Bemerkenswertes Denkmal der Industriegeschichte: die Rußhütte in Freudenstadt Foto: B.Schwarz

Die alte Rußhütte vor den Toren der Stadt muss dem geplanten Tunnelbau weichen. Doch das historische Gebäude wird nicht abgerissen. Stattdessen wird es in seine Einzelteile zerlegt und auf dem Gartenschaugelände wieder aufgebaut.

Bekanntlich steht die Mitte des 19. Jahrhunderts gebaute und denkmalgeschützte Rußhütte dem geplanten Tunnelbau im Weg. Bei der Planung seien laut Rudolf Müller, Leiter des Amts für Stadtentwicklung, verschiedene mögliche Trassen für eine Tunnelzufahrt geprüft worden. An der Hütte kam jedoch keine Trassenvariante vorbei. Es war klar, dass die Rußhütte weichen muss.

Sind die Tage der alten Rußhütte an der Stuttgarter Straße vor den Toren der Stadt also gezählt? Ja und nein. Denn das historische Gebäude soll Stein für Stein versetzt werden. Müller blickt erwartungsvoll ins Frühjahr 2025: „Wenn alles gut läuft, steht die Rußhütte dann wie neu beim Platzmeisterhaus im Christophstal.“

Alte Steine und Ziegel lassen erahnen, wie es im Inneren aussieht. Foto: B.Schwarz

Dabei ist die Rußhütte seit Jahren kein Schmuckstück mehr. Sie gammelt völlig vernachlässigt und unbeachtet vor sich hin. Sie ist nur durch ein provisorisches Blechdach geschützt, die Fenster sind eingeschlagen und mit Brettern vernagelt. Das Mauerwerk zerbröselt. Auch die Versuche des einstigen Rußhütten- und heutigen Denkmalvereins, das geschichtsträchtige Gemäuer wieder in öffentliche Erinnerung zu rücken, gingen weitgehend ins Leere.

Das Schicksal der Hütte ist inzwischen auch eine Angelegenheit des Bundes, da die geplante Tunnelzufahrt eine Bundesstraße sein wird. Der Bund hat über das Land Baden-Württemberg das Regierungspräsidium Karlsruhe mit einem zweiten Planfeststellungsverfahren für das Tunnelprojekt beauftragt. Dieses Verfahren ist kurz vor der Fertigstellung.

Rußhütte soll für Ausstellung genutzt werden

Damit wird die Frage der Rußhütte wieder aktuell. Bei der Vorbereitung der Gartenschau 2025 kam der Gedanke auf, die Rußhütte umzusiedeln zum Platzmeisterhaus ins Christophstal. Dort soll sie als Ausstellungsraum dienen für Schriften, Bilder, Fotos und Dokumente über die alten Schwarzwälder Waldgewerke. Die Hütte soll dort über die Gartenschau hinaus verbleiben. Über ihre spätere Verwendung gibt es laut Rudolf Müller noch keine Pläne.

In einem ersten Schritt hat nun eine für Baudenkmale spezialisierte Firma die Rußhütte „baulich aufgenommen“, wie Müller sagt. Das heißt, ihr aktueller Zustand wurde über mehrere Tage statisch und bautechnisch untersucht und dokumentiert. Dazu musste nicht nur eine befestigte Zufahrt zur Rückseite der Hütte geschaffen, sondern auch wegen ihrer Baufälligkeit innen eine provisorische Zwischendecke eingezogen werden. Diese Arbeiten sind inzwischen schon abgeschlossen.

Starke Verwitterung

Die Ergebnisse der Untersuchungen sind Grundlage für ein Gutachten, ob und wie die Rußhütte umgesiedelt werden kann und was es kosten wird. Dieses Umsiedeln, die Fachleute sprechen von „Translozieren“, soll laut Müller möglichst „Stein um Stein“ geschehen, das Gutachten solle aufzeigen, wo im Dachstuhl oder im Mauerwerke Defizite bestehen, die zu beheben oder zu ersetzen sind. Das Dach werde sicherlich wieder mit roten Biberschwanz-Ziegeln gedeckt.

Bei den Untersuchungen wurden bereits einige Steine, alte Balken und Ziegel aussortiert und beiseite gelegt. Sie zeigen zum Teil starke Verwitterungsschäden. Die Kosten für eine Versetzung bleiben beim Bund, so der Amtsleiter.

„Wir begrüßen das Vorgehen und hoffen, dass die Versetzung jetzt bald geschieht“, sagt Kurt Breuer vom Verein für Kulturdenkmale Freudenstadt. Der Verein ist eine Nachfolgeorganisation des Ende der 90er-Jahre gegründeten Fördervereins Rußhütte. Breuer stellte nun auch historisches Material für das Gutachten zur Verfügung.