Manfred Haas (von links), Rafal Wojtczak und Bernhard Waidele stellten sich und ihre Ideen dem Publikum vor. Foto: Schwarz

Am 12. März steht in Bad Rippoldsau-Schapbach die Bürgermeisterwahl an. Die öffentliche Kandidatenvorstellung im Kurhaus war mit rund 150 Zuhörern gut besucht und hatte durchaus Unterhaltungswert.

Gestartet wurde die Vorstellungsrunde von Rafal Wojtczak, der nur zehn der zur Verfügung stehenden 20 Minuten benötigte. Wojtczak wurde in Polen geboren und ist vor zwei Jahren nach Schapbach gezogen. Aus gesundheitlichen Gründen sei er Hausmann, Erfahrungen in der Politik und Verwaltung habe er nicht.

Was ihn motiviere, sei die spürbare Unzufriedenheit im Ort. Waidele fokussiere sich zu sehr auf künftige, große und touristische Projekte, mache zu wenig für diejenigen, die bereits da sind, so der Tenor seiner Aussagen. Es fehlten Zebrastreifen und ein Pub für die Jugend, dafür habe man Bauruinen. Es brauche einen vernünftigeren Umgang mit den Finanzen. Konkrete Antworten auf all die Wünsche und Fragen habe er nicht, die fehlende Erfahrung sei aber kein Problem. Der Gemeinderat werde ihm helfen.

Waidele überzieht Redezeit

Die von ihm nicht benötigte Redezeit hätte Amtsinhaber Bernhard Waidele gut gebrauchen können. Er wurde nach 20 Minuten zweimal ermahnt, zum Ende zu kommen. Waidele nutzte die Gelegenheit, auf erfolgreich umgesetzte Projekte und den in seiner Amtszeit verringerten Schuldenstand hinzuweisen. Gelungen sei dies mithilfe von Fördermitteln und trotz der Investitionen in der Größenordnung von 6,4 Millionen Euro. Waidele versuchte auch mit dem Hinweis auf seine langjährige kommunalpolitische Erfahrung sowie auf seine Kontakte zu den Behörden und der Politik zu punkten.

In seinem Ausblick erwähnte er das „alternativlose“ Nahwärmeprojekt, den Neubau der Bergle-Brücke und den Bau eines neuen Feuerwehrhauses. Auch die Investorensuche für die ehemalige Klinik, die Gestaltung des Postparkplatzes, der Umbau des Klösterle-Kindergartens sowie der Grunderwerb für ein Blaulichtzentrum stünden auf der Agenda.

Foto: Schwarzµ

Kandidat Manfred Haas eröffnete seine Rede mit der Bemerkung, sich für die Zeit der Wahl das Pseudonym „Ernst Macht“ zugelegt zu haben. Warum blieb sein Geheimnis. Darüber hinaus zitierte er Joseph Victor von Scheffel mit einer Aussage rund um Lenzlüfte, die Wonnen der Welt und die tapfere Kunst, sich „zweisam zu sonnen“. Den Zuhörern fiel es schwer, die geistige Brücke zwischen Zitat und Anlass der Veranstaltung zu ziehen. Punkten konnte Haas wohl allenfalls mit dem Hinweis auf seine örtliche Herkunft.

Beruflich hat er den Weg des Finanzwirts eingeschlagen und danach eine Ausbildung als Versicherungskaufmann absolviert. 2011 ist er ins Wolftal zurückgekehrt und betreibt ein Selbstversorgerhaus. Darüber hinaus hält er Ziegen.

Haas will Ortsteil Holzwald in „Paradies“ umbenennen

Die Wahl verglich Haas mit dem Werben um eine Braut, die er mit seinem Antrag – gemeint war die Vorstellung an diesem Abend – in Verzückung versetzen wolle. Ob ihm das mit dem Seitenhieb auf Waidele („er hat es schon einmal geschafft, sogar die Polizei abzuhängen“) oder mit dem Vorschlag, das undichte Kurhaus einfach zu überbauen und acht bis zehn Meter zu erhöhen, um darin einen Maschinenraum unterzubringen, gelungen ist, sei dahingestellt. Auch die Vorschläge, eine Bahn vom Kurhaus in die Höhe hinaus zu installieren – „eine Gelddruckmaschine“ – und dies in Form einer Stiftung zu realisieren, sowie den Ortsteil Holzwald in „Paradies“ umzubenennen, lösten verwunderte Blicke im Publikum aus. Motorradströme will er umleiten und der Parkplatznot beim Wolf- und Bärenpark mit einer Online-Ticketausgabe begegnen.

Die drei Kandidaten beantworten Fragen aus dem Publikum

Eingemeindung
 Wojtczak verwies beim Thema „Eingemeindung“ auf seine nicht vorhandene Erfahrung und die Hilfe, die er sich vom Gemeinderat erhofft. Für Waidele ist die Eingemeindung „derzeit kein Thema“. Haas meinte: „Mir san mir.“ Er lehnte eine Eingemeindung somit ebenfalls ab.

Parkplatzsituation
Ein Zuhörer erkundigte sich nach Möglichkeiten zur Entschärfung der Parkplatzsituation am Bärenpark. Er kenne die Situation nicht, werde sich aber darum kümmern, wenn er Bürgermeister sei, sagte Wojtczak. Sicherheit gehe vor. Waidele verwies auf die bereits vorgenommene Parkplatzerweiterung und den Vorschlag, den Parkplatz in Richtung Berg weiter auszubauen. Dazu benötige man aber das Gelände, um die Investition über künftige Einnahmen zu finanzieren. Haas hob den Stellenwert des Wassers und der Natur hervor, mit beidem müsse man haushalten. Deshalb brauche es alternative Lösungen wie die Steuerung der Besucherströme. Dann reiche der Parkplatz aus.

Senioren
Die Frage nach Möglichkeiten, das Tal insbesondere für Senioren attraktiv zu machen, beantwortete Wojtczak mit „gute Idee“, im Moment habe er aber keine Antwort und werde deshalb auch darüber mit dem Gemeinderat sprechen. Waidele verwies auf den Wolftal-Erlebnisradweg und die erforderliche Durchgängigkeit des Weges, auf Outdoorgeräte und Bacherlebnisse. Das brauche Betreuung und Fördergelder. Haas erwähnte das ehemalige Hotel Fürstenbau als möglichen Brückenpfeiler für einen Neustart in die Kurbranche. Die Villa Sommerberg eigne sich als Seniorenresidenz.