Torsten Schöll vom Verlag regionalkultur, (von links), Autor Hubert Klausmann, Landrat Wolf Rüdiger Michel, Autor Rudolf Bühler und Kreisarchivar a.D., Bernhard Rüth, haben den "Kleinen Sprachatlas des Landkreises Rottweil" präsentiert. Foto: Siegmeier

Der Landkreis Rottweil besticht durch seine Vielfalt, nicht nur kulturell, sondern auch sprachlich. Das wird einmal mehr im "Kleinen Sprachatlas des Landkreises Rottweil" deutlich, der jetzt präsentiert wurde.

Kreis Rottweil - Die Mundart im Land erlebt seit einigen Jahren eine ungeahnte Renaissance. Und seit Ministerpräsident Winfried Kretschmann den Dialekt ausdrücklich als "erhaltenswertes Kulturgut" tituliert, und die Landesregierung mit der Tagung zu "Gegenwart und Zukunft der baden-württembergischen Dialekte" ein deutliches Signal für die Wertschätzung der Mundart und ihrer Pflege gesetzt hat, ist der Fokus wieder deutlich auf die Dialekte gerutscht.

Große Vielfalt an Mundart im Kreis

Welche Vielfalt an Mundart es allein im Kreis Rottweil gibt, das kann man in dem druckfrischen Sprachatlas eindrücklich nachlesen, der jetzt nahezu pünktlich zum Jubiläum der letzten Kreisreform vor 50 Jahren erschienen ist. Das Buch ist ein "Identitätsbaustein für den Landkreis", betont Landrat Wolf-Rüdiger Michel bei der Buchvorstellung, denn der Dialekt sei schließlich Inbegriff des Heimatgefühls.

Fegen, kehren, wischen

Und man staunt doch glatt, wie viele unterschiedliche Begriffe es nur allein für das Benutzen eines Besens gibt. Während man im einen Ort fegt, wird anderswo gekehrt, oder gar gewischt. Oft liegen nur wenige Kilometer zwischen den unterschiedlichen Begriffen. Und trotz aller unterschiedlicher Begrifflichkeiten sind Sprachen doch grenzübergreifend und verbindend – das wird hier schnell deutlich.

Aber schließlich geht es in dem Büchlein nicht nur um die einzelnen Orte, sondern die Mundart wird zudem in den wissenschaftlichen Gesamtzusammenhang eingebettet. Ein Buch, in dem es sich zu lesen lohnt.

Von Aichhalden bis Zimmern

Die Idee ein Handbuch zur Mundart im Kreis Rottweil herauszubringen, entstand auf die Initiative des SPD-Kreistagsmitglieds Winfried Hecht. Im Jahr 2020 hatte sich Rudolf Bühler, Mitarbeiter des Ludwig-Uhland-Instituts für Empirische Kulturwissenschaft der Uni Tübingen, dann auf den Spuren des Dialekts, in die gut 70 Orte und Gemeinden des Landkreises – von Aichhalden bis Zimmern –aufgemacht, und insgesamt 250 Leute gefragt, jüngere und ältere. Eine Mammutaufgabe, denn galt es dort erst mit den Ortsverwaltungen Kontakt aufzunehmen, nach geeigneten Gesprächspartnern zu fragen, und dann die Gespräche zu führen.

200 Wörter abgefragt

"Es war aber wichtig vor Ort zu sein", betont er. Das Arbeiten sei sehr angenehm gewesen. Ungefähr 200 Wörter habe er jeweils abgefragt. Das Ergebnis beeindruckt. Und in dem Buch, das man gut als Standardwerk auf diesem Gebiet bezeichnen kann, sind die unterschiedlichen Begriffe auf 176 Seiten und 72 Karten eindrücklich beschrieben. Jede Seite steht für sich und kann einzeln betrachtet und gelesen werden.

Hubert Klausmann, ebenfalls Autor und Mitarbeiter des Ludwig-Uhland-Instituts für Empirische Kulturwissenschaft der Uni Tübingen, freut sich, dass der Landkreis Rottweil sich dem Thema Mundart so offen gestellt habe, und gleich die Bereitschaft dagewesen sei, den Atlas anzugehen. Bislang habe man lediglich den Landkreis Böblingen bearbeitet und Rottweil. Freudenstadt sei in Arbeit und erscheine als nächstes, lässt er wissen. "Die Zusammenarbeit mit dem Landratsamt Rottweil war vorbildhaft", lobt er.

Kreisarchivar a.D., Bernhard Rüth, der das Projekt begleitet hatte, betont, dass es von Anfang an wichtig gewesen sei, das Projekt wissenschaftlich fundiert durchzuführen. Für die Honorarkosten zur Ermittlung der Erhebungen hat der Kreis 44 700 Euro investiert, 14 500 Euro, wurden aus Fördermitteln des Zweckverbands Oberschwäbische Elektrizitätswerke (OEW) finanziert.

Zum Buch

Rudolf Bühler und Hubert Klausmann, Kleiner Sprachatlas des Landkreises Rottweil, Herausgegeben vom Landkreis Rottweil. 176 Seiten mit 72 Karten und Abbildungen, fester Einband. Erschienen im Verlag regionalkultur, ISBN 978-3-95505-358-1, 19,90 Euro.