Die Nachfrage und die Preise steigen, es fehlen aber Lebensmittel in den Regalen des Calwer Tafelladens. Obendrein ist das Personal mehr als knapp. "Wir werden derzeit überrannt und brauchen dringend Unterstützung", sagt Bärbel Rusch aus der Verwaltung der Caritas.
Calw - Steigende Energiepreise, teure Lebensmittel, viele Geflüchtete, vor allem aus der Ukraine – bei den Tafeln, auch der in Calw am Hermann-Hesse-Platz, herrscht derzeit ein enormer Andrang. "Bislang hatten wir täglich 20 bis 30 Kunden im Laden, momentan sind es mindestens 60 bis 70 am Tag. Das Geschäft hat üblicherweise montags bis freitags von 14 bis 16 Uhr geöffnet. "In letzter Zeit öffnen wir aber bereits um 13 Uhr, um den Ansturm bewältigen zu können", berichtet Rusch. Um das in geordneten Bahnen tun zu können, würden bereits vormittags Nummern an die Kunden verteilt, die nach und nach ins Geschäft dürfen. "Wir wollen unsere Kunden nicht in großem Gedränge einfach abspeisen, sondern auch mit ihnen ins Gespräch kommen. Uns ihre Sorgen und Nöte anhören, das gehört bei uns dazu", betont die Caritas-Mitarbeiterin. Viele Stammkunden würden inzwischen fern bleiben, weil sie um den täglichen Ansturm im Laden wüssten.
Kaum noch Zeit für ein persönliches Wort
Um weiterhin ein offenes Ohr für die Bedürftigen haben zu können, benötige man dringend weitere ehrenamtliche Mitarbeiter, die im Laden mithelfen. "Wir brauchen vor allem Hilfe an der Kasse", sagt Rusch. Rund zehn Ehrenamtliche sind es derzeit, vor allem ältere Menschen, "die sich zum Teil wegen Corona aber nicht so richtig trauen, was völlig verständlich ist". Für persönliche Gespräche bleibe durch den personellen Engpass kaum noch Zeit. Das sei schade, denn der Lebensmittelladen sei auch ein Türöffner zu anderen Angeboten der Caritas.
Derzeit nur ein einziger Fahrer
"Wir sind ein ganz normaler Laden wie bei Tante Emma, in dem man ganz normal, nur eben zu kleinen Preisen, einkaufen kann." Nicht nur im Geschäft wird es personell eng, denn es fehlt außerdem mindestens ein Beifahrer mit Führerschein, der den derzeit einzigen Fahrer, der Lebensmittelspenden einsammle, unterstütze. "Wenn unser Fahrer ausfällt, wird es kritisch."
Ein weiteres Problem: Der Tafelladen hat viel weniger Waren als sonst im Angebot. Während mit den ukrainischen Flüchtlingen in Calw die Zahl jener wuchs, die Lebensmittel bei der Tafel kaufen wollen, gingen gleichzeitig die Lebensmittelspenden zurück. "Wobei wir den drei bis vier Spendern, die sich regelmäßig engagieren, überaus dankbar sind", betont Rusch. Vor allem Käse, weitere Milchprodukte und Fleisch seien derzeit Mangelware im Tafelladen. Zum Teil werde rationiert: "Je nachdem, was wir da haben, kann es sein, dass pro Person nur ein Becher Joghurt abgegeben wird."
Eine Ende ist nicht in Sicht
Etwa drei Wochen nach Kriegsausbruch in der Ukraine begann der enorme Zulauf im Tafelladen. Ein Ende ist nicht in Sicht, die Zahl der Hilfsbedürftigen insgesamt – Geflüchtete aus anderen Ländern und sonstige Bedürftige inbegriffen – ist nach wie vor hoch, Tendenz steigend. "Auch alle anderen Menschen, nicht nur die aus der Ukraine, haben ein Recht auf Unterstützung", betont die Caritas-Mitarbeiterin. "Wir müssen eben schauen, wie wir das jetzt bewältigen." Die Arbeit im Tafelladen bringe derzeit jedenfalls nicht nur eine körperliche und eine gewisse psychische Belastung mit sich: "Die Kunden geben uns sehr viel zurück und sind sehr dankbar, dass wir ihnen helfen, den Alltag zu erleichtern".
Info: Ehrenamtliche gesucht
Die Caritas Schwarzwald-Gäu ist in ihrem Tafelladen am Hermann-Hesse-Platz dringend auf weitere ehrenamtliche Helfer angewiesen, um dem Ansturm Herr zu werden. Wer sich eine solche Tätigkeit vorstellen kann, nimmt Kontakt zu Bärbel Rusch in der Verwaltung der Caritas auf: Telefon 07051/9 25 90 oder 92 59 17 (Montag bis Donnerstag, jeweils von 8 bis 14 Uhr).