Der Calwer Tafelladen freut sich über jede Spende. Dennoch reichen diese momentan nicht aus, um alle bedürftigen Menschen zu versorgen. Foto: Thomas Fritsch

Der Tafelladen in Calw und das Sozialkaufhaus Kreuzermarkt in Nagold geraten an ihre Grenzen. Es kommen immer mehr Bedürftige, doch die Spenden bleiben gering.

Calw/Nagold - Was tun, wenn einem das Geld ausgeht? Wie soll man sich selbst oder gar die ganze Familie versorgen? Fragen, die so manchem immer näher kommen; gerade wegen der enorm steigenden Kosten. Doch schon vor der Pandemie, der Energiekrise und der Inflation haben diese Fragen einige Menschen beschäftigt.

Deswegen gibt es schon seit Jahrzehnten Tafelläden oder Sozialkaufhäuser, die sich um die besonders Bedürftigen kümmern. Wer sich nicht viel leisten kann, findet dort einen Platz zum Essen und zum Einkaufen von benötigten Lebensmitteln. Gerade diese Einrichtungen sorgen in der Not für einen.

Ukraine-Krieg lassen Zahlen steigen

Doch auch sie spüren die Folgen der Pandemie, die steigenden Kosten durch Energiekrise und Inflation. Und besonders die Folgen des Ukraine-Kriegs und der damit wachsenden Zahl an Flüchtlingen.

Karin Schoeck vom Sozialkaufhaus Kreuzermarkt in Nagold berichtet von der enorm wachsenden Kundenzahl: "Sie hat sich mehr als verdoppelt. Im Juni 2021 waren es noch 1800 Kunden. Dieses Jahr waren es 3800." Man sei auf Spenden also angewiesen. Denn obwohl die Kundenzahlen quasi "explodieren", tun dies die Spenden zum Beispiel von Supermärkten oder Bäckereien nicht.

"Diese werden eher sogar weniger", betont Schoeck. Die Supermärkte kaufen – auch wegen steigender Kosten – nicht mehr in der Masse ein, wie früher. Man merke, dass gerade Supermärkte besser kalkulieren. Und dadurch weniger Spenden für die Tafel übrig bleiben. Gerade Grundnahrungsmittel würden extrem fehlen – Mehl, Reis und Ähnliches.

Supermärkte kalkulieren besser

Auch in Calw sei die Problematik deutlich spürbar, ist sich Bärbel Rusch, aus der Verwaltung der Caritas, mit Schoeck einig. Auch im Calwer Tafelladen haben sich die Kundenzahlen "locker verdoppelt". Und auch Spenden aus Supermärkten seien es immer weniger. In Calw fehle es vor allem an Frischware. "Bei uns sind teilweise alle Kühlschränke leer", stellt Rusch klar. Da merke man die Not direkt.

"Gott sei Dank, gibt es allerdings auch Privat-Spender", meint die Verwaltungsdame. Diese helfen oft an genau den Stellen, wo es besonders hakt. "Die Aufrufe haben auf jeden Fall gefruchtet", pflichtet auch Michael Vogelmann, Fachleiter Soziale Hilfen bei der Caritas Nordschwarzwald und Gäu, bei. Einerseits sei es ja gut, dass Supermärkte am Ende des Tages weniger wegwerfen; andererseits bleibt dadurch auch weniger für die Tafel.

Aber zum Glück gingen in letzter Zeit viele Einzelspenden oder Spenden von Vereinen und Schulklassen in Calw ein. "Das Problem ist in Calw auf jeden Fall angekommen. Das ist gut zu wissen", bekräftigt Vogelmann. "Doch der Bedarf ist riesig."

Auch finanzielle Spenden gefragt

Was da auch helfe, seien eben die Privatspenden. So erzählt Schoeck im Gespräch mit unserer Redaktion von einem weihnachtlichen Wunder im Kreuzermarkt in Nagold. Eine Familie hatte sich dazu entschlossen, auf eigene Weihnachtsgeschenke zu verzichten und stattdessen dem Sozialkaufhaus etwas zu spenden. "Sie haben bei den Mitarbeitern vor Ort nachgefragt, was gebraucht wird und haben dann einen Großeinkauf für uns gemacht", zeigt sich Schoeck von der Entscheidung berührt.

Dennoch: Auch wenn gerade zur Weihnachtszeit viele Menschen spendenfreudig sind, sei es wichtig, dass auch im kommenden Jahr weiter fleißig gespendet wird, sind sich alle einig. "Denn dann kommen die ganzen Rechnungen", weiß Vogelmann. Gerade deshalb freue er sich auch über die Spende der Sparkasse Pforzheim Calw. Denn auch finanzielle Spenden sind gefragt.

"Es geht darum, etwas zu bewirken"

Die Sparkasse beschloss anlässlich des Nikolaustags am 6. Dezember, sich ein Beispiel am Heiligen Nikolaus, Bischof von Myra, zu nehmen. Wie auch er sich für Menschen in Not und Armut einsetzte, machte dies auch die Bank. Denn sie spendete insgesamt 24 000 Euro an sechs Tafelläden in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet. "Uns ist es besonders wichtig, auch im Sozialen Bereich Akzente zu setzen", betonte Vorstandsvorsitzender Stephan Scholl.

Gerade Tafelläden seien aktuell besonders gefordert. Die Nachfrage steige und Spenden seien benötigt, unterstreicht Scholl. "Es geht darum, etwas zu bewirken." So erhielten das Sozialkaufhaus Kreuzermarkt Nagold, der Calwer Tafelladen Caritas, die Oberderdinger Tafel, die Pforzheimer Tafel, die Diakonie Remchingen Tafelladen und das Caritaszentrum Mühlacker jeweils 6000 Euro. "Ich weiß in Nagold und Calw gibt es eine Bürgerschaft, in der Gemeinsamkeit sehr groß geschrieben wird. Und ich weiß, dass etwas Gutes damit bewirkt wird", sagte Scholl abschließend.