Die Zutaten und Rezepte für Gerichte der eigenen Wahl in den richtigen Portionen - und alles wöchentlich in einer Kiste geliefert. Schnell, einfach, bequem und trotzdem frisch - aber halten die Kochbox-Anbieter auch das, was sie versprechen? Foto: Fuchs

Sie sind momentan in aller Munde: Kochboxen. Eine Möglichkeit für alle, die gerne kochen, aber nicht gerne einkaufen. Die Zutaten für Gerichte werden wöchentlich an die Haustür geliefert. Aber wie schneiden die bekanntesten Kochboxanbieter im Vergleich ab? Wir haben den Test gemacht.

Gerade in Zeiten der Pandemie haben viele Menschen die Vorzüge der Internet-Bestellungen zu schätzen gelernt. Das ist bequem und spart den Gang zum Geschäft. Kein Wunder also, dass Kochboxen stetig an Beliebtheit gewinnen. Mit passgenauen Zutaten und mitgelieferten Rezepten soll das gesunde tägliche Kochen zur Leichtigkeit werden.

Die Anbieter werben mit Umweltfreundlichkeit, weniger Lebensmittelverschwendung, durch Zeit- und Geldersparnis oder mit speziellen Gerichten aus original landestypischen Zutaten. Aber halten sie auch, was sie versprechen? 

Hello Fresh

Das Unternehmen aus Berlin wirbt mit Nachhaltigkeit und Klimaneutralität. So seien die Transportverpackungen zu 100 Prozent recycelbar und 90 Prozent der Zutaten kommen "direkt vom Erzeuger". Die Erzeuger sitzen nach Abgaben von Hello Fresh im Allgäu, Westfalen oder auch in Italien. Die Lebensmittel gelangten ohne Zwischenstopps bei weiteren Händlern in die Box und so werde CO2 eingespart, so das Unternehmen. Kurze Wege haben die Zutaten nicht immer, wie sich aus der Erzeuger-Lister erschießt. Das ist beim Produkt im Supermarkt jedoch häufig auch nicht anders. 

Bestellung und Lieferung

Der Abonnent erstellt mit ein paar einfachen Klicks seinen Account und kann sich dann jede Woche Gerichte zusammenstellen, die an einem festgelegten Tag geliefert werden. Auch das Pausieren des Abos ist problemlos möglich.

Qualität und Originalität 

Wege hin oder her, die Zutaten leiden nicht. Das Gemüse in unserer Probebox kommt knackig an. Lediglich eine Gurke ist schon etwas weich. Für die Qualität bekommt Hello Fresh in unserem Vergleich die Bewertung gut bis sehr gut.

In der Probebox finden wir "Pastataschen mit Pilzfüllung", "Bao-Buns mit Soja-Sesam-Austerpilzen", sowie eine "Japanische Bowl mit Pilz-Mix". Mit mehr als 30 neuen Rezepten pro Woche wartet Hello Fresh mit großer Auswahlmöglichkeit auf. Mit dabei sind immer auch vegetarische, zeitsparende und familien-freundliche Gerichte. Wer es gerne einfach hat, wird ebenso fündig, wie jemand, der originelle Rezepte sucht. 

Ein Vorteil für Experimentierfreudige: Welcher Hobbykoch kennt das Problem nicht, ein besonderes Rezept gefunden zu haben - aber von der Hälfte der Zutaten nicht zu wissen, woher man sie bekommt? Hello Fresh animiert dazu, mit neuen Zutaten zu kochen. In Sachen Vielseitigkeit schneidet der Anbieter sehr gut ab.

Rezepte

Die Rezepte werden mitgeliefert. Hier gibt es das erste Minus. Zwar sind die Schritte durchnummeriert und mit Bildern verdeutlicht. Übersichtlich sind die Rezepte dennoch nicht alle. Für einige Rezepte ist ein Thermomix erforderlich. Man kann vorab zwischen Rezepten mit oder ohne das Küchengerät wählen. Hat man keinen, schränkt das die Auwahl also ein. Auf einigen Rezepten steht auch nur "Thermomix hilft". Da ist das Rezept mit etwas Kreativität auch ohne umsetzbar, es ist jedoch darauf ausgelegt, dass einer vorhanden ist.

Wir müssen jedenfalls erst einmal googeln, was ein "Varoma-Behälter" ist. Und dann aus einem Sieb und einem Topf einen improvisierten Dampfgarer basteln. Was die einfache Umsetzbarkeit der Rezepte angeht, gibt es ein "befriedigend".

Dennoch: Wer das Rezept aufmerksam gelesen und umgesetzt hat, bekommt ein Endergebnis wie auf dem Foto. Nicht nur optisch, auch geschmacklich ist das Ergebnis gut bis sehr gut.

Umweltfreundlichkeit

Am Ende der Küchenschlacht bleibt für eine Kochbox, die mit Umweltfreundlichkeit wirbt, einiges an Verpackungsmaterial. Die passgenauen Portionen aller Zutaten verlangen auch nach passgenauen - und damit kleinteiligen - Verpackungen. Dieses Problem ist schwer lösbar. Mayonnaise und Sojasauce lassen sich schlecht unverpackt ausliefern. Aber warum muss eine Gurke in Kunststoff verpackt sein?

Positiv ist dagegen, dass die Verpackungen vollständig recycelbar sind - sogar die Kühltasche aus weichem, stoffähnlichen Material. Beim Verpacken ist das Unternehmen kreativ.

Ob nun umweltfreundlich kocht, wer bei Hello Fresh bestellt? Im Vergleich mit anderen Lieferdiensten schneidet das Unternehmen gut ab. Die Lieferung kommt per klassische Dienstleister wie DHL und UPS. Jedoch verpflichte sich Hello Fresh laut eigener Aussage, alle direkten CO2-Emissionen zu kompensieren. Das passiere über grüne Initiativen "mit dem Partner Planetly".

Es kommt also darauf an, ob der Abonnent zuvor auf umweltfreundliches Einkaufen geachtet hat oder nicht. Mehr Verpackungsmaterial und Emission spart man durch bewusstes selbst einkaufen noch immer. Und was nicht entsteht, muss erst gar nicht recycelt werden.

Zum Thema: "Recycling ist nicht die Lösung der Umweltprobleme"

Preis

Das gute Gesamtergebnis lässt sich Hello Fresh auch gut bezahlen. Bei drei Gerichten für je zwei Personen pro Woche beträgt der Preis 37 Euro je Box zuzüglich Versandkosten von 5,49 Euro. 

My Cooking Box

Ein ganz anderer Kandidat ist der italienische Kochboxanbieter "My Cooking Box - Chef per Passione" aus Mailand. Das Unternehmen wirbt mit qualitativ hochwertigen und typisch italienischen Gerichten mit originalen Zutaten - eine kulinarische Reise nach Italien also. Die Boxen sind nicht mit einem Abonnement verbunden. Dafür sind sie auch nicht gedacht. Eine Box kostet zwischen 15 und 60 Euro. Wer auf der Suche nach einem originellen Geschenk für Hobbyköche ist oder sich an einem besonderen Tag etwas besonderes gönnen will, ist dort richtig.

Bestellung und Lieferung

Die Homepage ist übersichtlich, das Angebot vielseitig. Per Mausklick können die Boxen ausgewählt werden.

Qualität und Originalität

Wir testen "Risotto mit Rote-Beete-Creme und Blattgold", "Polenta mit Pilzragout" und ein Dessert: "Haselnusskuchen mit dunkler Schokolade". Das Raffinierte: Alle Zutaten sind haltbar. Es ist also nicht erforderlich, die Kochbox in kürzester Zeit aufzubrauchen. Mit frischem Gemüse wird hier nicht gekocht. Da die Boxen aber nicht für jeden Tag gedacht sind, werten wir das nicht als Minus.

Schon beim Andünsten des Risotto-Reises ist offensichtlich, dass er anders ist als der bekannte Risotto-Reis, den wohl jeder zu Hause hat. Die Körner sind größer und dunkler, der Reis bleibt ein wenig bissfester.

Geschmacklich variieren die Boxen zwischen sehr gut und passabel. Hier und da muss je nach Geschmack noch nachgewürzt werden. Bei der Polenta beispielsweise sind wenige Pilze im Verhältnis zum Maisbrei dabei. Was Originalität und Qualität angeht, überzeugt "My Cooking Box" dennoch. Alles in allem bekommt sie die Bewertung befriedigend bis gut.

Wer landestypische Rezepte aus Sizilien, Apulien oder anderen Regionen Italiens sucht, wird hier fündig.

Rezepte

Die Rezepte stehen in einem kleinen Heftchen, in dem es auch einiges über die Zutaten zu lesen gibt. Die Anleitungen fallen kurz aus, es wird nichts unnötig verkompliziert. Die Schritte sind einfach erklärt. Wer einen nach dem anderen befolgt, kann kaum etwas falsch machen. 

Umweltfreundlichkeit

Was Nachhaltigkeit angeht: Wer im Ausland bestellt, ist sich im Klaren darüber, dass das Produkt eine weite Reise vor sich hat, die mit CO2-Emissionen verbunden ist. Verpackt sind die Boxen in Karton, der über das Altpapier entsorgt werden kann. Auf unnötiges Verpackungsmaterial wird weitestgehend verzichtet.

Über die Homepage ist es möglich, reduzierte Boxen kurz vor Ablauf des Haltbarkeitsdatums zu bestellen. So will das Unternehmen der Lebensmittelverschwendung entgegenwirken, wie es schreibt. 

Preis

Die Boxen haben ihren Preis. Und auch die Portogebühren schlagen zu Buche. Sicherlich findet man auch in Deutschland sehr gute italienische Produkte zu geringerem Preis. Bei der Kochbox zählt jedoch auch zum einen das Original und zum anderen das kulinarische Gesamtpaket, das in diesem Fall sehr liebevoll zusammengestellt ist. 

Dinnerly

Dinnerly ist eine Tochterfirma des Kochboxanbieters Marly Spoon. Dinnerly nennt sich auf seiner Homepage "die erschwingliche Kochbox". Es gebe frische Zutaten und einfache Rezepte für jeden.

Bestellung und Lieferung

Während das Bestellen noch ganz einfach funktioniert, gibt es bei der Auslieferung via UPS Probleme. Die Box kommt beim ersten Versuch nicht an. Auf eine Nachricht reagiert der Kundenservice von Dinnerly drei Tage später und hilft, das Problem zu lösen. Der Preis für die nicht zugestellte Box wird gutgeschrieben. Über den Kundenservice lässt sich aus unserer Sicht nichts negatives sagen. 

Qualität und Originalität

Das Paket kommt in einem großen Karton. Anders als bei Hello Fresh, wo die Zutaten nach Rezept noch einmal einzeln verpackt waren, sind sie hier nicht räumlich getrennt. Das ist kein Problem, weil auf den Rezepten nochmals aufgelistet ist, welche Zutaten jeweils gebraucht werden, sodass es übersichtlich bleibt. 

Ein dickes Minus: Der Creme-Fraiche-Becher in unserem Paket kommt stark beschädigt an, die Hälfte der Creme-Fraiche ist im Kühlbeutel verteilt. Da der Karton unbeschädigt ist, muss das bereits beim Verpacken passiert sein.

Insgesamt sind die Zutaten jedoch frisch und geschmackvoll. Wir testen "Goldenen Paneer an Röstgemüse", "Käsespätzle mit Knuspertopping" und "Käsige One-Pot-Pasta mit grünem Gemüse". Die Auswahl an Rezepten ist nicht so groß wie bei Hello Fresh. Es sind dennoch wöchentlich knapp 20 Rezepte, von denen auch etwa vier vegetarisch sind. Wer nicht zu wählerisch ist, wird fündig. An Originalität mangelt es den Gerichten nicht. Für den Geschmack bekommt Dinnerly ein "sehr gut", für Einfallsreichtum ein "gut". Die Qualität liegt geringfügig hinter Hello-Fresh, ist jedoch immer noch gut. 

Rezepte

Die Rezepte können online eingesehen werden. Die Schritte sind recht einfach und übersichtlich beschrieben.

Umweltfreundlichkeit

Nachhaltigkeit ist nicht die Nummer eins auf der Werbe-Agenda, daher lässt sich über CO2-Belastung oder Ressourcenverbrauch durch Produktion und Transportwege aus Verbrauchersicht wenig sagen. Was jedoch auffällt: Mit Verpackungsmaterial geht Dinnerly insgesamt sparsamer um als Hello Fresh. Die Gurke ist nicht extra verpackt, außerdem wird vorausgesetzt, dass grundlegende Zutaten wie Essig, Öl oder Knoblauch im Haushalt vorhanden sind. Auch so wird kleinteiliges Verpackungsmaterial gespart. Die Rezepte sind ebenfalls nicht ausgedruckt beigelegt, sondern online herunterzuladen.

Preis

Auf der Homepage heißt es zwar, die Kochboxen gebe es ab 2,99 Euro pro Portion. Aber eben nur "ab". Unsere Kochbox mit drei Mal zwei Portionen hat 31,33 Euro gekostet. Das macht sie erschwinglicher als Hello Fresh, im Vergleich zum bewussten selbst einkaufen ist sie jedoch immer noch kein Schnäppchen.

Fazit

Ist eine Kochbox besser als die andere? Das lässt sich so leicht nicht beantworten. Wer eine Box für jeden Tag möchte, greift zu Dinnerly oder Hello Fresh, wer für einen besonderen Anlass etwas Außergewöhnliches sucht, zu My Cooking Box. Wer eine große Auswahl an Rezepten will, hält sich an Hello Fresh, wer erschwinglichere, aber ebenso leckere Gerichte möchte, zu Dinnerly.

Ob das Kochbox-Prinzip insgesamt etwas für einen ist, muss jeder selbst entscheiden. Vorteil: Der wöchentliche Einkauf fällt kleiner aus, es gibt keine lästige Suche nach Zutaten mehr und der Abonnent wird dazu animiert, vielseitig zu kochen. Nachteil: Viel Verpackungsmaterial fällt an und es gibt beim Kochen wenig Flexibilität, da die Rezepte immer schon in der Vorwoche ausgewählt werden. Auch finanziell muss man sich das Angebot leisten können.