So könnte das Tunnelportal aussehen. Foto: RP Karlsruhe

Regierungspräsidium stellt Projekt detailliert vor. Planfeststellung beginnt im nächsten Jahr.

Freudenstadt - Seit Jahrzehnten wird diskutiert und geplant: Jetzt ist ein Tunnel zur Entlastung von Freudenstadt vom erdrückenden Verkehr in greifbare Nähe gerückt. Das Planfeststellungsverfahren soll im nächsten Jahr eingeleitet werden.

Schon die französische Besatzungsmacht hatte 1946 erkannt, dass Freudenstadt eine Entlastung vom Verkehr nötig hätte. Nach über 70 Jahren soll dies in absehbarer Zeit Wirklichkeit werden. Bei einer Informationsveranstaltung des Regierungspräsidiums (RP) Karlsruhe im Kongresszentrum in Freudenstadt konnten die interessierten Bürger anhand von bewegten Visualisierungen schon mal sehen, wie der Verkehr nach Fertigstellung des Tunnelasts von der Bundesstraße 28 zur Bundesstraße 462 einmal fließen wird.

Der Kienbergsaal war gut gefüllt, als Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder die Veranstaltung eröffnete. Oberbürgermeister Julian Osswald habe einmal gesagt, dass die Freudenstädter gar nicht mehr an das Tunnelprojekt glauben. "Dafür wollen wir den Gegenbeweis antreten", so die Regierungspräsidentin.

Oberbürgermeister Julian Osswald betonte, dass über 24.000 Fahrzeuge pro Tag den Marktplatz passieren. "Viele wollen einfach nur durch". Der Tunnel in Richtung Baiersbronn bringe derzeit die größte Entlastung. Man müsse sich bei den Projekten im Landkreis wie Hochbrücke in Horb, Rauher Stich und Bahnübergang Seewald auf Prioritäten festlegen, das habe man mit diesem Tunnelast nun getan. Der zweite in Richtung Kniebis sei im weiteren Bedarf mit Planungsrecht des Bundesverkehrswegeplans enthalten, "damit er irgendwann mal verwirklicht werden kann", so der OB.

Kosten bei rund 113 Millionen Euro

Die Straßenplanung stellte Projektleiter Nicolai Deveaux vor. Der Tunnel zwischen der B 28 (Stuttgarter Straße) und der B 462 in Richtung Baiersbronn wird rund 1,5 Kilometer lang und hat von West nach Ost aus Richtung Baiersbronn eine leichte Steigung. Die Kostenschätzung liegt bei 113 Millionen Euro. Gebaut wird in überwiegend geschlossener Bauweise im Sprengvortrieb. Lediglich an den beiden Portalen ist eine offene Bauweise von jeweils 30 bis 50 Metern vorgesehen. Zusätzlich wird ein Rettungsstollen mit Rettungsplätzen an beiden Ausgängen gebaut. Die maximale Überdeckung des Tunnels im Bereich des Stadtbahnhofs gab Deveaux mit 45 Metern an.

Lärmschutzwälle am Ostportal

Aus Richtung Baiersbronn geht es in der heutigen Kurve in den Tunnel, die Bundesstraße 462 in der Boschenlochkurve in Richtung Stadt wird danach zurückgestuft. Am östlichen Eingang beim Straßenbauamt in Freudenstadt sind Lärmschutzwälle vorgesehen. Eine Spur der Stuttgarter Straße führt geradewegs in den Tunnel, die andere wird zum Linksabbieger in Richtung Innenstadt. Der Verkehr an dem Knotenpunkt wird durch eine Ampelanlage geregelt.

Burchard Stocks stellte ausführlich die Landschaftsplanung vor und ging auf die Umweltverträglichkeitsstudie ein. Man habe alle Gegebenheiten analysiert und Alternativen überprüft. Zur Tunnelmündung an der Stuttgarter Straße gebe es aber keine Alternative. Die Belüftung des Tunnels erfolge über die beiden Portale. Einen zentralen Kamin im Gebiet um den Stadtbahnhof werde es zur Entlüftung nicht geben.

Um zu vermeiden, dass während der Bauarbeiten belastetes Wasser in den Forbach fließt, werde man den Tunnel von der Innenstadt aus graben. Stocks nannte auch ein paar imposante Zahlen. So wird mit 160.000 bis 170.000 Kubikmeter Aushub gerechnet, das sind etwa 350.000 Tonnen. Dazu sind etwa 13.000 "Einwegfahrten" mit Kippsattelschleppern notwendig, was insgesamt rund 26.000 Fahrten ergibt. Der Abtransport erfolgt vom Ostportal aus über die Stuttgarter Straße. Zusätzliche An- und Abfahrten sind für die Anlieferung von Baumaterial notwendig.

Die Auswirkungen für die Umwelt halten sich laut Stocks in Grenzen. Am Westportal müssen rund 1500 Quadratmeter Wald gerodet werden. Mit dem Schutzgut Pflanzen und Tiere gebe es keine großen Probleme. Die Neuversiegelung betrage lediglich 650 Quadratmeter. Den Veränderungen und Beeinträchtigungen stünden nachhaltige Entlastungen von Verkehr, Lärm und Luftschadstoffen in Teilen des Stadtgebiets gegenüber, so das Fazit von Burchard Stocks.

Grenzwerte werden unterschritten

Den Technischen Umweltschutz erläuterte Frank Hildenbrand, Sachgebietsleiter beim Regierungspräsidium in Karlsruhe. Er zeigte Karten, die vor allem am Ostportal eine etwas höhere Lärmbelastung ausweisen. Dort sei ein Schallschutzkonzept notwendig, zum Beispiel mit Schallschutzfenstern an betroffenen Häusern. Großflächige Lärmminderungen gebe es dagegen an der Wohnbebauung im Stadtgebiet. Das gleiche gelte für die Luftschadstoffe. Deren Grenzwerte würden deutlich unterschritten.