 Uhr wird im Bürgersaal des Rathauses die Wahlurne ausgeleert, die emsigen Wahlhelfer stürzen sich auf die Stimmzettel und beginnen mit der Auszählung. Die ersten Kandidaten trudeln aber erst gegen kurz nach 18 Uhr im Foyer des Rathauses ein – Andreas Blaurock und Hermann Claus sind die ersten.

Mehr externe Bürgermeister als Kandidaten

Kurioses Detail an dieser Stelle: Um 18.20 Uhr sind mehr externe Bürgermeister als Kandidaten im Neubulacher Rathaus zugegen. Mit Ulrich Bünger (Wildberg), Martin Buchwald (Neuweiler) und Florian Kling (Calw) sind es drei an der Zahl. Später kommt auch noch Markus Wendel aus Bad Teinach-Zavelstein dazu. Alle bleiben im Foyer im Erdgeschoss stehen. Dort ist ein großer Bildschirm platziert, das Ergebnis ist live mitzuverfolgen.

Zumindest im Wahllokal Neubulach Rathaus zeichnet sich schon bei den ersten Stimmzetteln ein klares Ergebnis ab – oder besser gesagt der erwartbare Zweikampf. Vor allem auf den Stapeln "Schupp" und "Blaurock" landen die meisten ausgefüllten Stimmzettel. Doch der Überraschungsmann des Abends ist auf jeden Fall Hermann Claus. Der Mann aus Liebelsberg vereinigt 19,1 Prozent auf sich, ist mit dem Ergebnis hoch zufrieden. "Ich habe damit gerechnet, dass ich hier landen kann", sagt Claus. Von 0 auf 20 Prozent sei schon stark, befand der Kandidat selbst. Er hadert vor allem mit dem hohen Anteil an Briefwählern, hier hätte seine Kampagne nicht wirklich in Fahrt kommen können, so seine erst Analyse.

Hohe Briefwahlquote

In der Tat ist die Briefwahlquote ist hoch. 858 Briefwähler sind es am Ende des Tages, weiß Hauptamtsleiterin Mäder zu berichten. Am Ende sind es auch die Stimmen für Claus, die für eine Neuwahl sorgen. Amtsinhaberin Petra Schupp kommt auf 1250 aller 2924 abgegebenen Stimmen – das macht 43,5 Prozent und reicht somit bei Weitem nicht für einen Triumph im ersten Anlauf. Dementsprechend schnell tritt Schupp auch wieder den Nachhauseweg an, diktiert der Presse aber vorab noch ein paar Sätze in den Block: "Ich finde es schade, dass es mir in den letzten acht Jahren nicht gelungen ist, die Wähler von mir zu überzeugen", klagt die Amtsinhaberin. Vor allem hat Schupp Mitleid mit ihren Mitarbeitern, wie sie sagt, die jetzt eine neue Wahl nochmals organisieren und abwickeln müssen. Schupp selbst tritt freilich nochmals an.

Blaurock zeigt sich zufrieden mit dem Ergebnis

Die Neuwahl findet bekanntlich am Sonntag, 27. November statt. Dabei sein wird dann auch wieder Andreas Blaurock. Der Oberhaugstetter kommt schlussendlich auf 29,9 Prozent. Auch wenn der Kandidat beim Eintrudeln der ersten Ergebnisse, als Schupp noch etwas klarer in Front liegt, nachdenkliche Sorgenfalten auf der Stirn bekommt, sagt er am Ende: "Ich bin hoch zufrieden mit dem Ergebnis." Er freue sich, dass die Wähler den Weg zu den Wahlurnen gefunden und den Weg auf sich genommen hätten.

Er trete natürlich ebenfalls wieder an, im zweiten Anlauf sei dann "alles offen". Denn da, so erklärt es der Chef des Gemeindewahlausschusses Jerges, reicht dann die einfache Mehrheit, um den Chefsessel im Neubulacher Rathaus zu besteigen. Wer auf diesen Posten mutmaßlich wenige Chancen hat, sind die verbleibenden Kandidaten Heiko Funk und Jens Kariko. Erstgenannter erhält lediglich 5,3 Prozent aller Stimmen, der Herrenberger Kariko hingegen nur 1,9 Prozent. Beide sind am Wahlabend auch nicht zugegen – ob sie nochmals antreten werden, scheint also zumindest fraglich.

Am 27. November werden die Neubulacher Bürger also wieder zu den Wahlurnen gerufen. Dann wird endgültig feststehen, wer als Stadtchef in den nächsten acht Jahren das Zepter in der Bergwerksstadt übernimmt.