Der Verwaltungsausschuss lehnt die Reaktivierung der Bahnstrecke Rottweil-Balingen ab. Foto: Hopp

Für die Zukunft der Schienenstrecke Rottweil – Balingen sieht es schlecht aus. Im Rottweiler Kreistagsausschuss sieht man darin keine Reaktivierung, sondern einen – utopischen – Neubau. Manch einer hätte sich jedoch eine mutigere Entscheidung gewünscht.

Über die Reaktivierung der Schienenstrecke RottweilBalingen wurde in einer entscheidenden Sitzung des Verwaltungsausschusses des Kreistags am Montag debattiert.

Landrat Wolf-Rüdiger Michel betont darin die Komplexität des Projekts und stellt das Ergebnis einer beauftragten Machbarkeitsstudie vor. Die nun vorgelegte finale Fassung dieser Studie brachte keine neuen Erkenntnisse zu dem, was bereits in der Sitzung im Juli präsentiert und von Michel nochmals umrissen wurde.

„Wenn man über ein Projekt spricht, dass frühestens im Jahr 2050 fertig wird, gibt es kein richtig oder falsch, sondern mehr das Gefühl nach vielen Fragen. Wie teuer wird’s? Wie lange dauert es? Macht es Sinn?“, verdeutlicht der Landrat.

Neubau. „Die Machbarkeitsstudie hat festgelegt, dass man nicht mehr von einer Reaktivierung sprechen kann“ sagt Michel. Reaktivierung wäre es, wenn man eine stillgelegene Bahnlinie habe, bei der noch alle Schienen oder weitere infrastrukturelle Voraussetzungen nach heutigen Vorschriften da seien. Doch im Raum Rottweil müsste ein Neubau her, einschließlich eines Tunnels, so der Landtag.

300 Millionen Euro stehen im Raum

„Wir haben bei einem theoretischen Verlauf der Linie über Rottweil, Neukirch, Schömberg, weiter Richtung Balingen etwas unter 50 Prozent Anteil der Streckenführung.“ Da ein Neubau benötigt werde, müsse Rottweil für diese 50 Prozent der Strecke jedoch weit über 80 Prozent der Kosten tragen. Ebenso bekäme man für den Neubau weniger Förderung wie für eine Reaktivierung.

„300 Millionen Euro würden für das Gesamtbauprojekt aufkommen. Stand heute kämen nach Abzug der Fördermöglichkeiten rund 30 Millionen Euro auf uns zu“, verdeutlicht er.

Regiobus böte gute Anbindung

Regiobus. „Ich glaube wir wären gut beraten, wenn wir auf den Regiobus setzten, der auch nach Aussage des Zollernalbkreises zum Fahrplanwechsel 2026 kommen könnte“, sagt Michel.

Damit hätten die Bürger aus Rottweil eine gute Anbindung zum Bahnhof nach Balingen und kämen von dort auch gut nach Tübingen, dem gedachten Endpunkt dieser Strecke, so der Landrat.

Ebenso fügt er hinzu: „Selbst, wenn man die Strecke bauen würde, gäbe es keine belastbare Zusage vom Bund oder Land, dass auf der Strecke dann auch Züge fahren. Ich sehe es schon kommen, dass die Finanzierung des Zugverkehrs dann auch noch kommunal ist.“

Reaktionen. „Wir können den Wunsch des Zollernalbkreises sehr nachvollziehen, dass sie eine Bahnverbindung Richtung Süden haben wollen. Anderseits müssen wir zwischen Wunsch und Bedarfsplanung deutlich unterscheiden. Wünschen würden wir uns schon eine Bahnverbindung, doch wir glauben, dass dies kein Projekt der nächsten 20 Jahre wäre, sondern eins der nächsten 50, und das würde uns deutlich überfordern“, hebt Berthold Kammerer (SPD) hervor. Wichtig sei es, dass der Regiobus so schnell wie möglich komme. Dies sei eine realistische Lösung.

Christian Ruf bedauert fehlenden Mut

Anderer Meinung ist Christian Ruf (CDU). „Wenn mit den langen Planungszeiten argumentiert wird, ist es, meiner Meinung nach, genau das Argument, um in das Projekt einzusteigen.“ Weil man genau wisse, wie lange es dauern werde, bis sowas umgesetzt sei.

„Ich stelle schon fest, dass wir bei jeder Möglichkeit über eine Verbesserung des ÖPNV sprechen, dann aber wenn es Geld kostet, nicht bereit sind,] auch nur ansatzweise in diese Richtung zu denken, so wird’s mit der Mobilitätswende nicht ganz so einfach“, sagt er weiter. Sehr traurig finde er, dass seit über fünf Jahren über die Schaffung eines Busses gesprochen werde. Und heute heiße es wieder, dass man sich über einen Bus bis zum Fahrplanwechsel 2026 freuen würde. „Ich bin mal gespannt wies dann 2026 aussieht.“

„Es wäre eigentlich eine mutige Entscheidung für die Bahnstrecke zu stimmen, wer weiß, ob wir nicht 2050 sagen, warum haben wir das damals nicht gemacht“, sagt Hubert Nowack (Grüne).

Trotz dieser Gegenstimmen der Kreisräte lehnt der Ausschuss die Reaktivierung der Bahnstrecke Rottweil-Balingen in seiner Sitzung mit elf zu vier Stimmen ab. Das letzte Wort hat der Kreistag.