Matthäus Reiser, Vorsitzender des Vorstands (rechts) und Christian Kinzel, stellvertretender Vorsitzender, informieren über das Geschäftsjahr 2022. Foto: Kevin Kummer

Die Kreissparkasse Rottweil hat die Bilanz für das Geschäftsjahr 2022 vorgestellt. Auffällig: Der Bestand an Kundenkrediten ist um 7,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen – und ein spezielles Angebot erlebt eine Renaissance.

Trotz des schwierigen Marktumfelds mit einem historischen Zinsanstieg, einer hohen Inflation, der Energiekrise und einem Kriegsausbruch in Europa hat die Kreissparkasse ein solides Ergebnis erzielt. Die Bilanzsumme stieg laut Pressemitteilung im Jahr 2022 leicht an und betrug 3453 Millionen Euro zum 31. Dezember.

Der Bestand an Kundenkrediten ist im vergangenen Jahr auf 2004 Millionen Euro, also mehr als zwei Milliarden Euro, gewachsen, die Neuausleihungen betrugen mehr als eine halbe Milliarde Euro.

Geteiltes Bild im Wohnungsbau

Gerade im Wohnungsbau zeigte sich jedoch ein geteiltes Bild. Nachdem die Kreditvergaben im ersten Halbjahr noch rekordverdächtig waren, sind diese im zweiten Halbjahr deutlich zurückgegangen. Über die Zurückhaltung seitens der Kunden hatte vor kurzem bereits Peter Schneider, Präsident des Sparkassenverbandes Baden-Württemberg, hingewiesen. „Der private Wohnungsbau geht gerade richtig zu Tale“, hatte Peter Schneider im Interview erklärt.

Auch Matthäus Reiser, Vorsitzender des Vorstands der Kreissparkasse Rottweil, erläutert: „Es ist natürlich ein Unterschied, ob Sie ein oder vier Prozent Zins für ein Wohnbaudarlehen bezahlen müssen. Zusätzlich haben die hohe Inflation und die damit schwer kalkulierbaren Baukosten viele Kunden verunsichert.

Matthäus Reiser: Bausparvertrag erlebt Renaissance

Ein wichtiger Baustein in der Immobilienfinanzierung hat eine Renaissance erlebt: der Bausparvertrag. Damit können langfristig niedrige Zinsen gesichert werden. Dass dieses Modell funktioniert, zeigt uns ein Blick in die Vergangenheit. Bausparverträge waren ein zentraler Baustein, der die Finanzierung in Hochzinsphasen für viele erschwinglich machte. Auch in Zukunft können diese vielen Menschen den Weg ins Eigenheim ebnen.“

Im Bauspar-Neugeschäft ein Plus von 18 Millionen Euro

Im Bausparn-Neugeschäft verzeichnete die Kreissparkasse ein Plus von 18 Millionen Euro. Die vermittelte Bausparsumme ist um 36 Prozent auf 67,4 Millionen Euro gestiegen. Auch Förderkredite wurden in Höhe von 74 Millionen Euro vermittelt. Der Bestand an Förderdarlehen erhöhte sich um 4,3 Prozent auf 415 Millionen Euro.

Die Kundeneinlagen haben um 2,3 Prozent weiter zugenommen und beliefen sich zum Jahresende auf 2548 Millionen Euro. Trotz der attraktiven Zinsangebote für Geldanlagen mit fester Laufzeit, ist das Einlagengeschäft nach wie vor von täglich fälligen Einlagen geprägt.

Die Aktienmärkte gerieten nach dem Kriegsausbruch in der Ukraine ins Wanken. Durch die späte, aber konsequente Zinserhöhungen der EZB sind die Kurswerte von festverzinslichen Wertpapieren deutlich zurückgegangen. Die Bestände der Kundendepots sind leicht von 850 auf 845 Millionen Euro gesunken. „Ein breit gestreutes Anlageportfolio mit regelmäßiger Sparrate hilft, gut durch diese Zeit der vielen Umbrüche und Schwankungen zu gelangen. Wertpapiere bleiben nach wie vor ein wichtiger Baustein in der Geldanlage, wenn man den hohen Inflationsraten begegnen möchte“, so Reiser.

Sicherheit der Geldautomaten ein Thema

2022 habe sich die Sparkasse auch mit der Gefährdungsbeurteilung der Geldautomaten-Standorte beschäftigen müssen. Angriffe auf Geldautomaten haben deutlich zugenommen und die Lage der Kreissparkasse Rottweil an der Bundesautobahn A81 mache das Geschäftsstellennetz für Kriminelle interessant.

„Die Sicherheitslage hat sich verändert“ so Christian Kinzel, stellvertretender Vorsitzender der Sparkasse. Als erste Maßnahme wurden die Öffnungszeiten der Selbstbedienungs-Bereiche in den Nachtstunden eingeschränkt. Auch die Nutzung der Geldautomaten habe deutlich abgenommen, daher schließt die Kreissparkasse weitere Maßnahmen am Geldautomatennetz nicht aus.

Kundenbesuche in der Bank sind seltener geworden

Zum Geschäftsstellennetz heißt es weiter: „Wir richten uns künftig mehr an den Wünschen und dem Nutzungsverhalten unserer Kunden aus. Unser Augenmerk liegt auf der Beratung unserer Kundinnen und Kunden, ob vor Ort oder über digitale Beratungskanäle“, so Kinzel. Gerade die Nachfrage nach Video-Beratungen habe zugenommen. Persönliche Besuche für reine Serviceangelegenheiten auf den Geschäftsstellen seien rückläufig und konzentrierten sich auf die größeren Standorte.

Die Anzahl der Mitarbeitenden bei der Kreissparkasse Rottweil lag zum Jahresende unverändert bei 459 Beschäftigten, davon 169 Mitarbeitende in Teilzeit.

Die Kreissparkasse investierte 338.000 Euro in Weiterbildungen. Auch die Ausbildung stelle einen Schwerpunkt dar. 46 Auszubildende und acht Studierende sind bei der Kreissparkasse Rottweil beschäftigt.

Die Kreissparkasse Rottweil sowie die Stiftungen der Kreissparkasse erreichte eine Vielzahl an Spenden- und Förderanträgen. In Summe schüttete sie über 330.000 Euro aus. Das sind im Vergleich zum Vorjahr über neun Prozent mehr für das gesellschaftliche Engagement in der Region.

Stolz ist die Kreissparkasse über die Auszeichnung mit dem Stiftungsförderpreis DAVID des deutschen Sparkassen- und Giroverbands für den Vereinswettbewerb „Auf die Plätze, fertig, los!“.

Betriebsergebnis gesteigert

Das Betriebsergebnis vor Bewertung konnte im Vergleich zum Vorjahr um 0,09 Prozentpunkte auf 0,79 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme gesteigert werden. Ergebnistreiber war insbesondere die gestiegene Zinsspanne. Die Kernkapitalquote ist spürbar von 18,3 auf 18,8 Prozent gestiegen. „Wir haben damit ausreichend Handlungsspielraum, um den regionalen Kreditbedarf zu decken und die wirtschaftlichen Herausforderungen abzufedern. Die Kreissparkasse Rottweil ist grundsolide aufgestellt“, so Matthäus Reiser.