So wie hier in Empfingen sieht es aus, wenn ein Geldautomat gesprengt wurde. Foto: Lück

Immer mehr Geldautomaten-Sprengungen bereiten den Banken, aber auch Vermietern und Kunden große Sorgen. Im Kreis Rottweil werden Geldautomaten jetzt teilweise nachts geschlossen.

Meist sind es spezialisierte Banden, die kurzen Prozess machen und Geldautomaten einfach sprengen, um an die Beute zu kommen. Im Dezember flog der Geldautomat einer Bank in Empfingen in die Luft. Wenig später sprengten Unbekannte einen Automaten in der Ortenau in Grafenhausen. Tatzeitpunkt: Jeweils mitten in der Nacht.

Die Kreissparkasse Rottweil nimmt die Gefahr ernst. Um die Sicherheit vor Aufbrüchen und Geldautomatensprengungen zu erhöhen, sind jetzt nachts die Selbstbedienungsbereiche in den Geschäftsstellen geschlossen. Sie sind künftig nicht mehr rund um die Uhr, sondern von 6 bis 23 Uhr geöffnet.

Auf Anfrage unserer Redaktion beantwortet Christian Luippold, Leiter Kommunikation und stellvertretendes Mitglied des Vorstands, die drängendsten Fragen.

Wie bewertet die Kreissparkasse die Gefahrenlage?

Die Anzahl an Geldautomatensprengungen hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Das Geschäftsgebiet der Kreissparkasse Rottweil liegt verkehrsgünstig an der Bundesautobahn 81. Diese Lage macht die Geschäftsstellen der Kreissparkasse Rottweil auch für Kriminelle attraktiv.

Bei der Kreissparkasse Rottweil gab es im letzten Jahr zwei Angriffe auf Geldautomaten. Die Täter gehen immer skrupelloser vor, riskieren das Leben unbeteiligter Menschen und zerstören Gebäude. Aus unserer Sicht ist Vorbeugen der richtige Ansatz. Wir haben unsere Automaten umfangreich nachgerüstet und wollen es möglichen Tätern so schwer wie möglich machen. Damit schützen wir Menschen vor Angriffen, die sich zufällig in der Umgebung aufhalten oder im selben Gebäude wohnen.

Wie viele Geldautomaten betreibt die Kreissparkasse und wie viele sind nun nachts zu? Ist geplant, einige Geldautomaten auch ganz abzubauen?

Die Kreissparkasse Rottweil betreibt 40 Geldausgabeautomaten an 32 Standorten. Davon ist ein Geldausgabeautomat aufgrund der aktuellen Situation bis zum Abschluss der Gefährdungsbeurteilung Anfang April außer Betrieb. Neun Geldautomaten sind rund um die Uhr zugänglich. Diese Automaten befinden sich in der Hauptstelle Rottweil und in den Hauptgeschäftsstellen Schramberg, Oberndorf und Sulz. Unter www.ksk-rw.de/geldautomaten sind die rund um die Uhr zugänglichen Geldautomaten mit „24/7“ gekennzeichnet.

An den Geldautomaten der Kreissparkasse Rottweil werden die Kunden über die Sicherheitsmaßnahme informiert. Foto: Otto

Zeigen die Kunden Verständnis für die Maßnahme?

Weitestgehend zeigen Kundinnen und Kunden Verständnis. Bislang haben uns keine schriftlichen Beschwerden zur nächtlichen Schließung erreicht.

Wie hat sich der Bedarf und die Frequenz an den Automaten im Laufe der letzten Jahre verändert?

Immer mehr Kartenzahlungen sind der Trend im Zahlungsverkehr. Bezahlvorgänge werden immer häufiger bargeldlos abgewickelt.

2022 haben Kunden der Kreissparkasse Rottweil über 5 000 000 Girocard-Transaktionen im Handel ausgeführt – das sind 35 Prozent mehr Kartenzahlungen als 2019. Die Verfügungen an den Geldautomaten sind in diesem Zeitraum um fast 25 Prozent zurückgegangen.

Volksbank lässt Automaten rund um die Uhr offen

Wir fragen auch bei der Volksbank Rottweil nach. Das Thema der Geldautomatensprengungen spiele durchaus eine Rolle, heißt es. „Wir haben uns intensiv damit beschäftigt sowie entsprechende Sicherheitsmaßnahmen getroffen.“ Diese wolle man aus sicherheitstechnischen Gründen jedoch nicht benennen.

Alle Geldautomaten seien aber nach wie vor jederzeit zugänglich, dies werde aktuell auch so beibehalten. Die Volksbank Rottweil hat 13 Geschäftsstellen, die mit Geldeinzahl-/Geldauszahlautomaten ausgestattet sind. Die Automaten seien „sehr gut frequentiert.“ Aktuell gebe es keine Planung, die Zahl der Automaten zu reduzieren.

Bankenverbände und das Innenministerium bezeichnen die Entwicklung derweil als „besorgniserregend“, auch weil die Täter immer brutaler vorgehen.

Das Ausmaß ist immens: Anfang Februar wurde eine Bande geschnappt, der allein 50 Sprengungen mit einer Beute von 5,2 Millionen Euro zur Last gelegt werden. Die Taten gelten inzwischen als „Banküberfall der Moderne“. Und abgesehen vom materiellen Schaden, seien Bewohner der betroffenen Gebäude teils traumatisiert.