Nach dem Rückzug von Nafz Enterprises ist wieder offen, wie es mit dem Stöckerkopf weitergeht. Foto: Heiko Klumpp

Der Investor Nafz Enterprises hat sich dazu entschieden, das Entwicklungsprojekt am Stöckerkopf nicht zu realisieren. Das geplante Großprojekt war in Baiersbronn zum Teil hitzig diskutiert worden.

Baiersbronn - Die Gründe für die Absage des Entwicklungsprojekts, das den Bau einer Seilbahn, einer Berghütte und eines Hotels umfasst, sind vielschichtig, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung der Gemeinde Baiersbronn und der Investoren.

Die Entscheidung sei ihnen nicht leichtgefallen, betonen die Geschäftsführer Sebastian und Lukas Nafz. Gemeinsames Ziel aller Projektbeteiligten sei es gewesen, die Attraktivität der Gemeinde Baiersbronn im Tourismus zu steigern und ein wirtschaftlich tragfähiges Gesamtkonzept mit der Kombination aus einer Seilbahn, einer Berghütte und einem Hotel am Stöckerkopf umzusetzen.

Ruf bedauert Absage

"Mit großem Bedauern habe ich die Absage der Investoren Nafz Enterprises zur Kenntnis genommen. Nichtsdestotrotz werden wir jetzt in den politischen Meinungsbildungsprozess einsteigen und gemeinsam mit der Verwaltung und dem Gemeinderat ausloten, wie wir die Zukunft des Baiersbronner Hausberges gemeinsam gestalten werden", wird Bürgermeister Michael Ruf in der Mitteilung zitiert. "Der Stöckerkopf und das Sankenbachtal haben sowohl eine zentrale Bedeutung für unsere Bürgerinnen und Bürger, als auch für unsere Gäste. Diesem Anspruch wollen wir gerecht werden und eine zukunftsfähige Lösung für Baiersbronn erarbeiten", so Ruf.

In der Pressemitteilung werfen die Gemeinde und Nafz Enterprises auch einen Blick zurück: Die Zusammenarbeit der Gemeinde Baiersbronn, der Baiersbronn Touristik und Nafz Enterprises startete bereits im November 2021. Damals wurden erste Ideen für das Entwicklungsprojekt am Stöckerkopf ausgetauscht. Von Dezember 2021 bis Januar 2022 erarbeitete Nafz Enterprises ein Konzept zum Bau und zum Betrieb der Seilbahn, der Berghütte und des Hotels. Im Februar und März 2022 entschied sich der Gemeinderat von Baiersbronn, das Entwicklungsprojekt am Stöckerkopf gemeinsam mit Nafz Enterprises umzusetzen. Dessen Fertigstellung war bis zur Gartenschau 2025 geplant.

Strenge Auflagen

Aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen sei es zunehmend schwieriger, die gemeinsamen Ziele zu erreichen und die Fertigstellung im Zeitplan zu realisieren, erklären die Geschäftsführer Nafz. Auf die Gründe der Investoren für den Rückzug geht die Pressemitteilung näher ein. So bringen Umwelt- und der Naturschutz strenge Auflagen beim Bau und beim Betrieb der Seilbahn mit sich, die in langwierigen Verfahren vom Regierungspräsidium geprüft und genehmigt werden müssten. Deshalb könne eine Fertigstellung der Seilbahn zur Gartenschau 2025 nicht mehr garantiert werden.

Während der Bauphase bestünde das Risiko, dass durch steigende Kosten die Seilbahn, die Berghütte und das Hotel erheblich teurer würden als ursprünglich geplant. Die steigenden Zinsen trügen dazu bei, dass auch die Finanzierungskosten für das Entwicklungsprojekt deutlich zunehmen. Die höhere Inflation und die steigenden Zinsen sorgten dafür, dass die Bürger weniger Geld für Freizeitaktivitäten zur Verfügung haben, beziehungsweise ausgeben möchten. Darüber hinaus sei der Tourismus durch die Covid-19-Pandemie, durch steigende Preise und durch Personalmangel in der gesamten Verkehrs- und Tourismusbranche stark eingeschränkt. Resultate wären, dass Ticket- und Spritpreise steigen oder Flug- und Zugverbindungen häufiger ausfallen. Dadurch entstünde das Risiko, dass nicht genügend Besucher auf die Berghütte und in das Hotel kommen, um beides wirtschaftlich zu betreiben.

Um sicher zu stellen, dass keine der am Entwicklungsprojekt Stöckerkopf beteiligten Parteien Schaden davonträgt, habe sich Nafz Enterprises für eine Absage in dieser frühen Phase entschieden. Die beteiligten Parteien betrachten die Entscheidung in der aktuellen Lage als verantwortungsvoll.