Klare Botschaft der Villinger Narren: Beim kleinen Umzug am Dienstag präsentieren sie die "PACE-Flagge", welche für die internationale Friedensbewegung steht. Foto: Huber

Die Fasnet ist zurück. Dank der gelockerten Corona-Regeln war für die Narren zumindest eine Fasnet auf den Straßen möglich. Wie die Polizei, die Stadt und auch die Narrenvereine die diesjährige Fasnet gesehen haben, lesen Sie hier.

Villingen-Schwenningen - Die Bilanz der Schwenninger Fasnet ist wohl in drei Worte zu fassen: "anders aber schön". Allein die Tatsache, dass die Narren nahezu an allen Tagen mit Kaiserwetter gesegnet waren, ließ bereits am Samstag auf dem Hockenplatz die Sehnsucht nach einer "richtigen Fasnet" steigen. Beim spontanen Aufeinandertreffen zahlreicher Hästräger zur Mittagszeit – wohl aus Gewohnheit –, war den Vertretern aller Schwenninger Vereine anzumerken, wie gut dieses Wiedersehen nach der Zwangspause 2021 tat. "Stell Dir mal vor, wir könnten jetzt richtig Fasnet machen", hieß es mit Blick in den blauen Himmel. Doch statt Gejammer über Corona und abgesagte Umzüge hieß es in vielen Gesprächen: "Wir machen halt das Beste draus!"

Strahlende Kinderaugen und glückliche Eltern

Und das taten die Narren – für sich selbst und offensichtlich auch für die Bürger. Denn sowohl am Samstag als auch am Sonntag säumten diese die Straßen und freuten sich sichtlich über die umherziehenden Hästräger. Die Narren begegneten strahlenden Kinderaugen und glücklichen Eltern. Und nicht nur auf der Straße, sondern auch in der Zunftstube der Narrenzunft Schwenningen, in der Ziegelei der Ziegel-Buben oder bei der "Sitzfasnet" bei Lothar Anders in der Bierakademie ging es lustig und friedlich zu. Gerade in diesen Tagen wohl keine Selbstverständlichkeit. Das Fazit: Diese Fasnet fühlte sich anders an, aber bei Weitem nicht so traurig wie im Vorjahr.

Stadt ist "fast aus alles Nähten geplatzt"

Ähnlich sieht es auch der erste Zunftmeister der Historischen Narrozunft Villingen, Anselm Säger. Dieses Jahr sei es eine "alte, neutrale und chaotische Fasnet" gewesen. Viele Veranstaltungen seien zwar nicht organisiert worden, wären aber dennoch geordnet abgelaufen. Beim Maschgerelauf am Montag "ist die Stadt fast aus alles Nähten geplatzt", sagt Säger. Auch am Dienstag zogen die Narren in einem spontanen kleinen Umzug durch die Straßen der Innenstadt. Leider seien die Corona-Regeln wie Abstand oder Maskenpflicht weitestgehend ignoriert worden. "Die Leute wollten einfach mal wieder raus und die Narren sehen", resümiert der Zunftmeister. Schön sei aber gewesen, dass sich die Polizei weitestgehend zurückgehalten habe, die Narren habe feiern lassen und nur bei tatsächlichen Zwischenfällen eingegriffen habe.

Nicht mal allzu viel hat gefehlt

Im Vergleich zur normalen Fasnet vor Corona hat dem Zunftmeister in diesem Jahr nicht mal allzu viel gefehlt. "Klar die Wägen, Kutschen und das ganze Drumherum haben natürlich gefehlt." Für die klassischen Hästräger habe es aber kaum an etwas gemangelt. "Es war herrlich", ist Säger erfreut. Obwohl die Planungen für nächstes Jahr aufgrund der Unsicherheit mit Corona noch nicht weit fortgeschritten sind, hat sich Säger schon ein paar Gedanken gemacht. "Wenn eine normale Fasnet wieder möglich sein sollte, dann nehmen wir die alten Pläne aus der Schublade". Außerdem möchte er neue Aktionen integrieren, die in der Corona-Zeit entstanden sind. So etwa das Platzkonzert, welches am Sonntag stattgefunden hat und "sehr gut von den Leuten angenommen wurde".

Die Kehrseite der Medaille

Doch es gab auch die andere Seite der Fasnets- beziehungsweise Corona-Medaille. Die Stadt Villingen-Schwenningen teilt auf Anfrage mit, dass Verstöße gegen die Corona-Verordnung während der Hohen Tage sehr häufig gegeben waren. Zudem sei "allgemein eine sehr aggressive Stimmung" auf der Straße festgestellt worden. Besonders von jungen Erwachsenen ohne Fastnachtsverkleidung seien Widerstandshandlungen ausgegangen, so die Stadt. Hierbei sei es auch zu Angriffen auf mehrere Einsatzkräfte des Kommunalen Ordnungsdiensts gekommen, teils mit Verletzungsfolgen.

Die Arbeitsbelastung für den Kommunalen Ordnungsdienst sei, bezogen auf die Aufgabenwahrnehmung, in weiten Teilen dieselbe wie in der Zeit vor Corona gewesen. Es sei aber zu beobachten gewesen, dass sich der Aufenthalt von Personen im öffentlichen Raum nicht so weit in die Nachtstunden erstreckt habe wie gewöhnlich. Teilweise sei der Aufenthalt bereits ab 23.30 Uhr rückläufig gewesen, so die Pressestelle der Stadt.

Hohes Müllaufkommen – vor allem in Villingen

Auch für die Mitarbeiter der Technische Dienste Villingen-Schwenningen und insbesondere für die Stadtreinigung seien die Fastnachtstage sehr arbeitsintensiv gewesen. Das Müllaufkommen sei insgesamt sehr hoch gewesen. Dabei hätten Glasscherben einen auffallend hohen Anteil eingenommen. Während in Schwenningen die Verunreinigungen in der Innenstadt hauptsächlich nach dem Umzug am Sonntag zu beseitigen waren, habe das Müllaufkommen in der Villinger Innenstadt einen täglichen Einsatz der Stadtreinigung in den frühen Morgenstunden erfordert. Am Dienstag waren laut Pressestelle insgesamt zwölf Mitarbeiter und zusätzlich vier Kehrmaschinen mit Fahrern über vier Stunden lang in Villingen im Einsatz.

Traurige Polizeibilanz in Villinger Innenstadt

Auch die Polizei hatte in der Nacht von Fasnetmentig auf Dienstag in der Villinger Innenstadt viel zu tun. Gegen 20 Uhr hielten sich rund 200 Personen in der Rietstraße auf. Darunter waren viele verkleidete und feiernde Fasnetteilnehmer. Unter ihnen befanden sich aber auch rund 50 Personen, die mit dem närrischen Treiben nichts zu tun hatten, sondern vielmehr darauf aus waren, Unruhe zu stiften, teilte die Polizei am Dienstag mit. Personen aus dieser Gruppe warfen Feuerwerkskörper, zersplitterten Glasflaschen auf der Straße und verschmierten eine Hauswand mit Farbe. Nachdem die Polizei die Personen verstärkt ins Visier nahm, löste sich die Gruppe auf. Einen Mann zeigten die Beamten wegen des Abbrennens von Feuerwerk an. Ein ähnliches Bild zeichnete sich in der Färberstraße ab, auch hier war die Fahrbahn mit vielen Glasscherben übersät.

Angebliche Schlägerei löst sich auf

Gegen 22.30 Uhr musste die Polizei zu einer angeblichen Schlägerei größeren Ausmaßes ans Riettor ausrücken. Die gemeldeten etwa zwölf Personen waren bis zum Eintreffen der Polizeistreifen auseinander gegangen und die Beamten trafen niemanden mehr an.

Zwei Auseinandersetzungen nach Mitternacht

Kurz nach Mitternacht mussten die Ordnungshüter in der Gerberstraße eingreifen und einen Streit zwischen einem betrunkenen 22-Jährigen und einer 17-Jährigen schlichten. Eine weitere Auseinandersetzung konnten die Beamten verhindern, nachdem es gegen 1 Uhr in der Färberstraße zu einem Streit zwischen einem 27-Jährigen und einem 33-Jährigen gekommen war. Gegen 5.30 Uhr gelangte ein 32-Jähriger zur Anzeige, da er auf der Färberstraße an einer Hauswand seine kleine Notdurft verrichtete.