Matthias Laug von der DB Consulting stellt im Technischen Ausschuss die Machbarkeitsstudie für die Reaktivierung der Schienenstrecke zwischen Balingen und Rottweil vor: Die Strecke sei ein „großer volkswirtschaftlicher Gewinn“.
Lohnt es sich, die ehemalige Bahnverbindung zwischen Balingen und Rottweil zu reaktivieren? Das Interesse ist groß. Viele Schömberger Bürger und Gemeinderäte, aber auch Vertreter des Nachbarlandkreises Rottweil waren zur Sitzung des Kreistagsausschusses für Technik und Umwelt gekommen.
Laut Matthias Laug von der DB Consulting tut es das. Eine elektrifizierte Strecke könnte die Verkehrssituation wesentlich verbessern und wäre laut Nutzen-Kosten-Index in der Standardisierten Bewertung ein „großer volkswirtschaftlicher Gewinn“. Allerdings würde dieser kleine Lückenschluss“ gut und gerne 300 Millionen Euro kosten, was das Vorhaben erst mal in weite Ferne rückt.
Eingangs hatte Landrat Günther-Martin Pauli darauf verwiesen, dass man vom Land angehalten sei, über die Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken nachzudenken. Die Region Reutlingen-Tübingen sei „das einzige Oberzentrum, das keinen vernünftigen Anschluss an das Schienennetz hat“.
Nord- und Südvariante denkbar
Eine Nord- und eine Südvariante stellte Matthias Laug in seiner Machbarkeitsstudie vor, wobei er die Nordvariante über Zepfenhan und Neukirch klar favorisierte. Auf der Südvariante – der früheren Bahnstrecke zwischen Balingen und Rottweil – wäre der Fahrgast etwa 45 Minuten unterwegs, auf der Nordvariante nur 30 Minuten. Erschwerend kommt hinzu, dass die Bahnstrecke auf der Südvariante mehrere Schutzgebiete durchquert, was auch den Nutzen-Kosten-Index beeinflusst.
Auf der neu zu bauenden Strecke, 11,8 Kilometer lang, wären nicht nur ein Umbau des Bahnanschlusses bei Holcim, auch ein Kreuzungsbahnhof in Schömberg müsste gebaut werden. Zudem seien Brückenbauwerke und Straßenunterführungen erforderlich, ein Tunnel auf dem Berner Feld in Rottweil und eine Überquerung des Neckartals. Der Vorteil: Hier könnte dann eine Stadtbahn, eine Straßenbahn, verkehren. Ein weiterer Vorteil: Eine durchgehende Verbindung, zum Beispiel zwischen Villingen und Balingen, würde geschaffen.
Kosten: 50 Millionen Euro entfallen auf den Zollernalbkreis
Weil die neue Strecke hauptsächlich auf Rottweiler Gemarkung verlaufen würde, würden auf den Zollernalbkreis anteilsmäßig nur etwa 50 Millionen Euro entfallen.
Erik Wille (AfD) sagte, dass das „Zukunftsmusik“ sei. Es gebe auch andere Projekte, die volkswirtschaftlich sinnvoll wären, und die nicht umgesetzt würden: „Wenn wir darüber abstimmen, werde ich mit ‚Nein‘ stimmen.“ Helmut Barth (CDU) sagte, der Nutzen-Kosten-Index könne nur dann stimmen, „wenn der überregionale Verkehr mit einbezogen wird“. Der Nutzen-Kosten-Index, konterte Landrat Günther-Martin Pauli, sei „aus heutiger Sicht“ höher als bei anderen Projekten: „Weil wir nicht abgehängt werden wollen, ist es wichtig, rechtzeitig die Weichen zu stellen.“
Das sagen die Kreisräte
Ein „unheimlicher Fortschritt für den Zollernalbkreis“ wäre der Lückenschluss laut Martin Frohme (SPD). Leider habe Rottweil „bisher noch keine Bereitschaft gezeigt“. Anton Müller (FWV), Bürgermeister von Dormettingen, erklärte, die Anliegergemeinden seien dankbar, dass der Lückenschluss in Betracht gezogen werde.
Erstaunlich sei, dass mit 3000 Fahrgästen gerechnet werde. Dass die Strecke Balingen – Schömberg nicht eingestellt worden sei und die Anliegergemeinden sie mitfinanziert haben „sonst würden wir heute nicht darüber diskutieren“. Für Wolfgang Schneider (CDU) wäre die Bahnverbindung nach Rottweil eine Riesenchance, den Zollernalbkreis an den Fernverkehr, „an die Schiene nach Süden anzubinden“.
Die Machbarkeitsstudie, sagte Pauli, habe „ein erstaunliches Ergebnis gebracht“, aber: „Gut Ding braucht Weile.“
Regionalbuslinie Balingen – Rottweil kommt
SBG wird Ergänzung:
Während die Bahnverbindung zwischen Balingen und Rottweil noch warten muss, ist die Regionalbuslinie in trockenen Tüchern: Verkehrsamtsleiter Tobias Liebhardt informierte, dass die schnelle Busverbindung demnächst starten werde; die bisherige Buslinie der SBG werde zur „Ergänzungslinie“. Ein Wettbewerb zur Vergabe solle 2024 starten.
Hechinger Nachtschwärmer:
Einstimmig beschlossen wurde noch, den Hechinger „Nachtschwärmer“ einzustellen, weil es keine oder nur eine sehr geringe Nachfrage gegeben habe. Landrat Günther-Martin Pauli hatte bereits bei der Einführung des „Nachtschwärmers“ angekündigt, dass man bei einer zu geringen Nachfrage die „Reißleine“ ziehen werde.