Am Samstag, 28. Januar, hat die Metzgerei Alt in der Tailfinger Lange Straße zum letzten Mal geöffnet. Nach 88 Jahren endet eine Ära. Foto: Marschal

Die Historie der Metzgerei Alt in der Tailfinger Lange Straße reicht beinahe 90 Jahre zurück. Ende Januar ist Schluss. Metzgermeister Stephan Alt erläutert die Gründe für die Schließung.

Albstadt-Tailfingen - Mit der Kündigung der zwölf Angestellten hat sich das Gerücht, das in Tailfingen die Runde macht, bestätigt. Am 28. Januar geht eine fast 90-jährige Firmengeschichte zu Ende; die Metzgerei Alt in der Lange Straße 12 schließt für immer. Für die Stammkunden kommt dieser Schritt überraschend, schließlich sind Stephan Alt, Metzgermeister und Betriebswirt, und seine Frau Ursula Alt, die sich um das Büro und den Verkauf kümmert, mit 52 respektive 54 Jahren von der altersbedingten Aufgabe noch weit entfernt. Beide werden sich nun eine neue Arbeit suchen.

Ausschlaggebend für ihren Entschluss war eine Verkettung mehrerer Gründe. Am stärksten fallen laut Stephan Alt die enorm gestiegenen Preise ins Gewicht. Nicht nur die Energiekosten sind explodiert – bei praktisch allem, was für den Betrieb von Bedeutung ist, macht sich die massive Teuerung bemerkbar "Das alles fällt so stark ins Gewicht, dass die Wirtschaftlichkeit in Frage gestellt wird", sagt der Metzgermeister. Und seine Frau Ursula gibt zu bedenken, dass sich die gestiegenen Betriebskosten kaum mehr auf die Ware umschlagen lassen.

Regionalität steht in Frage

Neben den Warenpreisen sind Probleme bei der Beschaffung ein weiterer Grund, der letztendlich in die Entscheidung des Ehepaars hineinspielte. Wenn der Schlachthof in Balingen zum Jahresende zumacht, ist die nächste Adresse in Rottweil oder in Gärtringen. "Die Fahrtwege werden immer länger und damit teurer und zeitaufwendiger", erklärt Stephan Alt und merkt an, dass die Regionalität der Waren, ein Aushängeschild der Metzgerei, darunter leide.

Die vergangenen Jahre waren nicht leicht, erzählen die Alts. Es gab immer mehr Auflagen, die Zeit und Geld kosteten, aber im Gegenzug keinen Euro in die Kasse spülen. "Die Forderungen der Bürokratie sind für so kleine Betriebe oft schwer zu erfüllen", resümiert Stephan Alt und betont, dass die Entscheidung, die Metzgerei aufzugeben, nichts mit der Kundschaft zu tun hat. Das Geschäft sei immer gut gelaufen, viele Kunden kämen seit Jahrzehnten in den Laden, und auch die Beliebtheit des Mittagstischs mit schwäbischer Hausmannskost sei ungebrochen. Allerdings ist den Alts aufgefallen, dass im Zuge der allerorts steigenden Preise der Einkauf verhaltener ausfällt. Während des Lockdowns litt vor allem der Partyservice.

Gründung der Metzgerei 1934 in Ebingen

Der Alltag der Alts war geprägt von viel Arbeit. Die Fleisch- und Wurstwaren hat Stephan Alt in Handarbeit in der eigenen Wurstküche hergestellt. Jetzt, wo die Entscheidung gefallen ist, sind die Alts erleichtert, aber auch ein wenig traurig – schließlich hat Stephan Alts Urgroßvater Anton Alt die Metzgerei 1934 gegründet. Damals noch in Ebingen, inklusive des ehemaligen Gasthofs Hasen am heutigen Standort des Bekleidungshauses Postsattler. 1956 übernahmen die Alts den Gasthof Löwen inklusive Metzgerei am heutigen Standort in der Lange Straße 12 in Tailfingen. Anfang der 1970er-Jahre wurde die Wirtschaft geschlossen und in einem umfangreichen Umbau Laden, Kühlräume und Produktion erweitert. 1997 übernahm Stephan Alt gemeinsam mit seinem Bruder in vierter Generation das Geschäft; seit 2015 führt er es selbstständig.

Es fließen Tränen

Die Nachricht über die Schließung wird von der Kundschaft mit Bedauern aufgenommen; es seien sogar schon Tränen im Verkaufsraum geflossen. Die Alts suchen einen Pächter für die Metzgerei – bisher erfolglos.