Projektleiter Michael Krieger (vorne links) beantwortet Fragen zum geplanten Windpark. Foto: Steinmetz

Die Stadtwerke Tübingen wollen auf Starzacher Gemarkung einen Windpark bauen. Betroffen davon sind die drei Höhenortschaften Bierlingen, Felldorf und Wachendorf. Am Samstag fand dazu eine erste Informationsveranstaltung statt.

Zahlreiche Bürger, vor allem aus Bierlingen und Felldorf, interessierten sich für das Vorhaben, das die Landschaft verändern wird. Zwei Mitarbeiter des Forums Energiedialog Baden-Württemberg, Sarah Albiez und Jakob Lenz, moderierten die Veranstaltung, die zu mehreren Stationen außerhalb und innerhalb der Ortschaften führte. Von den Stadtwerken beantworteten Projektleiter Michael Krieger und Joachim Glaser Fragen – und das waren sehr viele.

Manche kritisierten allerdings, dass zu spät informiert wurde und es sich eigentlich nur um eine „Kaffeefahrt“ handele. Das wollte Bürgermeister Thomas Noé nicht unkommentiert lassen. Das Thema Windkraft in Starzach habe man schon seit zehn bis 15 Jahren. Bei der jetzigen Gesetzeslage sei es klar: „Dies wird schneller kommen.“

Neun Windräder geplant

Nachdem ein privater Eigentümer Waldgrundstücke für Windkraftanlagen angeboten hatte, waren die Stadtwerke Tübingen auf die Gemeinde zugegangen, ob sie sich ebenfalls von dem Vorhaben beteiligen wolle. Der Gemeinderat hat daraufhin beschlossen, dass die Gemeinde Flächen verpachtet. Anfangs waren zehn Windkraftanlagen auf der Projektionsfläche von insgesamt 240 Hektar vorgesehen. Inzwischen sind sie auf neun reduziert worden. Doch auch da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Vorerst gibt es im Bereich der Gemarkung Richtung Imnau und Trillfingen nur eine Entwurfsplanung. Die endgültige Anzahl und die genauen Standorte stehen noch nicht fest. Die Stadtwerke müssen zuvor die Ergebnisse der Gutachten abwarten.

Die Gesamthöhe einer Anlage beträgt 270 Meter, die Nabenhöhe 175 Meter und der Rotordurchmesser 172 Meter. Die Nennleistung wird mit rund sieben Megawatt angegeben.

Noch befindet sich das Projekt am Anfang: Bevor es ins Genehmigungsverfahren geht, muss das Artenschutzgutachten vorliegen. Die Windpotenzialfläche hat das Landesamt für Umwelt Baden-Württemberg (LUB) bereits ermittelt. Demnach ist mit einer Windstärke von sechs bis 6,5 Metern pro Sekunde auf 175 Metern Höhe zu rechnen. Genaue Windmessungen per Laserverfahren, wie Projektleiter Krieger erklärte, stehen noch aus. Aber er ist sicher, dass für die Stromerzeugung genug Wind bläst: „Der zu erwartende Ertrag ist ausreichend.“

700 Meter Abstand

Der Abstand zur Wohnbebauung in Bierlingen und Felldorf beträgt mindestens 700 Meter. „Schall und Schattenwurf werden Sie am meisten mitbekommen“, kündigte Krieger an. Die Anlagen werde man hören. Das werde ein aerodynamisches Geräusch, verursacht durch die Rotoren, sein. Wie hoch die Belastung der Anwohner sei, werde im Genehmigungsverfahren geprüft. Grenzwerte müssten eingehalten werden.

So mancher äußerte Zweifel an der Sinnhaftigkeit des Windparks auf Starzacher Gemarkung. „Das sieht furchtbar aus“, meinte eine Frau, als sie sich am Kugelwasen in Felldorf auf dem Tablet die Visualisierung anschaute. Moderator Jakob Lenz machte jedoch deutlich: Es gehe nicht mehr darum, ob gebaut werde, sondern nur noch um das „Wie“. Auf privaten Flächen, könne die Gemeinde die Windräder ohnehin nicht verhindern. Doch sie kann einen Nutzen haben.

Einnahmen über Pacht

Für Bürgermeister Noé besonders von Belang: Die Kommune würde mit den Pachteinnahmen ihren Ergebnishaushalt verbessern. So gesehen hätte es Noé am liebsten, wenn alle Windenergieanlagen auf Gemeindeflächen errichtet werden könnten. Eine Bürgerbeteiligung über Energiegenossenschaften sei ebenfalls vorgesehen, sicherte Krieger zu. Ob die Anwohner günstigeren Windkraft-Strom beziehen könnten, wollte er nicht versprechen.

Weitere Veranstaltungen

Die weiteren Schritte werden sein, dass es im Herbst eine Info-Fahrt zu einem neu gebauten Windpark geben wird. Danach ist nochmals eine größere Informationsveranstaltung geplant. Das Genehmigungsverfahren soll nach dem Zeitplan der Stadtwerke im Sommer 2024 eingeleitet werden, anschließend folgt die Ausschreibung. Eventuell könnte der Windpark 2027 in Betrieb genommen werden.