Bürgermeister Brahim Bedebe aus Atar in Mauretanien trug sich ins Goldene Buch der Stadt Nagold ein. Foto: Priestersbach

Bereits seit 20 Jahren hat sich der Nagolder Verein „Helfende Hände“ mit seinen rund 150 Mitgliedern die humanitäre Hilfe für Bedürftige in Mauretanien, Burundi und Uganda auf seine Fahnen geschrieben. Nun wurde dieser runde Geburtstag gebührend gefeiert. Zum krönenden Abschluss wurde Hans-Joachim Fuchtel zum Ehrenmitglied ernannt.

Der runde Geburtstag wurde am Wochenende in der Stadthalle gebührend gefeiert: Mit zahlreichen Gästen, afrikanischen Rhythmen und Spezialitäten – und mit der Ernennung von Hans-Joachim Fuchtel zum Ehrenmitglied des engagierten Vereins. Auf Initiative des ehemaligen parlamentarischen Staatssekretärs wurde der Verein 2003 gegründet.

Wie der Vorsitzende Günter Seibold in seiner Begrüßung feststellte, helfe der Verein vornehmlich Kranken und Waisenkindern in den bitterarmen afrikanischen Ländern. Doch wolle man eben nicht nur akute Überlebenshilfe leisten, sondern vor allem auch „Hilfe zur Selbsthilfe“.

2003 hatte der Verein seine Arbeit mit humanitären Hilfsprojekten in Mauretanien begonnen, seit 2012 wird mit Burundi eines der ärmsten Länder der Erde unterstützt und im vergangenen Jahr wurden medizinische Projekte in Uganda begonnen. Nicht unerwähnt ließ der Vorsitzende die vielerorts sehr schlechten Lebensbedingungen für die Menschen in Afrika durch Kriege, Unruhen, Epidemien, Dürreperioden oder Korruption. Indem man den Menschen Perspektiven in den eigenen Ländern biete, „haben wir die realistische Möglichkeit, den Abermillionen Menschen zu helfen und sie davon zu überzeugen, nicht nach Europa zu fliehen“, unterstrich Seibold.

Immer wieder Einsätze vor Ort

Jedes Jahr würden zwei oder drei Seecontainer mit Hilfsgütern nach Afrika geschickt – und mindestens einmal im Jahr gebe es persönliche Einsätze vor Ort bei den verschiedenen Projekten. Wie Seibold betonte, erfolge die Hilfe „unabhängig von der politischen Situation und der vorherrschenden Religion“.

Foto: Priestersbach

Gleichzeitig wies er darauf hin, dass sich der Verein nur aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen finanziere. Allerdings sind auch die Helfenden Hände vom demografischen Wandel betroffen. „Wir brauchen junge, tatkräftige und organisationsstarke neue Mitglieder“, lautete deshalb sein Aufruf.

Dass man in Nagold stolz auf das Engagement der „Helfenden Hände“ ist, machte Oberbürgermeister Jürgen Großmann deutlich. Gleichzeitig erinnerte er daran, dass der frühere CDU-Bundestagsabgeordnete und Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel vor 20 Jahren den Mut hatte, eine lokale Entwicklungshilfe-Politik anzustoßen, um Menschen in Afrika zu helfen. Mit Blick auf den Besuch von Brahim Bedebe, Oberbürgermeister der rund 30 000 Einwohner zählenden Stadt Atar in Mauretanien, kündigte der OB eine „Transfer-Partnerschaft“ an.

„Wir wollen eine neue Seite der Zusammenarbeit aufschlagen“, nannte Großmann in diesem Zusammenhang Infrastruktur-Bereiche wie die Wasserversorgung, den Müllsektor oder den Tourismus. So sei eventuell ein Gegenbesuch geplant, „um auszuloten, mit welchen Erfahrungen wir in Mauretanien helfen können“.

Lebensqualität in Atar verbessert

Übersetzt vom VfL-Vorsitzenden Holger Enes dankte Bürgermeister Bedebe dem Verein aus Nagold für seine „vorbildliche Unterstützung“, durch die sich sich die Lebensqualität der Bürger in Atar vor allem in den Bereichen Bildung und Gesundheit deutlich verbesserte habe. Bei dieser Gelegenheit skizzierte er ehrgeizige und innovative Ziele für die Zukunft seiner Stadt, die mit Hilfe aus Nagold erreicht werden könnten.

Schon vor 20 Jahren war der Musikverein aus Calw-Stammheim in Mauretanien dabei. Nun begleitete er die Feier zum runden Geburtstag. Foto: Priestersbach

Für den CDU-Bundestagsabgeordneten Klaus Mack sei klar, dass die in den vergangenen 20 Jahren geleistete humanitäre Hilfe zur Selbsthilfe alles andere als eine Selbstverständlichkeit ist. Vor diesem Hintergrund lobte er besonders den „großartigen ehrenamtlichen Einsatz“, mit dem viel zur Verbesserung der persönlichen Lebensverhältnisse der Menschen bewegt wurde.

Aus neuem Krankenhaus entstand der Verein

In seiner Rückschau erinnerte Hans-Joachim Fuchtel an die vielfältige Unterstützung für den Neubau eines Krankenhauses in Mauretanien, der zugleich in die Gründung der „Helfenden Hände“ mündete.

Nach einer ersten Reise in das westafrikanische Land, bei der auch der Musikverein Stammheim an Bord war und während der 30 Ärzte Tag und Nacht gearbeitet hatten, formulierte Fuchtel auf dem Rückflug die Satzung des Vereins aus. „Die Kunst ist, dass man nicht wartet, bis der Staat kommt“, betonte Fuchtel. Er wurde im Rahmen der Feier als „Vater des Vereins“ zum Ehrenmitglied der „Helfenden Hände“ ernannt – und erhielt von Bedebe noch einen „Boubou“, das traditionelle westafrikanisches Kleidungsstück.