Die Zeugenaussagen werfen am vierten Verhandlungstag reichlich neue Fragen auf. Foto: Cools

Was war das Motiv des Angeklagten? Laut den Aussagen der Mutter und der Schwester des Opfers handelte der 36-Jährige aus Eifersucht, da er sie als sein Eigentum ansah.

Kreis Rottweil - Ein rachsüchtiger, aggressiver und eifersüchtiger Lebenspartner soll der 36-jährige Angeklagte laut Zeugenaussagen sein. Im Wellendinger Mordprozess sagten am Donnerstag die Mutter und die Schwester des Opfers sowie eine Bekannte des Paares aus.

Als sie am Ende ihrer Zeugenaussage den Angeklagten direkt anschaute, konnte sie ihre Tränen nicht mehr unterdrücken. Die Mutter des 32-jährigen Opfers gab am fünften Verhandlungstag einen Einblick in die Lebenswelt des Paares. "Er hat sie nicht geliebt, sondern nur ausgenutzt. Wenn er sie geliebt hätte, hätte er nach dem ersten Messerstich aufgehört", sagte sie unter Tränen.

Leben der Kinder zerstört

Das Leben der Familie habe sich seit der Tat drastisch verändert. Das älteste Kind verletze sich selber, da es die Ereignisse noch immer nicht aufarbeiten könne, das mittlere Kind habe zehn bis 15 Kilogramm abgenommen, und das jüngste Kind könne nur mit dem Kissen seiner Mutter einschlafen. "Er hat das ganze Leben der Kinder zerstört. Er hat nicht nur sie umgebracht, sondern auch uns", erklärte die Mutter des Opfers mit gebrochener Stimme. Der Angeklagten, der ansonsten eher abwesend wirkte, wischte sich bei diesen Worten die Tränen aus dem Gesicht.

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Die Mutter erzählte weiter, dass sie nie ein Freund der Beziehung gewesen sei. Bereits im Kindesalter hätten sich ihre Tochter und der Angeklagte kennengelernt. Während ihre Tochter ein freundliches Wesen gewesen sei, habe der 36-Jährige schon als Kind nur Ärger gemacht. "Er hat schon früh Drogen genommen und andere immer von oben herab betrachtet", schilderte die Mutter.

Achtmonatige Trennung

Nach turbulenten Jahren in der slowakischen Heimat, die von Betteln und Umzügen zwischen den beiden Elternhäusern geprägt waren, ging es für das Paar mit den drei Kindern im Januar 2019 nach Wellendingen. Schon weitaus früher sei es in der Familie zu häuslicher Gewalt gekommen. "Einmal hatte sie ein komplett blaues Gesicht. Später hat sie immer gesagt, dass sie hingefallen sei", sagten die Mutter und die Schwester. Unter anderem aus diesem Grund habe sich das Opfer Ende 2016 für acht Monate von dem Angeklagten getrennt. Nachdem der Angeklagte jedoch zum wiederholten Male beteuert habe, sich ändern zu wollen, sei das Paar wieder zusammengekommen.

Angst vor Jugendamt

Spätestens Ende 2020, nachdem er das Opfer mit einem Messer bedroht habe, hätte sie den Entschluss gefasst, den Angeklagten endgültig zu verlassen. So sei die 32-Jährige am 19. Januar 2021 mit ihren Kindern zu ihrer Schwester aufgebrochen. "Sie ist nur zurück, weil sie Angst hatte, dass das Jugendamt die Kinder wegnimmt, wenn diese am folgenden Montag nicht wieder in die Schule gehen", erzählte ihre Mutter.

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Die Schwester pflichtete bei: "Ich habe sie angefleht, nicht zu gehen. Sie wollte am Dienstag wieder kommen, damit wir einen Ski-Ausflug machen können. Ich fühle mich sehr schlecht und mache mir selber Vorwürfe. Seit zehn Monaten gibt es keine Nacht und keinen Tag mehr für mich."

Beide schilderten, dass der Angeklagte das Opfer immer kontrolliert und nicht gewollt habe, dass es Kontakt zur Familie oder Freunden hat. Auch die dritte Zeugin konnte dem nur zustimmen: "Er hat über sie geherrscht und sie von allem weggerissen. Schon der Blick hat gereicht, um sie zu beherrschen." Doch sie meinte auch: "Es tut mir leid, dass ich das so sagen muss, aber nicht ich hätte ihr helfen können, sondern ihre Familie. Die wussten das alle."

Auf die Frage vom Nebenklägervertreter, warum ihr niemand habe helfen oder sich einmischen wollen, antwortete die Bekannte des Paares: "Sie hat ihm immer wieder verziehen. Deswegen wollte sich die Familie auch irgendwann nicht mehr einmischen. Jeder hat davon gewusst, aber wenn sie bei ihm bleiben will, dann ist das ihre Sache."