Die Wild-Wings-Spieler bedanken sich nach der letzten Saisonpartie gegen Nürnberg bei ihren Fans für die auch in dieser Saison großartige Unterstützung. Foto: Roland Sigwart

Am Sonntag um 16.47 Uhr war die neunte DEL-Saison für die Wild Wings zu Ende. 4142 Zuschauer waren zum sportlich stilvollen Abschied des Tabellenvorletzten in die Helios-Arena gekommen. Das 4:5 nach Penaltyschießen gegen Nürnberg war noch einmal spektakulär.

Und ausgerechnet in ihrer verrückten letzten Hauptrundenpartie gelangen den Wild Wings in der regulären Spielzeit vier Überzahltreffer. Dabei war das Powerplay eines der großen Baustellen der Schwenninger in diesem Spieljahr gewesen. "Dieses Spiel war gefühlsmäßig wie eine Achterbahnfahrt für uns – so wie die ganze Saison", brachte es Wild-Wings-Angreifer Alex Karachun auf den Punkt. Und spektakulär war ebenso, dass die vielen Zuschauer beim Abschied für eine Stimmung sorgten, wie sie in dieser ganzen Saison nicht zu hören war. Dabei spielten nur gerade am Abstieg vorbeigeschrammte Wild Wings gegen einen Pre-Play-off-Teilnehmer aus Franken.

Johannes Huß: "Wir müssen endlich raus aus dem Tabellenkeller"

Als Nürnbergs Tyler Sheehy um 16.47 Uhr den entscheidenden Penalty für die Ice Tigers verwandelt hatte, zogen die Wild Wings sehr selbstkritisch Bilanz nach einer Saison, die sie einmal mehr nicht in den Play-offs sieht.

Neben dem Fazit von Sportdirektor und Trainer Christof Kreutzer war vor allem nachhaltig, was Nationalverteidiger Johannes Huß unterstrich und dabei das Grundproblem im Schwenninger Eishockey betraf: "Nach neun Saisons in der DEL müssen wir, die Wild Wings, endlich raus aus dem Tabellenkeller und Jahr für Jahr ein richtiger Anwärter auf die Play-offs werden. Der Standort ist top, die Bedingungen hier sind sehr gut. Die Grundlage für höhere Ziele ist da. Deshalb habe ich ja auch für weitere zwei Jahre unterschrieben. Doch jeder im Klub – von der obersten Etage bis ganz nach unten – muss sich nach dieser Saison hinterfragen, was er besser machen kann", forderte Huß.

Christof Kreutzer: "Die Saison war eine sehr große Herausforderung"

Christof Kreutzer bezeichnete die zurückliegende Saison "als eine sehr große Herausforderung und sehr schwierig. Oft wussten wir nicht, was morgen in der Liga passiert. Wir haben sehr hart gearbeitet und deshalb empfinde ich es als gerecht, dass wir zumindest den Klassenerhalt geschafft haben".

Kapitän Travis Turnbull: "Haben nicht den Weg für mehr Siege gefunden"

Auch der wohl nach Straubing wechselnde Kapitän Travis Turnbull blickte selbstkritsch zurück: "Es war vor allem auch durch die ganze Corona-Situation mental für uns sehr schwierig, aber dies war es auch für alle Mannschaften. Nicht nur unser schlechter Saisonstart war das Problem. Wir haben zu wenig den Weg gefunden, um mehr Spiele zu gewinnen. Positiv war, dass wir phasenweise gutes Hockey gespielt haben und sich unser Team nie aufgegeben hat."

Top-Keeper Joacim Eriksson: "Uns hat die Balance gefehlt"

Wild-Wings-Keeper Joacim Eriksson sprach ebenfalls von einer "sehr schwierigen Situation. Zu oft haben wir unseren Weg in den Spielen verlassen. Es hat leistungsmäßig bei uns die Balance gefehlt. Wir hätten mehr erreichen können. Von unserem neuen Trainer Harold Kreis habe ich nur Gutes gehört, deshalb gehe ich es positiv weiter an."

Alex Karachun: "Mit Harold Kreis in die richtige Richtung"

So sieht es auch Alex Karachun, der davon überzeugt ist, dass es mit seinem früheren Düsseldorfer Trainer Harold Kreis in der nächsten Saison in die richtige Richtung geht. "Er hat viel Erfahrung, kann eine Mannschaft gut führen. Wichtig wird aber auch sein, dass wir alle, die hier bleiben, an den richtigen Stellschrauben drehen."

Zukunft von Colby Robak ist offen

Offen ist die Zukunft von Verteidiger Colby Robak, der sich ebenfalls enttäuscht über die vergangenen Saison zeigt. "Wir hatten einfach zu viele Auf uns Ab, aber die Mentalität unserer Mannschaft war in Ordnung."

Marvin Cüpper und Peter Spornberger bleiben wohl auch

Nach Informationen unserer Zeitung haben die Wild Wings bei Torhüter Marvin Cüpper und Verteidiger Peter Spornberger die Option für die kommende Saison gezogen. Damit stehen bislang schon 16 Spieler des bisherigen Kaders unter Vertrag.

In den kommenden Tagen wird Christof Kreutzer mit den Spielern noch Abschlussgespräche führen. Die Saisonabschlussfeier der Wild Wings am Sonntagabend nach dem Spiel gegen Nürnberg wurde in der vollen Helios-Arena noch zu einem großen Erfolg – auch wenn die sportliche Bilanz einmal mehr nicht gut ausfällt.

Wild Wings – Nürnberg Ice Tigers 4:5 (0:3, 1:0, 3:1, 0:1)

Tore: 0:1 Bender (0:18), 0:2 Fleischer (2:12)., 0:3 Reimer (8:53/5:4), 1:3 Burström (23:34/5:4), 2:3 Görtz (49:19/5:3), 3:3 Tyson Spink (52:05/5:3), 4:3 Karachun (54:44/5:3), 4:4 Sheehy (58:43/5:4) – Entscheidender Penalty: Sheehy
Strafen: Wild Wings: 17 – Nürnberg 30 plus Matchstrafen für Blake Parlett, Andrew Bodnarchuk und Marcus Weber
Schiedsrichter: Hoppe/Rantala
Zuschauer: 4142