Hier in der Waldtorstraße soll in der Verlängerung des Verkehrsversuchs wieder Gegenverkehr erlaubt sein. Foto: Patrick Nädele

Der Gemeinderat hat am Mittwochabend entschieden: Der Verkehrsversuch geht in die Verlängerung – gegen den Willen der CDU-Fraktion. Mehr als zwei Stunden hat sich das Gremium dazu ausgetauscht. Kritiker können aber einen kleinen Erfolg verbuchen.

Vor der Entscheidung des Rottweiler Gemeinderats, den Verkehrsversuch mit einigen Änderungen bis ins nächste Jahr zu verlängern, haben die Stadträte und die Verwaltung eine Reihe von Schreiben und Anrufe erhalten. Die einen bitten, die Verkehrsführung so zu gestalten, dass die Anwohner nicht stärker belastet werden. Andere gehen einen Schritt weiter und fordern, den Versuch wie geplant zum 15. Oktober zu beenden.

Auf Kosten vieler

Ja, der Ansatz der Stadt, mit dem Einbahnstraßenverkehr am Friedrichsplatz und den daraus folgenden Änderungen für die Autofahrer in der Innenstadt eine Reduzierung des Verkehrs und damit eine Steigerung der Attraktivität für das Geschäftsleben zu erreichen, sei nachvollziehbar. Das sagen Sigrid Schneider-Hertkorn, Elena Hall und Christoph Hertkorn in ihrem Schreiben an Oberbürgermeister Christian Ruf und die Mitglieder des Gemeinderats. Doch sie fragen sich auch, ob es denn gerecht ist, auf Kosten der vielen Bürger, die nun neben einem erhöhten Verkehrsaufkommen vor ihren Häusern auch mit weiteren Belastungen auszukommen haben, die „doch sehr dürftige Attraktivitätssteigerung am Friedrichsplatz“ umzusetzen.

Offener Brief

Händler Tobias Rützel greift in einem offenen Brief ähnliche Aspekte auf. Für ihn ist klar: spätestens nach der Verlängerung müsse der Versuch eingestellt werden, denn zu einem Aufblühen der Stadt komme es seiner Meinung nach erst, wenn die Rahmenbedingungen stimmen, also etwa das Parkhaus auf der Groß‘schen Wiese steht, die ZUP-Verlegung vollzogen oder auch der Friedrichsplatz baulich aufgewertet ist. Er zeigt sich überzeugt: „ Wenn im kommenden Winter die Schlagzahl an belebenden Events“ abnimmt, die Menschen wieder weniger zu Fuß und mit dem Rad unterwegs sein werden, „dann wird die Verkehrsberuhigung erst ihre volle Ausprägung erreichen und für sehr leere Fußgängerwege sorgen“.

Kritik der Händler

Und Rützel blieb nicht der einzige Innenstadt-Händler, der sich im Vorfeld der Entscheidung zu Wort meldete – auch am Mittwochabend in der Einwohnerfragestunde. Zudem gab es bereits in den vergangenen Wochen immer wieder Hinweise auf Umsatzrückgänge und Klagen der Kunden.

Eine, die bereits vor der Sitzung am Mittwochabend reagierte, ist Grünen-Stadträtin Ira Hugger. Auch als Anwohner und Händlerin pflichtet sie Rützel bei, dass es besser für die Akzeptanz einer Verkehrsumstellung wäre, „wenn wir einige der geforderten Infrastrukturmaßnahmen schon vorweisen könnten“.

Der Knackpunkt

Und an diesem Knackpunkt schieden sich auch am Mittwoch in der Sitzung des Gemeinderats die Geister. Rasmus Reinhardt (CDU) sah in Bezug auf die Anpassungen und Maßnahmen keine großen Streitpunkte, unterstrich jedoch die Intention seiner Fraktionskollegen: Zunächst müssten die notwendigen Strukturen geschaffen werden.

Für die deutliche Mehrheit des Gremiums überwog indes die Aussicht auf eine fundierte Datengrundlage für die Entscheidung zur künftigen Verkehrsführung – also für eine Verlängerung des Verkehrsversuchs. Oberbürgermeister Christian Ruf kam dabei allerdings der Forderung der Freien Wähler entgegen, dies nicht bis 31. März auszudehnen. Am 29. Februar soll dann Schluss sein, im Januar im Gremium die Entscheidung fallen, wie danach in Rottweil gefahren, geradelt und gelaufen wird.