Matthias Ziegler (links) und Matthias Kreutzer sind das Blockflöten-Duo "Zweierlei Punk" und treten am 23. Dezember wieder in der Rietstraße auf – eine kuriose Tradition in Villingen. Foto: Heinig

Für manche ist es wohl das "schlechteste" Konzert des Jahres in Villingen und trotzdem wird es sehnlichst erwartet.

VS-Villingen - "Zweierlei Punk" – auf diese verrückte Idee kamen Matthias Kreutzer und Matthias Ziegler schon vor 18 Jahren. Nach zwei Online-Spendensammlungen wegen Corona treten die beiden Blockflötenanarchisten am Freitag, 23. Dezember, in der Rietstraße endlich wieder live auf.

Nicht immer ein musikalischer Genuss

Die Fans von "Zweierlei Punk" dürfen sich freuen. Einen Tag vor Weihnachten heißt es wieder Glühwein trinken, Waffeln essen, T-Shirts und Sammeltassen kaufen, lange nicht gesehene Freunde treffen und den speziellen Sound hören, von dem Matthias Kreutzer sagt: "Das ist nicht immer ein musikalischer Genuss, aber es erzeugt Aufmerksamkeit". Und natürlich Spenden!

Seit Jahren gehen die Erlöse des Straßenkonzertes an das Psychosoziale Zentrum für traumatisierte Flüchtlinge "Refugio" in Villingen und das "Soziale Zentrum am Neckar" in Schwenningen, insbesondere für die Wärmestube. Bis zu 4000 Euro kamen in jedem der vergangenen Jahren zusammen. Selbst 2020 und 2021, als man wegen der Pandemiebeschränkungen zum Online-Spenden über zweierleipunk@posteo.de aufrief.

Auch digital unterwegs

Aufgrund der guten Erfahrungen sei dieser Kanal auch in diesem Jahr wieder offen, sagt Matthias Ziegler. Besonders freuen sich die Freunde aus Niedereschacher Grundschulzeiten auf ein Wiedersehen mit Freunden und Fans. Seit sie sich erstmals 2004 kurz vor Weihnachten mutterseelenalleine und ohne Dach über dem Kopf in die Innenstadt stellten und für den guten Zweck zwei Stunden lang furios in ihre Blockflöten bliesen, hat sich viel geändert. Viele Freunde helfen, allen voran Marco Piseddu, der die Infrastruktur aufbaut sowie Amelie und Lillit Böhm, die die Bewirtung übernehmen.

Vor drei Jahren gab es erstmals T-Shirts und Glühweintassen mit seither immer wieder neuen Zweierlei-Punk-Logos. Das aktuelle, der Punkkopf mit Haaren aus Blockflöten, entwarf ein Künstlerfreund der beiden aus Berlin.

Einst junge Kerle

Aus den damals jungen Kerlen sind längst Familienväter geworden, die nach wie vor "Herzen erwärmen" wollen für gesellschaftlich benachteiligte Menschen mitten unter uns. Ihre Philosophie lautet: "Wir wollen ein Zeichen setzen für Zusammenhalt und Solidarität". Nicht nur punkige Blockflötenmusik gibt es am Freitag auf die Ohren. Der Chor "Chorioso" und alle, die sich trauen, auf der Open-Stage zu singen oder zu musizieren, werden wieder einmal für ein Open-Air-Konzert sorgen.

Ihre Aktion zu beenden, das sei ihnen trotz wachsender Verantwortung im Beruf bisher nie in den Sinn gekommen, sagen Matthias Kreutzer und Ziegler. Auch wenn sie zeitweise gar nicht vorort lebten und arbeiteten. Kreutzer ist derzeit noch als Amtsleiter für den Landkreis Tuttlingen tätig, mit seiner Familie aber schon nach Villingen gezogen, weil er ab Februar beim hiesigen Landratsamt die Leitung des Amtes für Digitalisierung übernimmt. Auch bei Matthias Ziegler stehen Veränderungen an. Seine Leitungsfunktion im DRK-Haus tauscht er demnächst gegen die Akademieleitung in einem Klinikkonzert mit Sitz in Freiburg und wird zum Pendler. Die Motivation der beiden ist seit 2004 ungebrochen: "Uns geht es gut und daran wollen wir andere, denen es nicht so gut geht, teilhaben lassen."