Ein Haustier bedeutet Verantwortung – und sollte bestenfalls ein Familienmitglied werden. Foto: AdobeStock_Dora Zett

Erschlagene Meerschweinchen, ausgesetzte Schildkröten, vergiftete Katzen – im Kreis Freudenstadt kam es zu dramatischen Fällen. Eine Tierschützerin sagt, was man dagegen tun kann.

Horb - Es ist ein Vorfall, der erschüttert: Ein Besitzer hat sich seiner vier toten Meerschweinchen einfach in einem Waldgebiet entledigt. Ob er seine Tiere eigenhändig erschlagen oder als Giftköder ausgelegt hat, um Wildtiere umzubringen, konnte noch nicht geklärt werden. Einzelne Personen wandten sich auch mit folgendem Verdacht an unsere Redaktion: Sie glauben, dass der Meerschweinchenbesitzer und der mutmaßliche Waldachtaler Tierquäler ein und die selbe Person sind.

Aber warum begehen Menschen solch grausame Taten an Tieren? Sind sie sich vielleicht den Aufwand eines Kleintieres nicht bewusst? Unserer Redaktion hat mit der Tierschützerin Beatrice Buchmann gesprochen.

Tiere kosten viel Geld

Zu Beginn des Gespräches stellt sie gleich klar: Ein Tier draußenbedeutet Verantwortung. Bevor sich Menschen ein Haustier anschaffen, sollten sie sich darüber informieren, welches Tier zur Person und ihren Lebensumständen passt.

Tiere benötigen ausreichend Beschäftigung und auch die Kosten spielen eine große Rolle. "Man sollte sich fragen, ›kann ich mir das Tier überhaupt leisten?‹", so Buchmann. Die Tierarztkosten seien dieses Jahr angestiegen, aber auch die Grundbedürfnisse der Haustiere, wie Futter seien teuer.

Hohe Lebenserwartung – auch bei Kaninchen

Oftmals würden sich Familien "Kaninchen als Einstiegstiere" anschaffen, damit Kinder lernen, Verantwortung zu übernehmen. "Die Eltern sollten sich aber darüber bewusst sein, dass Kaninchen 14 Jahre leben können, und die Eltern die Mit-Verantwortung tragen", stellt die Tierschützerin klar. Zudem sollten Besitzer ihre Tiere kastrieren lassen: "Kleine Tierkinder sind immer niedlich, aber auch die werden schnell groß."

Ihre Kernbotschaft: "Wenn man sich ein Tier anschafft, holt man sich ein Lebewesen ins Haus, das ein Familienmitglied werden sollte."

Aussetzen wird unter Strafe gestellt

Immer mehr Menschen setzen ihre Tiere aus, wenn sie es nicht mehr wollen. Aber warum? "Ich denke, vieles ist da unserer modernen Gesellschaft geschuldet, ›ich kaufe mir etwas, und wenn ich es nicht mehr will, schmeiße ich es weg‹". Das sei manchmal Überforderung, manchmal Dummheit. Manche Menschen denken, ihre Haustiere können in der Natur überleben, in Wirklichkeit schadet das aber dem Ökosystem – und die Besitzer unterschreiben mit dem Aussetzen das Todesurteil für ihr Tier. "Haustiere brauchen den Menschen, um zu überleben", sagt Buchmann. Wie Tierquälerei stehe auch das Aussetzen von Tieren deshalb unter einer hohen Strafe.

Tierheime an Kapazitätsgrenzen

Und was kann ein Besitzer tun, wenn er merkt, dass er mit seinem Tier überfordert ist? In so einem Fall solle man sich mit dem örtlichen Tierschutzverein oder an ein Tierheim wenden. Diese seien zwar momentan an ihren Kapazitätsgrenzen – dennoch versuchen sie, zu helfen. Sobald sich abzeichnet, dass man das Tier nicht mehr möchte, solle sich der Besitzer mit dem Tierheim in Verbindung setzen.

Giftköder schwer zu nachweisbar

In Waldachtal verdächtigte eine Frau eine Person aus ihrer Nachbarschaft, Giftköder ausgelegt zu haben, um Tiere unter Vorsatz zu töten. "Das sind wirklich grausame Menschen", so die Tierschützerin. Es sei oft schwierig, nachzuweisen, dass es sich um einen Giftköder handelt. Man müsse dafür den Giftköder einschicken lassen, den das Tier gefressen hat.

Weggeworfene Lebensmittel können Todesurteil bedeuten

Oftmals würden Tiere allerdings aufgrund "unglücklicher Unfälle" vergiftet werden. Viele Lebensmittel, die Menschen wegschmeißen, seien für Tiere lebensbedrohlich. "Schon eine weggeworfene Traube oder ein Döner mit Zwiebel ist Gift für Hunde." Deshalb solle man seinen Müll immer zuhause entsorgen.

Und für Tierbesitzer gilt: Man sollte seine Hunde trainieren, draußen nichts zu fressen, und ihnen beibringen, dass sie sich Essen aus dem Mund nehmen lassen. In der Realität könne man aber vieles nicht beeinflussen. "Wenn die Hunde freilaufen, sieht man nicht alles, was sie tun".

Buchmann ist seit 38 Jahren Tierschützerin in Horb. Die Taten, von denen unsere Redaktion kürzlich berichtet hat, findet sie "furchtbar traurig". Noch schlimmer sei es allerdings, dass dem mutmaßlichen Täter nicht das Handwerk gelegt wurde. Sie hofft, dass zumindest der Fall zu den toten Meerschweinchen aufgeklärt werden kann.