Familie Geroes, Inhaber von »Sieben Linden« in Lauterbach. Foto: Stapel

Umsatzverluste bis mindestens August. Liquide bleiben oder doch lieber etwas investieren?

Schramberg/Schiltach/Lauterbach - "Wir mussten als Erstes schließen und werden vermutlich auch am längsten darunter leiden müssen", betonen drei Hotelbesitzer aus Schramberg. Unter den aktuellen Coronaverordnungen leidet diese Branche ganz besonders.

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Drei bis vier Übernachtungen hat Daniela Weisser, Inhaberin der "Villa Junghans" in Schramberg, momentan pro Woche. Vor der Coronakrise seien ihre zwölf Zimmer und ein Apartment üblicherweise in der Frühjahrssaison komplett ausgebucht. Erlaubt sind nach aktuellen Regelungen jedoch nur Geschäftsgäste in Hotels. "Wir haben Monteure, Unternehmensberater sowie Gäste aus dem ärztlichen Notdienst, die bei uns aktuell übernachten", erzählt Weisser. "Schlimm ist für uns, dass nicht nur unsere Übernachtungsgäste wegfallen, sondern insbesondere die Veranstaltungen die bei uns gefeiert werden, wie zum Beispiel Hochzeiten und Konfirmationen." Bis August hätten ihre Kunden storniert, da ihnen die Situation zu heikel sei. "Verständlich. Wer will so heiraten? Niemand!"

Neue Ideen unverzichtbar

Im selben Boot sitzt auch die holländische Familie Geroes, Inhaber von "Sieben Linden" in Lauterbach. "Wir haben 13 Zimmer, aber unser Hauptumsatz sind Veranstaltungen", schildert Remco Geroes. Seine Frau Arina fügt hinzu: "Es ist schlimm, dass alles wegbricht." Das Hotel und Restaurant seien aktuell komplett geschlossen. "Wir nutzen die Zeit jetzt um zu renovieren, dass war sowieso an der Zeit", meint Remco Geroes. "Aber auch hier ist es schwer abzuschätzen, wie man mit der Situation umgeht. Bleibt man liquide für den Fall, dass erstmal alles geschlossen bleibt oder investiert man, falls wir wieder öffnen dürfen?" Niemand wisse wie es weitergeht, das sei eine hohe mentale Belastung, erklärt der Familienvater.

"Für unsere Industrie sieht es einfach recht düster aus", meint Genevieve Meier, Inhaberin des Restaurants und Hotels "Adler 1604" in Schiltach. Auf lange Sicht sei das nicht tragbar, betont die 48-Jährige. Neue Ideen und Konzepte seien daher unverzichtbar. "Wir möchten, sobald wir wieder öffnen dürfen, nicht mehr nur abends, sondern auch mittags Essen anbieten", erzählt Meier. "Den verlorenen Umsatz holen wir nicht mehr rein. Aber wir müssen positiv sowie optimistisch bleiben und müssen uns was einfallen lassen."

Positiv möchte auch Daniela Weisser bleiben. "Aber es ist schwer", sagt sie. "Wir müssen Leasingverträge und einen Kredit bezahlen, die Stadtwerke wollen auch Geld – die Kosten laufen ja einfach weiter." Vieles sei storniert oder auf das nächste Jahr gelegt worden. "Aber das bringt uns aktuell nichts", betont Weisser. "Das was wir jetzt alles verloren haben, kriegen wir nie wieder rein. Wir haben auch ein Leben neben dem Hotel, das Geld kostet."

Folgen zeigen sich später

Über die Corona-Soforthilfe seien alle drei Hotels dankbar, dass es sie gibt, jedoch würde es vorne und hinten auf Dauer nicht reichen. "Das ist ein fünfstelliger Betrag, schön das es ihn gibt, aber es reicht einfach nicht um seine Kosten auf so ungewisse Zeit zu decken. Wir haben einfach keine Einnahmen", tadelt Weisser. "Fluggesellschaften und Banken werden ständig gerettet, aber wir Kleinen nicht – wir müssen uns selbst retten!" Es seien Folgen, die noch nicht klar sind, aber definitiv kommen würden, tadelt Daniela Weisser.

Hoffnung auf den Sommer

Eine weitere Angst der drei Hotelbesitzer sei momentan, dass wenig Gäste kommen. "Wer geht nach so einer Krise direkt wieder ins Restaurant oder macht einen Kurzurlaub", ist sich Remco Geroes unsicher. "Ich denke, viele werden anfangs schüchtern sein und ans Sparen denken."So könne man die Hotellerie kaputt machen, meint Weisser. "Wenn wir wieder öffnen, müssen wir uns an Schutzmaßnahmen halten", erklärt sie. "Wir können nur begrenzt Tische besetzen und ob es überhaupt Nachfrage nach unseren Zimmern geben wird, ist ungewiss."

Die holländische Familie Geroes, die seit drei Jahren im Besitz des 120 Jahre alten Hotels "Sieben Linden" ist, sieht in der Corona-Pandemie auch etwas positives. "Jetzt haben wir Zeit unsere Betriebsführung, Speisekarte, Organisation sowie Einrichtung kritisch zu überdenken", betont Remco Geroes. "Auch in schweren Zeiten gibt es neue Chancen. Es wird zwar alles anders werden. Aber ich hoffe stark darauf, dass uns ein guter Sommer retten wird."

Das hofft auch Genevieve Meier: "Ich glaube, unsere heimischen Stammgäste werden uns in dieser harten Zeit auch unterstützen. Außerdem kann ich mir vorstellen, dass viele dieses Jahr im Inland Urlaub machen werden. Unser Schwarzwald ist ja bestens dafür geeignet." Daniela Weisser sieht die Rettung ebenfalls im Vorteil des Schwarzwald-Tourismus. "Wir hoffen jetzt alle auf einen guten Sommer und viele Gäste."